Zuversicht im neuen Börsenjahr 2014!

Holger Scholze · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Wenn sich Prognosen als richtig erweisen
Demütige Freude empfinde ich darüber, dass sich meine Markteinschätzungen im vergangenen Jahr als richtig erwiesen haben. Dies ist keineswegs selbstverständlich. Das weiß jeder Börsianer genau. Denken Sie nur daran, wie viele Experten bereits Anfang Dezember einer Weihnachts- oder Jahresendrallye eine Absage erteilten und meinten, diese würde im Jahr 2013 ausfallen. Doch dann kam es anders. Mit großer Dynamik legte der DAX tatsächlich ab dem 16. Dezember noch einmal um 6,6 Prozent zu und erreichte dabei am letzten Handelstag des alten Jahres mit 9.594 Punkten ein neues Rekordhoch, das gleich am ersten Handelstag des neuen Jahres auf 9.620 Punkte geschraubt wurde. Danach passierte allerdings nicht mehr viel. Ohnehin waren die Umsätze an den Börsen zum Jahreswechsel traditionell eher auf einem niedrigen Niveau.

Ruhiger Jahresauftakt
Und auch danach übten sich die Marktteilnehmer zunächst in Zurückhaltung. Sie gingen das neue Börsenjahr gemütlich an. Schließlich steht auch einiges auf dem Spiel. Hält die Hausse an? Kann es am Aktienmarkt tatsächlich mit diesem enormen Tempo weiter nach oben gehen? Viele Anleger sind da skeptisch. Zumal nun auch noch ein alter Indikator in diesem Jahr die vermeintlich „falsche“ Richtung anzeigt.

Denn die ersten fünf Handelstage eines Jahres zeigen an der Wall Street in New York in mehr als achtzig Prozent der Fälle die Richtung für das Gesamtjahr an. Nur leider konnte der Dow-Jones-Index die für weiter steigende Kurse offenbar notwendige Marke von 16.577 am Mittwochabend nicht überwinden. Genau auf diesem Stand hatte das amerikanische Börsenbarometer das vergangene Handelsjahr beendet. Und nun fehlten 115 Punkte! Doch bedenken Sie, dass auch der US-Leitindex in der zweiten Dezember-Hälfte eine stattliche Rallye hingelegt hatte, die ihn noch einmal um bis zu 5,6 Prozent steigen ließ. Eine Verschnaufpause ist also nicht nur angebracht sondern auch gesund.

Die Suche nach Orientierung
Unsicherheit mögen Börsianer gar nicht. Also werden gerade zu Beginn des neuen Jahres erst einmal weitere Fakten gesammelt. Bis jetzt waren schon sehr aufschlussreiche Zahlen dabei. Aber sowohl die am Donnerstag mit den Zahlen von Alcoa beginnende Berichtssaison in den USA als auch der Arbeitsmarktbericht der US-Regierung dürften für weitere Anlageentscheidungen großes Gewicht haben.

Sorgen um China
Die Daten aus China sorgten zumindest für eine gewisse Enttäuschung. Denn die chinesischen Dienstleister wuchsen zuletzt so langsam wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex fiel im Dezember um 1,6 auf 50,9 Punkte. Damit bekamen die Sorgen um die weitere wirtschaftliche Entwicklung Chinas neue Nahrung.

Die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt dürfte im Jahr 2013 mit etwa 7,6 Prozent so langsam gewachsen sein wie seit vielen Jahren nicht mehr. Eine erste offizielle Schätzung wird am 20. Januar veröffentlicht. Bleibt zu hoffen, dass Reformen - wie niedrigere Einstiegshürden für private Unternehmen und der Umbau der Mehrwertsteuer - der Wirtschaft wieder mehr Schub verleihen.

Wirtschaft im Euro-Raum legt zu
Die Wirtschaft in der Euro-Zone legte zum Jahresende einen regelrechten Schlussspurt hin und schaffte dabei erstmals seit knapp zwei Jahren wieder neue Arbeitsplätze. Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft stieg im Dezember um 0,4 auf 52,1 Punkte. Damit kletterte das Barometer auf den zweithöchsten Stand der vergangenen zweieinhalb Jahre. Besonders erfreulich ist die Stabilisierung des Arbeitsmarktes. Damit wurde der fast zwei Jahre andauernde Stellenabbau zunächst gestoppt. Wegen zunehmender Aufträge  dürften die Unternehmen auch in diesem Jahr wieder mehr Personal einstellen.

