Von 90.000 Euro bis in den siebenstelligen Bereich: Das verdienen Mitarbeiter und Führungskräfte im deutschen Asset Management

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In welchen Bereichen des Asset Managements die besten Karriereaussichten und die höchsten Gehälter winken, erklärt Carsten Kröhl, Partner bei der auf die Fondsindustrie spezialisierten Personalberatung Heads

Asset Manager gelten in der Finanzwelt als vergleichsweise stabile Arbeitgeber, insbesondere in Deutschland. Aber bieten sie für ambitionierte Profis auch langfristige Entwicklungschancen? Und das auch in puncto Gehalt? Und wenn ja - in welchen Bereichen oder Funktionen besonders?

Beste Karrierechancen bieten in der Regel wachsende Industrien. Davon sind Asset Manager eher entfernt. Der mäßige Publikumsfondsabsatz wird allerdings durch stetig wachsende institutionelle Investments ausgeglichen. Fondsabsatz im Ausland haben nur wenige große deutsche Asset Manager.

Dennoch wachsen die Assets under Management, und nicht nur durch Kurssteigerungen. Asset Managern in Deutschland geht es besser, manche fahren 2014 Rekordergebnisse ein.

Auch die vieldiskutierte Konsolidierung hat in Deutschland bisher nur punktuell stattgefunden. Merger ausländischer Häuser (zum Beispiel Pioneer/Santander AM) gefährden in Deutschland in der Regel kaum Arbeitsplätze, weil nur geringe Funktionsüberlappungen bestehen und meist nur Vertrieb vor Ort ist, der oft beibehalten wird.

Neben Wachstum treiben vier Herausforderungen den Personalbedarf und sind damit die entscheidenden Treiber für Entwicklungsmöglichkeiten: Regulatorik, Effizienzerhöhung, die Notwendigkeit renditestarke Produkte im Niedrigzinsumfeld anzubieten sowie gegebenenfalls neue (internetbasierte) Vertriebsformen. Auch treten weiterhin vereinzelt ausländische Asset Manager in den deutschen Markt ein und schaffen (Vertriebs-) Positionen.

Eine generelle Einschränkung allerdings gilt: Mit wenigen Ausnahmen, wie AGI oder DeAWM et cetera, sind deutsche Asset Manager primär national orientiert. Internationale Häuser, auch wenn hier präsent, siedeln Positionen mit Europa- oder weltweiter Verantwortung nur punktuell in Deutschland an.

So sind Rollen mit "übergreifender" Verantwortung in Deutschland selten. Wer internationale Karriere machen will, muss meist ins Ausland - wobei der "Sprung" von einer deutschen Einheit eines internationalen Fondsanbieters in dessen Headquarters aus kulturellen Gründen nicht einfach ist.

Die Gehaltsentwicklung ist tendenziell stabil, die Finanzkrisen haben überraschend nicht zu Rückgängen geführt. Abgesehen von einigen Verschiebungen von hohen Boni hin zu mehr Fixgehalt, die einige wenige Banken-Asset Manager im Sinn einer konzerneinheitlichen Gehaltspolitik vorgenommen haben, sind Gehaltsniveaus und Bonusmöglichkeiten weitgehend stabil geblieben.

Das gilt auch, weil regulatorische Bonusgrenzen wie der 100/200 Prozent-Cap im deutschen Asset Management ohnehin selten erreicht werden. Möglicherweise lassen sich bonusrelevante Ziele (etwa beim Publikumsfondsabsatz) aktuell schwerer erreichen, aber die Ziel-Boni sind konstant. Nur wenige Bereiche - wie beispielsweise Produktmanagement - haben zugelegt (siehe unten).

In diesem Umfeld können gute Professionals in vielen Feldern stabile, wenngleich selten "steile" Karrieren ebenso realisieren wie "sinnvolle", nicht aber exorbitante Gehaltsentwicklungen - wie folgende Ausführungen zu wesentlichen Funktionen im Asset Management zeigen.

Differenzierte Entwicklungsmöglichkeiten in verschiedenen Funktionen

Karriere - und Gehaltschance differieren von Funktion zu Funktion.

1. Vertrieb bietet wie üblich die chancenreichsten Entwicklungsmöglichkeiten, primär im institutionellen Bereich, zunehmend aber auch wieder in Wholesale-Vertrieb. Generell steht Qualitätsverbesserung, weniger Aufbau von Kapazität im Fokus.

