Wer hat Angst vor einem Crash?

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Ich kann gut nachvollziehen, dass einige von Euch jetzt doch weiche Knie kriegen, wenn sie von - noch leisen und nur vereinzelten - Crash-Warnungen seriöser Fachleute lesen. Eigentlich sieht’s wirtschaftlich doch voll gut aus und viel besser, als man es vor Monaten vorhergesagt hat. Und wegen oder trotz Donald ist die Wall Street ja fest gestimmt (wann was gilt, weiß man nicht so genau). Aber seit ein paar Tagen erscheint auch auch die sorgenvolle Europa-Diskussion häufiger auf dem Schirm - keine Überraschung, weil entscheidende Wahlen näher rücken. Gestern haben viele Großanleger aus Furcht vor einem Zerfall der Euro-Zone Euro verkauft. Parallel dazu gab es Renditesprünge bei südeuropäischen Anleihen, was an den Beginn des letzten Crashs erinnert.

Statt sich über die guten Quartalszahlen der Unternehmen und das solide Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone zu freuen, müssen sich Anleger auf noch mehr Ungewissheit einstellen, jammerte heute Morgen ein Analyst zu recht. Die europäische Berichtssaison läuft bisher gut, freut sich dagegen die Deutsche Bank. Nachdem knapp ein Drittel der Unternehmen Zahlen vorgelegt hat, liegen die Gewinne im vierten Quartal um 8,4 Prozent über denen des Vorjahreszeitraums - und die Erwartungen für 2017 wurden bereits nach oben korrigiert.

Aber: Schon kommt der unberechenbare Trumpeter wieder ins Spiel, denn nicht nur der Chef des Münchner ifo-Instituts, Clemens Fuest, warnt vor den Ami-Plänen zur Deregulierung der Finanzmärkte. Eine Aussetzung der Bankenregulierung könnte nämlich eine neue Finanzkrise heraufbeschwören. Fuest: „Wenn Länder wie die Vereinigten Staaten die Finanzmarktregulierung nur darauf ausrichten, die Wettbewerbsfähigkeit oder Ertragskraft ihrer Banken zu steigern, führt das zu einem Deregulierungswettbewerb, an dessen Ende der nächste Finanzmarktcrash stehen wird.“

Vergessen wir auch nicht, dass die Rückkehr der Inflation ein wichtiges Thema für die Finanzmärkte ist, das Profis und Private in den vor uns liegenden Monaten zunehmend beschäftigen wird. Ich bleibe aber dabei, das ist für Aktienanleger eigentlich kein Problem. Die Märkte insgesamt könnten jedoch - ausgehend von USA - ganz schön irritiert werden, wenn die Fed im Fall anhaltenden Inflationsanstiegs zu stärker als geplanten Zinserhöhungen im laufenden Jahr gezwungen wäre.

Übrigens: Ein alter Kumpel hat mich gestern Abend angerufen (er klang verängstigt) und wollte wissen, ob er jetzt wenigstens die Hälfte seines Wertpapierdepots abstoßen und dann in physisches Gold reinvestieren sollte. Ich hab ihn hoffentlich beruhigen können. Keine Panik, war mein Motto, sichere Deine Aktienpositionen ab, meine Empfehlung. Den Edelmetallanteil noch ein Stück hochzufahren (er hat bisher „nur“ knapp 5 Prozent seines Vermögens in Gold) kann auch nicht schaden. Nur gut, dass Ihr Euch schon auf alle Eventualitäten eingestellt habt, meine Freunde!

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