Staffellauf, Hindernislauf oder Sprint?

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Es ist schon ganz schön abgefahren, wie die Börsen Kriegs- und Krisennachrichten einfach abgeschüttelt haben. Nehmen die Geldmanager das vorweg, was Politiker jetzt üben? Ich meine Deeskalation zwischen Ost und West an den Nahtstellen sowie Schulterschluss bei der Terrorbekämpfung. Das täte uns allen gut. Derweil blicken die Anlagestrategen erst mal auf die Notenbanken und dann gleich auch aufs nächste Jahr. Es bleibt bisher dabei - die Prognosen sind überwiegend optimistisch, aber zugleich vorsichtig und mit Wenn und Aber. Moment, das gilt nicht für alle, sondern für Aktien (was sonst) und nicht etwa auch für Anleihen, Rohstoffe und Gold (denen macht kaum einer Mut).
Ich mag ja Originelles, und das gibt’s nicht all zu oft bei den Volkswirten und Analysten, jedenfalls nicht bei ihren Veröffentlichungen. Echt cool sind die vom Research der Helaba. Die lassen sich jedes Jahr was Besonderes einfallen, sind mutig und für jedermann leicht verständlich - leider neigen sie zur Skepsis (Miesepeter werden sagen: Nee, die sind nur realistisch!). Egal, auch für 2016 haben sie - wie in jedem Jahr - über viele Seiten drei Kapitalmarktszenarien gezeichnet. Die will ich Euch im Ergebnis nicht vorenthalten.

Diesmal haben die Frankfurter aus den olympischen Sportarten drei traditionsreiche Disziplinen der Leichtathletik ausgewählt: Staffellauf, Hindernislauf und Sprint. Sie unterscheiden sich in der Strecke und Geschwindigkeit sowie im Risiko, überhaupt das Ziel ohne Stürze oder Disqualifizierung zu erreichen. An der Startlinie dieses Jahresausblicks 2016 stehen die Teams der Industrie- und Schwellenländer, bereit für den Wettlauf der Konjunktur und Kapitalmärkte.

Ganz oben steht der „Staffellauf“ als Hauptszenario - dem geben die Banker eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 70 Prozent. Hier ist die Stabübergabe entscheidend. Allerdings liegt ein perfektionierter Trainingsstand bei keiner der Volkswirtschaften derzeit vor. So wird - ökonomisch gesprochen - die Weltwirtschaft in 2016 zwar an Dynamik zunehmen, aber das Tempo bleibt in den meisten Ländern moderat. Der Dax dürfte steigen, aber ihm droht dann die Puste auszugehen. Im letzten Quartal soll er bei 12.000 Punkten liegen.

Das Alternativszenario „Hindernislauf“ ist negativ. Man gibt ihm auch nur eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 20 %. Das Rennen ist deutlich langsamer, das Wachstum erlahmt. Aktien und Euro schwächeln. Ein Hindernis kommt nach dem anderen und es besteht die Gefahr, dass nicht alle Teilnehmer das Ziel erreichen. Achtung festhalten: Würde das passieren, könnte unser Dax bis in den Bereich um 6.000 Punkte abstürzen.

Mir gefällt am besten (wie könnte es auch anders sein) das positive Alternativszenario „Sprint“. In diesem Fall würde die Weltwirtschaft durchstarten, fast alle Volkswirtschaften könnten ihr Wachstumstempo erheblich steigern, strukturelle Schwächen und politische Unsicherheiten würden abgebaut. Trotzdem noch keine Zinswende 2016 durch die EZB. Im „Sprint“ gewinnen Aktien und hängen Zinstitel klar ab. Aktien könnten dann weltweit zweistellige Zuwächse verbuchen, der Dax würde die Marke von 14.000 testen. Und der Euro-Dollar-Kurs erholt sich in Richtung 1,30. Zu schön, um wahr zu werden? Jo. Deshalb geben die Vordenker der Helaba dem „Sprint“ auch nur eine Chance von 10 Prozent. Kann man also vergessen. Halt! Was die Dax-Marke betrifft, würde ich selbst dennoch eher auf „Sprint“ als auf „Staffellauf“ setzen.

Post an den Börsenfuchs: boesenfuchs@onvista.de

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