1.a Institutionelle Anleger fordern tiefes Verständnis ihrer Probleme und individuelle Lösungen. Vorreiter sind Versicherungen/andere verpflichtungsorientierte Anleger. Ein- und Aufstieg knüpfen sich deshalb deutlich stärker an fachliche Qualifikation und Vertriebspersönlichkeit, weniger als früher an Netzwerke.

Qualifikationen wie CFA, CEFA et cetera werden jetzt auch im Vertrieb gerne gesehen. Chancen auf eine senior oder "Chef"-Vertriebsposition haben vor allem Sales Manager mit klarem Kundenfokus. Idealkandidaten weisen (nicht zu lange) Vorerfahrung auf Kundenseite, zum Beispiel als Leiter Kapitalanlagen oder Investment-Controller, und erste Vertriebserfahrung auf.

Auch Kandidaten "direkt vom institutionellen Anleger" haben bei entsprechender Persönlichkeit punktuell Chancen. Als Persönlichkeitsmerkmale sind Seriosität und Authentizität gefragt, im anglo-amerikanischen Umfeld tendenziell eher "Smartness".

Langfristige Karrierepfade allerdings sind unsicher: Nur etwa ein Viertel bis ein Drittel der Sales Manager steigen zum Leiter eines Kundensegments (Leiter Versicherungen & Versorgungswerke et cetera) auf, noch weniger zum "Chef von ..." oder Geschäftsführer Institutional Sales.

Haben sie dies allerdings erreicht, bestehen größere Chancen einen Gesamtvertrieb (Institutional & Wholesale/Retail) zu übernehmen, als für ihre Kollegen aus dem Publikumsfondsvertrieb.

Karriereentwicklungen für "verdiente" Institutional Sales Manager außerhalb des Vertriebs sind jedoch schwer: Fachlich Versierte können Produktspezialisten werden als Bindeglied zwischen Portfolio-Management und Vertrieb.

Einige wechseln unter Gehaltseinbußen auf die Investorenseite, wenige zu Banken. Einige werden (meist Freelance) Investment-Consultants. Manche verlassen die Industrie. Klare, logische Entwicklungsmöglichkeiten fehlen.

So verbleiben viele, auch gute Leute lange im Vertrieb, wobei lange Erfahrung - zumindest bei institutionellen Anlegern und deutschen Asset Managern - immerhin noch als Vorteil gilt.

Zum Ausgleich wird gut verdient: Gehaltsbandbreiten liegen für Senior Institutional Sales Manager mit mindestens fünf bis sieben Jahren Vertriebserfahrung bei 120-170.000 Euro Fixum plus bis zu 100 Prozent Bonusschance bei 100 Prozent Zielerfüllung.

Wer gut verdienen will, erhält bei internationalen Häusern und bankenabhängigen Asset Managern tendenziell mehr als bei rein deutschen und bei Versicherungsabhängigen Häusern.

"Segment-Heads" liegen bei 20-30.000 Euro mehr Fixum, Leiter/GFs Institutional Sales bei 350.000 - 500.000 Euro inklusive Zielbonus, bei großen Häusern deutlich mehr.

1.b Im Publikumsfondsvertrieb waren Chancen lange verhalten, seit 2013 geht es aufwärts. Klarer Schwerpunkt liegt im "Wholesale"-Vertrieb an Banken, Asset Allocatoren et cetera.

Im "Retail"-Vertrieb an Pools und IFAs bieten sich kaum noch Möglichkeiten. Auch hier gilt: Fachliche Qualität zählt (uter anderem Ausbildung, CEFA et cetera). Zunehmend werden deshalb Professionals von der Vertriebspartnerseite eingesetzt (Fund-Selectors/Analysten, Produktmanager, Dachfonds-Manager) - Vertriebspersönlichkeit vorausgesetzt, vorherige Vertriebserfahrung ideal.

Auch hier steigen einige zu Segment-Heads (zum Beispiel Banken & Asset Manager) auf oder zu Key-Account-Betreuern, die zentrale Funds Selection-Units betreuen.

Leiter Wholesale, dann Leiter Publikumsfondsvertrieb, sind weitere Stationen für Wenige, Leiter Gesamtvertrieb (wenn vorhanden) eher selten. Aufgrund größerer Vertriebe und hoher Marketing-Lastigkeit im Publikumsfondsgeschäft, kann die Entwicklung für Sales Manager auch in Richtung Vertriebssteuerung/-Controlling führen oder ins Marketing, gegebenenfalls auch zum Produktspezialisten.

