Bayer: Glyphosat-Anhörung sticht Kaufempfehlung aus ++ Biontech: Grünes Licht für eine Milliarde Impfstoffdosen in Marburg ++ Compleo: Zahlen für Q1 lösen keine Jubelstürme aus

onvista · Uhr

Viele US-Aktien rund um die Elektromobilität haben zu Wochenbeginn einen kleinen Hüpfer gemacht. Die stark unter Druck geratenen Papiere von Quantumscape sprangen zweistellig in die Höhe. Auch die Anbieter von Ladestationen für E-Flitzer konnten an einem schwachen Tag an der Wall Street zum Teil gute Gewinn verbuchen. Hintergrund der Stärke ist, dass US-Präsident Joe Biden die Produktion von Elektrofahrzeugen in den Vereinigten Staaten ausbauen will um sein Land im Wettbewerb mit China so besser zu positionieren.

Die Chinesen hätten auch den amerikanischen Markt im Visier, sagte Biden am Dienstag beim Besuch eines Ford -Werks zur Produktion der elektrischen Variante des Modells F-150 in Dearborn im Bundesstaat Michigan. „Sie werden dieses Rennen nicht gewinnen. Wir können das nicht zulassen.“ Biden verwies darauf, dass 80 Prozent der Produktionskapazitäten für Akkus für Elektrofahrzeuge inzwischen in China lägen. „Wir müssen uns schnell bewegen.“ China habe die USA beim Thema Elektromobilität auch bei Investitionen in Forschung und Entwicklung an der Spitze abgelöst.

„Die Zukunft der Automobilindustrie ist elektrisch“, sagte Biden nach einer Werksbesichtigung bei dem traditionsreichen US-Autobauer. Biden ging in dem Zusammenhang auch auf die Klimakrise ein. Er betonte, der Kampf gegen den Klimawandel werde „Millionen gut bezahlter Jobs“ schaffen. Der US-Präsident warb auch für das von ihm vorgeschlagene Infrastrukturpaket mit einem Volumen von mehr als zwei Billionen US-Dollar (rund 1,6 Billionen Euro), das nach seiner Darstellung einen gigantischen Anschub für den Arbeitsmarkt bedeuten würde. Ford will die neue elektrische Variante des in den USA beliebten F-150-Pickups an diesem Mittwoch präsentieren.

Dax: Rekordhoch rückt weiter in die Ferne

Der deutsche Aktienmarkt hat zur Wochenmitte den Rückwärtsgang eingelegt. Der Dax notierte kurz nach Eröffnung 1,22 Prozent tiefer bei 15.198,76 Punkten. Am Vortag hatte der Leitindex zunächst ein Rekordhoch erreicht, war dann aber abgebröckelt und hatte minimal im Minus geschlossen. Für den MDax ging es am Mittwoch um 1,24 Prozent auf 31 882,71 Zähler nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte rund 1,1 Prozent ein.

Negative Vorgaben lieferten die internationalen Börsen: In den USA waren die Indizes im Späthandel tiefer ins Minus gerutscht, gefolgt von einer schwachen Börse in Japan. Das zentrale Thema bleibt die Debatte über Inflation und Zinsen – mittlerweile gepaart mit einer Dollar-Schwäche. Dabei werden mehr und mehr die Auswirkungen des starken Euro auf die Unternehmen hinterfragt.

Bayer: Wichtiger Termin schiebt alles andere Beiseite

Eine Kaufempfehlung durch die Bank JPMorgan, die auf verbesserte Geschäftsperspektiven verweist, muss hinter den Sorgen über den nach wie vor nicht beigelegten Glyphosat-Streit in den USA zurücktreten.

So bleibt der Agrarchemie- und Pharmakonzern im US-Verfahren um angebliche Krebsrisiken des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup vor einer wichtigen Gerichtsanhörung unter Druck. Bereits vor dem Termin am Mittwoch machte Richter Vince Chhabria seine Skepsis gegenüber einem Vergleichsentwurf zum Umgang mit künftigen Glyphosat-Klagen in den USA deutlich. Der Kompromiss ist Teil einer Einigung mit Klägern, die Bayer zwar insgesamt über elf Milliarden Dollar kosten, aber endlich einen Schlussstrich unter das rechtliche Glyphosat-Debakel ziehen würde.

