Viele deutsche Opfer bei Flugzeug-Absturz in Frankreich

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Marseille/Berlin (Reuters) – Eine Maschine der Lufthansa-Tochter Germanwings mit 150 Menschen an Bord ist am Dienstag in Südfrankreich abgestürzt.

Nach Angaben des französischen Staatspräsidenten Francois Hollande befanden sich viele Deutsche an Bord. Man gehe davon aus, dass es keine Überlebenden gebe. Es handelt sich um eines der schwersten Flugzeugunglücke in Europa seit Jahren. Laut Germanwings-Geschäftsführer Oliver Wagner ist die Unfallursache bisher nicht bekannt. Er kündigte umgehende Aufklärung an. Ihm zufolge flogen 144 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder mit der A320-Maschine. Spanischen Regierungsangaben zufolge waren darunter vermutlich 45 Spanier. Die Zahl der Deutschen blieb zunächst offen.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr schrieb auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: “Wenn sich die Befürchtungen bestätigen sollten, ist dies ist ein schwarzer Tag für Lufthansa. Wir hoffen, Überlebende finden zu können”, schrieb Spohr. Die Airbus-Maschine befand sich auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf und stürzte in der Nähe von Meolans-Revel ab, einem kleinen und schwer zugänglichen Ort am Fuße der französischen Alpen.

GROSSE BESTÜRZUNG

Die Katastrophe löste überall Bestürzung aus. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sprach auf Twitter von einer schrecklichen Nachricht: “Unsere Gedanken sind bei denjenigen, die darum fürchten müssen, dass ihre Angehörigen unter den Opfern sind.” Bundeskanzlerin Angela Merkel telefonierte nach Angaben des Regierungssprechers sowohl mit Hollande als auch mit dem spanischen Regierungschef Mariano Rajoy. Die Kanzlerin sagte alle Termine ab und wollte sich am Nachmittag öffentlich äußern. Zuvor hatte bereits das französische Präsidialamt bekanntgegeben, dass Hollande die Kanzlerin seine Anteilnahme versichert habe. Verkehrsminister Alexander Dobrindt kündigte an, zur Absturzstelle zu reisen. Experten der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung seien bereits dorthin unterwegs.

ABSTURZURSACHE UNKLAR

Spohr schrieb: “Wir wissen noch nicht genau, was mit Flug 4U9525 geschehen ist.” Der Sprecher des französischen Innenministeriums, Pierre-Henry Brandet, sagte dem Fernsehsender RTL: “Die Trümmer des Flugzeugs sind gefunden worden. Es muss eine extrem hohe Zahl (an Opfern) befürchtet werden. Erste Aussagen der Rettungsmannschaften deuten darauf hin, dass die Zahl der Überlebenden – wenn es welche gibt – extrem gering sein wird.”

Nach Angaben der Online-Datenbank airfleets.net handelt es sich bei der Maschine um einen 24 Jahre alten Flieger, der seit 1991 für Lufthansa unterwegs ist. Laut dem spanischen Flughafenbetreiber Aena war die Germanwings-Maschine um 9.55 Uhr in Barcelona gestartet. Nach Informationen der Deutschen Flugsicherung stürzte der Flieger um 10.37 Uhr ab.

Die letzten Unfälle bei der Lufthansa liegen lange zurück. Im Jahr 1993 prallte ein Mittelstreckenjet vom Typ A320 auf dem Warschauer Flughafen gegen einen Erdwall, zwei Personen kamen ums Leben. Eines der bislang größten Unglücke in der Lufthansa-Geschichte ereignete sich 1974 in Kenia, als ein Boeing-Jumbojet kurz nach dem Start in Nairobi abstürzte und 60 Insassen starben. Viele Deutsche kamen zuletzt beim Absturz des Überschalljets Concorde im Juli 2000 ums Leben. Alle 109 Menschen an Bord der Air-France-Maschine starben, darunter 97 Deutsche. Am Boden wurden weitere vier Menschen getötet, weil das Flugzeug in ein Hotel stürzte. Ursache dafür war ein Metallstück auf der Startbahn, das ein Flugzeug verloren hatte.

Die Lufthansa-Aktie gab am Dienstag mehr als vier Prozent nach. Das Airbus-Papier verlor in Paris rund zwei Prozent.

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