Inflationsrate überraschend niedrig - Wie reagiert die EZB?
Es ist kaum zu glauben, aber die Sorge vor Deflationsgefahren in der Euro-Zone keimte in dieser Woche erneut auf. Waren und Dienstleistungen kosteten im Dezember im Schnitt nur noch 0,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Ökonomen hatten zumindest damit gerechnet, dass die Teuerungsrate auf dem Niveau vom November, also bei 0,9 Prozent verharren würde.
Erinnern wir uns! Im Oktober war die Inflation mit 0,7 Prozent auf den niedrigsten Wert seit fast vier Jahren gefallen. Das hatte sofort Sorgen vor einem Preisverfall auf breiter Front ausgelöst, zumal die Unternehmen in Krisenstaaten wie Griechenland, angesichts von Rezession und hoher Arbeitslosigkeit, in naher Zukunft kaum höhere Preise durchsetzen dürften.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte ihren Leitzins im November auf das Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt, um mit noch mehr billigem Geld die Gefahr japanischer Verhältnisse erst gar nicht aufkommen zu lassen. Die EZB spricht bei einer Inflation von knapp zwei Prozent von stabilen Preisen. Für 2014 rechnen die Währungshüter bisher mit einer Teuerungsrate von 1,1 Prozent, für 2015 mit 1,3 Prozent.

Ob diese Prognosen bestehen bleiben, erfahren wir möglicherweise am heutigen Donnerstag. Um 13:45 Uhr steht die Zinsentscheidung auf dem Programm. Und ab 14:30 Uhr wird EZB-Präsident Mario Draghi die aktuelle Geldpolitik in der obligatorischen Pressekonferenz näher erläutern. Mit einer Änderung des Leitzinses rechne ich nicht. Aber die Kreativität der Währungshüter ist groß. Wir dürfen gespannt sein, welche Instrumente diesmal zum Einsatz kommen, um die Märkte mit billigem Geld zu versorgen. Möglicherweise gibt es auch „nur“ eine starke Verbalintervention. Hauptsache die Marktteilnehmer zeigen die entsprechende Reaktion. Warten wir es ab.

USA: Wirtschaftswachstum erwünscht - aber bitte nicht zu stark
Im Fokus der Börsianer steht in dieser Woche aber vor allem der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag. Der Lohnabwickler ADP meldete bereits am Mittwoch, dass in der Privatwirtschaft im Dezember 238.000 neue Stellen geschaffen wurden. Das ist das stärkste Wachstum seit November 2012. Ökonomen hatten im Schnitt lediglich mit 199.000 neuen Jobs gerechnet. Außerdem wurden noch die Daten aus dem November nach oben revidiert.

Werden die Zahlen am Freitag genauso stark ausfallen? Die Vorabschätzungen haben eine Spanne von 190.000 bis 215.000 neuen Jobs. Sollten es deutlich mehr sein, würden die Ängste vor einer allzu raschen und stärkeren Drosselung der Wertpapierkäufe durch die US-Notenbank Fed neu entflammen. Diese sind erst im Dezember um mäßige zehn Milliarden US-Dollar auf nunmehr 75 Milliarden US-Dollar pro Monat zurückgefahren worden. Und sollten es deutlich weniger sein, würde die Sorge um eine zu schwache Konjunkturerholung wieder aufkeimen. Allerdings scheint dieses Szenario angesichts der jüngsten Daten recht unwahrscheinlich zu sein.
 
DAX-Ziel: 11.000 Punkte
Auch wenn die Märkte in den vergangenen Tagen noch nicht so richtig in Schwung gekommen sind, erwarte ich ein weiteres starkes Börsenjahr. Wie in den vergangenen Wochen an dieser Stelle erläutert, sehe ich die Notenbanken auf einem stabilen Kurs der Politik des billigen Geldes. Und davon werden Aktien bis auf weiteres profitieren. Nach einem Anstieg des DAX um 24 Prozent im Jahr 2013 rechne ich im neuen Jahr 2014 unter den Strich mit einer Aufwärtsbewegung von 12 bis 15 Prozent. Daraus ergibt sich für mich ein Kursziel von rund 10.700 bis rund 11.000 Punkten für das deutsche Börsenbarometer.

Eine Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass keine neuen geopolitischen Risiken entstehen. Sowohl die vorsichtige Entspannung des Atomstreits zwischen dem Iran und dem Westen, als auch die Entschärfung des Syrien-Konflikts haben im vergangenen Jahr entscheidend zum Erfolg an den Aktienmärkten beigetragen. Möge es also ein friedliches Jahr 2014 werden!

Die besten Wünsche für Sie
Ihnen, liebe Leser, wünsche ich für das neue Jahr persönlich alles Gute, viel Glück und Erfolg in allen Lebenslagen sowie starke Nerven und immer eine glückliche Hand an den Börsen!

Ihr Holger Scholze

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