Trotzige Optimisten

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Ein Scherzkeks hat mich aus aktuellem Anlass angemailt mit der Frage, ob sich die Olympischen Spiele positiv auf den Goldmarkt auswirken können. Meine Antwort: Im Prinzip ja, aber mit Risiko. Denn die Sieger werden ihre Medaillen vielleicht gleich nach den Spielern wieder verkaufen - sozusagen um ihre Goldenen zu versilbern. Im Ernst: Für Sammler und Anleger, denen nix Besseres mehr einfällt, gibt es wirklich schöne neue Münzen und Medaillen.

Undramatisch weiter die Börsenlandschaft. Einige internationale Strategen wundern sich schon in ihren Analysen zum Wochenende. Beispiel: Brexit-Folgen, geopolitische Gefahren … wo nehmen die globalen Investoren da ihre derzeitige Gelassenheit her? Viele Angst-Indizes, die Kursschwankungen von Aktien, Anleihen oder Währungen messen, liegen aktuell weit unter dem langjährigen Schnitt. Doch die Volatilität droht zurückzukehren. Der Ölpreis steht etwa 20 Prozent unter dem jüngsten Hoch. Bei Unternehmen weltweit schwächeln die Gewinne. Wann der Fed-Leitzins steigt, ist so ungewiss wie die wirtschaftlichen Folgen der US-Präsidentschaftswahl. Und das sind nur einige der bekannten Themen, die Anleger verunsichern könnten. Deren Nervenpolster scheinen wegen des schwachen Wirtschaftswachstums ohnehin eher dünn. Also erst mal vorsichtig bleiben, lautet die Empfehlung.

Das ist aber schon eine der skeptischen Positionen. Denn allmählich melden sich auch namhafte Optimisten wieder lauter zu Wort, darunter auch offizielle Stimmen: Das Brexit-Votum wirft aus Sicht der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bundesbank die Wirtschaft im Währungsraum nicht aus der Spur. Gestützt von der Binnennachfrage und einem moderaten Exportwachstum halte der Aufschwung in der Euro-Zone an, teilte die EZB jetzt in ihrem Wirtschaftsbericht mit. Was die künftige Entwicklung betrifft, so dürfte sich die konjunkturelle Erholung in einem mäßigen Tempo fortsetzen. Auch Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sieht den Wirtschaftsausblick durch das Votum nicht grundlegend verändert. Es dürfte zwar einen kleinen Dämpfer geben, aber insgesamt werde sich die Aufwärtsbewegung fortsetzen.

Aber, aber: Ob die angesichts der vielen Unsicherheitsfaktoren trotzig auftretenden Optimisten Recht behalten, wissen wir wohl erst in ein paar Wochen. Mehr Klarheit über die Wirtschaftsentwicklung ist wohl erst im September zu erwarten. Dann werden neue vierteljährliche Konjunktur- und Inflationsprognosen der EZB-Experten vorliegen, können die Folgen des Brexit-Votums besser abgeschätzt werden. Aktien-Fans, das haben die zurückliegenden Tage gezeigt, können sich auf Rückhalt durch die Notenbanken verlassen - nicht nur in Europa, wo die Bank of England mit ihrem großen Zinspaket die Märkte positiv überrascht hat.

Der August verspricht erst einmal ein ziemlich entspannter Börsenmonat zu werden, mit uneinheitlichen Aktienkursen ohne starke Veränderung des Gesamtniveaus nach oben oder unten. Aber diese Einschätzung kann sich über Nacht ändern. Abgesehen von den schon schwitzenden Edelmetallverkäufern, die ungebremst heftig die Anleger von der Jahrhundert-Chance Gold zu überzeugen versuchen, werden international Value-Aktien (und nicht mehr Wachstumswerte) angepriesen. Auch ausgewählte Schwellenländer-Werte und Wandelanleihen stehen auf einigen Speisekarten. Und als heiße Spezialität für Wagemutige mit weitem Zeithorizont: Jetzt antizyklisch ein paar der zusammen geknüppelten europäischen Bankaktien (wie Deutsche Bank) kaufen - Motto: Die gehen nicht kaputt und kommen irgendwann mächtig wieder.

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