US-Notenbanker drängt auf Zinswende

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Die Zinswende in den USA könnte schneller kommen als von Experten erwartet. Einer der führenden Notenbanker rechnet angesichts der anziehenden Konjunktur mit einer früheren Erhöhung der Leitzinsen. Das dürfte keine gute Nachrichten für die unter Druck geratenen Börsen sein.

Wenn sich die Wirtschaft weiter so gut entwickle, werde die Zinswende wohl etwas vorgezogen, sagte der Chef der Fed von Dallas, Richard Fisher, am Freitag. Die meisten Marktbeobachter rechneten bislang erst mit einer Zinserhöhung im späteren Verlauf des kommenden Jahres. Fisher denke aber, “dass wir dem Zeitpunkt der Erhöhung näher sind als wir es (bislang) waren”, sagte er in einem Interview.

Nach der Wachstumsdelle im ersten Quartal hatte die US-Wirtschaft unerwartet kräftig zugelegt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft stieg von April bis Ende Juni mit einer hochgerechneten Jahresrate von 4,0 Prozent. Auch am Arbeitsmarkt stehen die Zeichen auf Aufschwung. Allerdings falle die Erholung nach Ansicht Fishers noch nicht kräftig genug aus.

In den USA hatten die Börsen zuvor bereits kräftig nachgegeben. Viele Anleger waren der Meinung, die US-Notenbank Fed könne angesichts der guten Entwicklung die Leitzinsen früher als bislang gedacht anheben. Auf ihrer Sitzung am Mittwoch hatte die Fed den Zins zuletzt auf dem Niveau von null bis 0,25 Prozent belassen.

Zugleich kündigte die US-Notenbank an, dass die Zinsen auch noch “geraume Zeit” nach dem Ende der wohl im Oktober auslaufenden Konjunkturspritzen niedrig bleiben. Fisher sagte dem TV-Sender CNBC, diese Sprachformel werde wohl auf den kommenden Zinssitzungen Gegenstand der Debatte werden. Anleger an den Börsen dürfte die Aussicht auf eine nahende Zinswende nicht gefallen. Die jüngsten Kurseinbrüche erklären  Beobachter unter anderem mit der Aussicht auf bald steigende US-Leitzinsen.

Allein aus den Aussagen Fishers lässt sich aber noch keine vorgezogene Erhöhung der Leitzinsen ableiten. Fisher gehört in dem über die Zinspolitik entscheidenden Fed-Offenmarktauschuss zum Lager der sogenannten Falken, die eine weniger lockere geldpolitische Linie befürworten. Er sorgt sich, dass die Notenbank zu spät auf Inflationsgefahren reagieren könnte. Anders als sein Fed-Kollege Charles Plosser hat Fisher auf der jüngsten Fed-Sitzung jedoch nicht gegen den Zins-Beschluss votiert.

OnVista/Reuters
Foto: Mesut Dogan/shutterstock.com

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