Weiterer Aufstieg innerhalb des Asset Managements bleibt schwierig, außerhalb geht es tendenziell zu Vermögensverwaltern oder Banken. Neu aufgebaut werden Wholesale-Teams für ETFs, die zunehmend in der Vermögensverwaltung auch für private Anleger eingesetzt werden, hier entstehen neue Positionen im (passiven) Asset Management.

Als Vertriebskanal weitgehend ungenutzt ist das Internet. Da neue Wege für den Publikumsfondsabsatz gefunden werden müssen (zum Beispiel Direktvertrieb), sollten mittelfristig gute Möglichkeiten für Internet-affine Professionals entstehen, wenn auch eher konzeptionell und nicht mit typischem Kundenkontakt.

Eher als im institutionellen Vertrieb haben auch Top-Leute mit kürzerer Erfahrung und ohne ein Team gemanagt zu haben Chancen, die begehrten "Chef-..."- Positionen zu besetzen, sofern sie Vertriebserfolg mit hoher "Smartness" paaren.

Gehaltsbandbreiten für "Seniors" ohne Teamführung liegen bei 90.000 - 140.000 Euro Fixgehalt plus bis zu 60 Prozent / 80 Prozent, teilweise 100 Prozent Zielbonus. Manche Systeme, vornehmlich anglo-amerikanischer Häuser, koppeln einen unbegrenzten Bonus an den Vertriebserfolg (net new money/revenues).

Allerdings werden diese Systeme zunehmend um "discretionary" Elemente ergänzt. "Chefs" von Mutual Funds Sales liegen bei 170.000 - 230.000 Euro Fix und 100-150 Prozent Bonus, bei großen Häusern mehr.

2. Produktmanager werden aktuell verstärkt gesucht, gute Aufstiegschancen bestehen. Allerdings verlagert sich der Fokus angesichts niedriger Zinsen und Aktienabstinenz hin zu "anderen" Produkten, wie vermögensverwaltenden Strategien, Kreditfonds, Sachwerte-/ Alternative Investment-Fonds.

Zunehmende Regulatorik schafft Nachfrage nach Experten bei der Fondsgestaltung-Auflage, -Zulassung, -Dokumentation und Anleger-Information et cetera. Wer als Produktmanager einsteigt (oder "jung" aus dem Portfolio-Management kommt), hat aufgrund seines Produktwissens später auch gute Chancen im Vertrieb.

Lange Zeit vergleichsweise niedrig, jedenfalls deutlich unter Vertrieb und Portfolio-Management positioniert, haben sich die Gehaltsniveaus zuletzt verbessert, wenn auch noch nicht angeglichen.

Der Senior Produktmanager verdient 90 - 140.000 Euro Fixum und 30-40 Prozent Bonus, Leiter Produktmanagement liegen je nach Haus und Verantwortung (bei internationalen Asset Managern zum Beispiel nur lokale Produktanpassungen oder globale Verantwortung für bestimmte Produktgruppen) zwischen 130.000 - 190.000 Euro plus bis zu 60 Prozent Bonus.

3. Marketingpositionen - soweit nicht mit Produktmanagement gekoppelt - gewinnen im Publikumsfonds-/Wholesale-Geschäft (B2B-Marketing mit B2C-Elementen) klar an Bedeutung. Ideale Aufstiegsmöglichkeiten haben Finanzmarketing-Profis - auch von "außerhalb" des Asset Managements kommend, zum Beispiel aus Banken - mit Ausbildung im Konsumgütermarketing (zum Beispiel "gelernt bei Procter & Gamble"). Ebenso können weitere Entwicklungen nicht nur innerhalb der Fondshäuser, sondern auch in Banken und Versicherungen etc. erfolgen.

Marketingprofis werden vergleichsweise moderat bezahlt. Der typische Senior Marketing Manager erhält 80 - 90.000 Euro Fixum, rund 30 Prozent Bonus, der Leiter Marketing Deutschlands (gegebenenfalls übergreifend für mehrere Länder) rund 100.000 - 140.000 Euro plus 30-40 Prozent Bonus.

