Wie wär’s mit einer Prognose-Pause?

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute! Ihr glaubt doch nicht etwa, dass irgendeiner von den mediengeilen Börsen-Fuzzies wirklich noch durchblickt? Das gibt bloß keiner zu. Darf er auch nicht, weil er sonst sein Expertenimage verlieren würde. Denn das haben Politiker und Anlageexperten gemein: Sie dürfen nie „Weiß ich nicht“ antworten, wenn sie gefragt werden, wie es weitergeht und was man tun sollte. Weil das alle so machen (müssen?), ist es auch völlig Wurscht, ob die Prognose so eintritt  oder nicht. Im Gegenteil, das Falsche bietet ja viele Gelegenheiten der Korrektur und damit immer neuen Gesprächsstoff in der Öffentlichkeit. Alle Vorhersagen, das weiß inzwischen doch jeder, gelten nur für den Augenblick, werden dann schnell schlecht. Und sollte einer (ausnahmsweise) mal richtig liegen, kann er sich vor laufenden Nachrichtensender-Kameras und in seinen Kolumnen selbst feiern.

Besonders eindrucksvoll machen das eifrige Buchautoren. Die wissen, wie man alle Möglichkeiten so beschreibt, dass auch noch nach Jahren Selbstbeweihräucherung betrieben werden kann, etwa so: „Schon 1988 habe ich eindringlich vor dem Crash  1987 gewarnt“ (Achtung, scherzhafte Veränderung der Jahreszahlen!). Mir ist ein einziger Fall aus der jüngeren Vergangenheit in Erinnerung geblieben, wo ein geschätzter, besonders redegewandter Stratege für seine Bank öffentlich verkündete, die Aktienkurse seien bis auf weiteres völlig unberechenbar, deshalb werde man zunächst keine Dax-Prognosen mehr veröffentlichen. Chapeau! Ich gäbe was drum beobachten zu können, was passieren würde (oder nicht), wenn alle, wirklich alle Propheten mal für einen Monat die Klappe halten würden. Die Prognose-Pause, die ich hiermit vorschlage, ist natürlich reine Illusion.

Jedenfalls kann man gegenwärtig fast würfeln, welche Zahlen aus der Wirtschaft sich wie und wie lange auf die Aktienkurse auswirken. Dabei geht’s jetzt weniger um die sowieso vertrauensunwürdige Politik (Hellas hin, Hellas her), sondern um die Konjunktur - geht den Amis der Dampf aus, wird dafür die Euro-Wirtschaft immer stärker? Die Anleger werden vorsichtiger, die Korrektur ist da - und kann noch weitergehen. Nee, Ihr Crash-Propheten, freut Euch nur nicht zu früh! Und den wirklich Mutigen unter  meinen Freunden will ich nicht widersprechen, wenn sie einen Dax von weit unter 12.000 als Kaufgelegenheit betrachten.

Übrigens und zum wiederholten Mal: Trefft Eure Entscheidungen am besten selbst! Das „Handelsblatt“ hat gestern eine weitere Untersuchung zur Qualität des Fondsmanagements veröffentlicht. Wir kennen ja längst die miesen Ergebnisse aus früheren Analysen.  Die neue Studie von S&P Dow Jones zeigt erschreckend, wie grottenschlecht die meisten aktiv gemanagten Aktienfonds sind, weil die Geldverwalter so oft ihre Ziele deutlich verfehlen: Der Anteil der Aktienfonds, die schlechter als der Vergleichsindex abschneiden, liegt international und über die Jahre hinweg zwischen gut 70 bis weit über 90 Prozent! Hey, Leute, Ihr kennt ja die bessere und billigere Fondsalternative mit drei Buchstaben (der erste ist ein „E“)!

boersenfuchs@onvista.de

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