Sorgen um deutsche Wirtschaft wachsen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Ein Nullwachstum im vierten Quartal, einbrechende Exporte nach Russland und eine sinkende Inlandsnachfrage - die konjunkturelle Aussichten für Deutschland sind trübe.

Der deutschen Wirtschaft steht vor einem rundum enttäuschenden Schlussquartal. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erwartet für die Monate Oktober bis Dezember keinerlei Wachstum. Der Konjunkturmotor sei in den vergangenen Monaten merklich ins Stottern geraten, sagte DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner am Mittwoch.

Das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands wird nach der DIW-Prognose im Vergleich zum Vorquartal stagnieren. Im dritten Quartal rechnen die DIW-Experten noch mit einem Plus von 0,1 Prozent. Die Wirtschaftsschwäche sei zum Teil vorübergehenden Einflüssen wie den geopolitischen Krisen geschuldet, meinte Fichtner.

Export nach Russland brechen ein

Belastet wurde die wirtschaftliche Entwicklung unter anderem durch den Ukraine-Konflikt. Die deutschen Exporte nach Russland sind wegen der verschärften Wirtschaftssanktionen zuletzt regelrecht eingebrochen. Im August sanken die Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahresmonat um 26,3 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Das war der kräftigste Rückgang seit der Weltwirtschaftskrise 2009.

In der Rangliste der wichtigsten deutschen Exportkunden rutschte Russland vom elften auf den 13. Platz ab. Wegen der schwachen Konjunktur waren die Ausfuhren bereits 2013 um 5,2 Prozent gefallen, nachdem sie in den Jahren zuvor um bis zu 31 Prozent jährlich gestiegen waren. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sagte der “Bild”-Zeitung, die vielen Krisen auf der Welt gingen nicht spurlos an Deutschland vorbei. “Die Sanktionen gegen Russland treffen unsere Wirtschaft stärker als jede andere europäische Wirtschaft.”

Sorge um die Inlandsnachfrage

Gemessen am deutschen Bruttoinlandsprodukt sind die Exporte nach Russland jedoch nur von untergeordneter Bedeutung. Neben den geopolitischen Krisen beobachten die Unternehmen in Deutschland daher die Entwicklung der Inlandsnachfrage mit großer Sorge. In seiner am Montag vorgelegten Herbstprognose beurteilte jüngst der Deutsche Industrie- und Handelskammertag die wirtschaftliche Entwicklung für 2015 skeptisch.

Der DIHK rechnet für das kommende Jahr nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent – nach einem erwarteten Plus von 1,3 Prozent dieses Jahr. “Bemerkenswert viele Unternehmen erwarten für die kommenden Monate stagnierende Geschäfte”, schrieb der DIHK. Bei der Inlandsnachfrage befürchteten deutlich mehr Unternehmen Rückschläge.

Die verhaltenen Zukunftsaussichten führen laut DIHK zu sinkenden Investitionsplänen. Der Beschäftigungszuwachs verlangsame sich spürbar, vor allem Industrie und Handel ließen Vorsicht walten. In den Konsumbranchen deuten die Bewertungen der Lage dem DIHK zufolge alles in allem derzeit eher auf eine Abwärtsbewegung hin

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Robert Mandel/shutterstock.com

Neueste exklusive Artikel