4. Portfolio Management als "Kern" der Industrie ist relativ stabil und deutsch geprägt: Mit wenigen Ausnahmen wie Pioneer, Invesco, J.P. Morgan AM et cetera managen internationale Häuser ihre Portfolien selten in Deutschland.

Einige Segmente wie Emerging Markets finden sich nur in Ansätzen. Fixed Income als größte Assetklasse ist bestenfalls stabil. Nur zwei Segmente wachsen und fragen verstärkt qualifizierte Portfolio Manager nach: Corporate Bonds und Multi Asset/Total Return-Strategien.

Portfolio Manager weisen - je nach Haus und Assetklasse - mit die größten Gehaltsunterschiede auf, was eine knappe Übersicht erschwert. Tendenziell führt Multi Asset, gefolgt von Credits/Structured Credit und Equity. Internationale Häuser zahlen oft mehr als nationale, Banken-abhängige Asset Manager mehr als Versicherungs-abhängige.

Performanceverantwortliche Senior Portfolio Manager verdienen zwischen 110.000 und 170.000 Euro Fixum plus 30-60 Prozent primär performanceabhängigen Bonus, also deutlich moderater als im anglo-amerikanischen Umfeld.

Teamleiter für bestimmte Assetklassen (zum Beispiel Leiter Credits) zwischen 130.000 und 200.000 Euro plus Bonus bis zu 60/70 Prozent. Leiter Gesamtportfolio-Management variieren stark von etwa 300.000 Euro bis vereinzelt in den siebenstelligen Bereich, wobei es eine gewisse Häufung bei Gesamtzielgehältern zwischen 500.000 und 700.000 Euro gibt.

5. Legal, Risk und Compliance sind aufgrund der stetig wachsenden regulatorischen Anforderungen an Produkte und Prozesse klare Wachstums- und Karrierefelder. Das gilt innerhalb dieser Funktionen und innerhalb des Asset Managements, allerdings kann eine Laufbahn hier auch leicht im Bankensektor fortgesetzt werde, es sei denn die Spezialisierung auf Einzelthemen ist sehr hoch (zum Beispiel als Legal Counsel für Fondszulassungen).

Die Gehälter sind je nach Funktion differenziert, bewegen sich jedoch größtenteils zwischen 100.000 und 160.000 Euro für Senior Spezialisten und gehen bis zu 190.000 Euro und bis zu 20 Prozent Bonus.

Leiter Risk / Compliance oder Leiter Recht verdienen bis zu 280.000 Euro Gesamtgehalt, bei ganz großen Asset Managern deutlich mehr.

6. Middle- & Back-Office-Positionen bilden ein weiteres Wachstumsfeld, das durch Regulatorik bestimmt wird - allerdings in besonderem Sinn. Der generelle Effizienzdruck sorgt gerade hier für Personaleinsparung. Ein Hauptinstrument dazu ist Outsourcing an Master/Service-KVGen und Asset Servicing Provider, ein anderes die Prozessoptimierung.

Bei den Asset Managern verbleiben beziehungsweise entstehen Schnittstellen-Positionen zu den externen Dienstleistern mit konzeptionell-strategischem Akzent (was outsourcen? Wo? an wen? et cetera) und Steuerungsaufgaben (Verhandlungen mit Dienstleistern, Outsourcing-Controlling, Problemfall-Behandlung et cetera).

Diese Rollen sind deutlich höher positioniert als der typische Leiter Middle- oder Backoffice von früher, stellen aber auch andere und höhere Anforderungen. Bündelungseffekte führen bei großen Anbietern zudem zu übergreifenden Verantwortungen für ganze Regionen wie Leiter European Middle Offices oder Head of Operations Europe et cetera.

Senior Spezialisten in den oben erwähnt Steuerungsrollen verdienen mit bis zu 120/130.000 Euro deutlich mehr als der frühere Middle- und Back-Office-Mitarbeiter.

Die Gehaltsbänder im Führungskräftebereich reichen von 130.000 - 200.000 Euro für die Leiter (größerer) lokaler Middle- und Backoffices bis hin zu 250.000 Euro für übergreifende oder europaweite Funktionen.

COO-Rollen liegen deutlich höher, von 280.000 bis zu 500.000 Euro bei großen Häusern oder für mehrere Länder.

Generell dürften die Gehälter im Asset Management weitgehend konstant bleiben. Guten Professionals werden sich auch weiterhin attraktive Perspektiven bieten, vorausgesetzt das Marktumfeld bleibt stabil.

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