Wie wär’s mit ein bisschen Spekulation?

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr

Hallo, Leute! Kürzlich las ich im Handelsblatt den Satz eines Beteiligungsmanagers zum Thema neuer Neuer Markt: „Wir brauchen keinen Markt für Zocker, der Anleger verschreckt.“ Wie nett! Das ist natürlich dunkelblauäugig. Der gute Mann sollte sich mal intensiver mit dem Menschen im Allgemeinen und dem Anleger im Besonderen beschäftigen. Denn an der Börse geht es, wenn man ehrlich ist, um Wetten, um Spekulation und auch ums Zocken. Ausnehmen muss man natürlich das langfristige Sparen in Wertpapieren und solche Anleger, denen es auf eine möglichst dauerhaft attraktive Dividende ankommt. Aber was ist denn so schlimm am Zocken? Der Begriff stammt übrigens aus dem jiddischen zschocken, bedeutet „spielen”. Also Börse = Glücksspiel? Manchmal schon.

Und Spekulation (von lat. speculari = spähen, beobachten)? Das ist in der Wirtschaft nix anderes als „eine auf Gewinnerzielung aus Preisveränderungen gerichtete Geschäftstätigkeit. Ziel einer jeden wirtschaftlichen Spekulation ist es, einen finanziellen Vorteil durch die künftige Realisierung einer erwarteten Markteinschätzung zu erzielen.“ Hey, sind wir nicht alle irgendwie Spekulanten?

Wenn die Börse reizlos ist, ohne klaren Trend, unsicher zuckend, Ihr aber unbedingt was machen wollt - habt Ihr vielleicht Lust, kurzfristig zu spekulieren? Zwei Beispiele, keine Empfehlung! Aber Ihr müsst voll schnell sein, es geht um Stunden.

Erstens könnte man ja darauf spekulieren, dass die Schotten sich doch nicht aus Großbritannien verabschieden (davon bin ich ziemlich überzeugt). Das wäre gut für unsere nervösen Europa-Börsen, vor allem für London und das Pfund. Wenigstens mal für ein, zwei Tage.

Noch viel geiler finde ich, bei Alibaba dabei zu sein! Wirtschaftsmedien warnen Euch davor seit Tagen, weil solche Internet-IPOs bös enttäuschen können. Aber das Unternehmen ist so irre (irre gut!) und gigantisch, dass sein Börsengang die spekulative Fantasie einfach anregen muss - egal, was die Aktie kostet. Übrigens ist es doch total abgefahren, wenn heutzutage ein Chinese zweistellige Milliarden an der Wall Street kassiert. Jack Ma kannte die Figur Ali Baba aus Tausendundeine Nacht („Ali Baba und die vierzig Räuber“). In einem Café in San Francisco kam dem Alibaba-Gründer die Idee. Er quatschte aber erst mal die Kellnerin an und anschließend einen Menge vorbeikommender Leute - alle kannten den Namen Ali Baba. Gedacht, getan.

Rekordverdächtig auch, was sich China in Verbindung mit dem unglaublich gewinnbringenden Internet-Konzern passiert. Da tauschen beispielsweise clevere chinesische Bauern über die Handelsplattform Traktoren gegen Luxusautos und werden zu Millionären. Kennt ihr eventuell Huang Jianqiao? Er gründete einen Online-Shop für Taschen und entkam so der Armut, in der er aufwuchs. Umgerechnet 3,5 Millionen Euro verdient er nun jährlich und fährt in einem schwarzen Jaguar zur Arbeit. Er ist einer von tausenden (!) chinesischen Bauern, deren Leben Alibaba verändert hat. Sagenhaft, was man jetzt schon alles über dieses Mega-Unternehmen lesen kann! Ich bin sicher, dass mit dem Börsengang noch viel Originelles herauskommen wird. Wer von Euch kriegt noch ein paar Aktien?

boersenfuchs@onvista.de

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