Diese Lösung war eigentlich bereits im Juni vergangenen Jahres vereinbart worden. Doch Chhabria muss ihr zustimmen und er zweifelte die Rechtmäßigkeit der geplanten Handhabung künftiger Klagen an. Die Streitparteien mussten dieses wichtige Puzzlestück des großen Vergleichspakets überarbeiten und dem Richter erneut zur Freigabe vorlegen. Bei der Anhörung soll nun zunächst der größere Rahmen des neuen Deals zwischen Bayer und den Klägern abgesteckt werden. Chhabria bezeichnete die Vereinbarung bereits als sehr kompliziert.

Doch aus Gerichtsunterlagen vom Dienstag geht hervor, dass Chhabria auch die neue Lösung sehr kritisch hinterfragt. Der Richter zweifelt weiter, ob der Deal im Sinne der Kläger ist. Besonders Bayers Plan, ein unabhängiges Wissenschaftsgremium zum Umgang mit künftigen Glyphosat-Klagen einzurichten, sorgt bei dem Richter weiter für Skepsis. Chhabria warf erneut die Frage auf, warum dies im Interesse der Kläger sein sollte. Alle bisherigen Glyphosat-Prozesse in den USA gingen – ohne ein solches Gremium – zu ihren Gunsten aus.

Damit Bayer die von Monsanto übernommenen Rechtsprobleme in den USA endlich abhaken kann, müsste Chhabria in einem ersten Schritt zunächst seine vorläufige Zustimmung zum Vergleich geben. Doch selbst wenn der Richter am Mittwoch überzeugende Argumente hören sollte, würde dies wohl noch etwas Geduld erfordern. Denn um die Details der Lösung soll es angesichts der komplizierten Lage vorerst noch gar nicht gehen. Chhabria kündigte bereits an, dass er noch eine weitere Anhörung plant, um „die vielen kleineren Fragen“ zu erörtern.

Die Anhörung überschattet den Optimismus des JPMorgan-Analysten Richard Vosser, der die Aktien bei einem neuen Kursziel von 67 Euro von „Neutral“ auf „Overweight“ hochstufte. Er sieht die Gewinnentwicklung des Konzerns infolge der jüngst vorgelegten Zahlen für das erste Quartal an einem positiven Wendepunkt angelangt und verweist auf verbesserte Perspektiven für das Pharma- und das Agrargeschäft.

Biotech: Produktion wird ausgeweitet

Das Regierungspräsidium Gießen hat dem Mainzer Unternehmen Biontech eine weitere Genehmigung für die Produktion des Corona-Impfstoffes im mittelhessischen Marburg erteilt. Man habe den geplanten Anpassungen der Produktionskapazität in dem dortigen Werk zugestimmt, teilte die Behörde am Dienstag mit. Dies sei für das Unternehmen „ein wichtiger Schritt, um die geplante Jahreskapazität von bis zu einer Milliarde Impfstoffdosen am Standort Marburg planmäßig zu produzieren“.

Das Regierungspräsidium hatte bereits Mitte Januar den Umbau einer bestehenden Produktionsanlage für die zusätzliche Herstellung von Covid-19-Impfstoff genehmigt, wie die Behörde erläuterte. Nun habe man auch nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz grünes Licht gegeben.

Die Firma Biontech – die mit dem US-Konzern Pfizer zusammenarbeitet – stellt seit wenigen Monaten Corona-Impfstoff in Marburg her. Das Werk hatten die Mainzer zuvor vom Pharmakonzern Novartis übernommen. Geplant ist, in Mittelhessen noch in diesem Halbjahr bis zu 250 Millionen Dosen des Impfstoffs zu produzieren. Mit vollständigem Betrieb können dort nach Unternehmensangaben jährlich bis zu einer Milliarde Dosen hergestellt werden.

Kurz & knapp:

Compleo: In den ersten drei Monaten des Geschäftsjahres 2021 erhöhte Compleo seine Umsatzerlöse von 5,5 Mio. Euro um 2,4 Mio. Euro auf insgesamt 7,9 Mio. Euro (+42,7 Prozent). Der Umsatz mit DC-Ladesäulen erhöhte sich signifikant von 0,8 Mio. Euro im Vorjahr auf 2,1 Mio. Euro. Der DC-Umsatzanteil verdoppelte sich in der Folge im ersten Quartal 2021 nahezu auf 15,4 Prozent (Vorjahr: 8,8 Prozent). Gleichzeitig stieg auch der Umsatz mit AC-Ladesäulen von 2,9 Mio. Euro im ersten Quartal 2020 um 17,3 Prozent auf 3,4 Mio. Euro im Berichtszeitraum 2021. Der Umsatz in Projekt und Installation belief sich auf 1,7 Mio. Euro (Vorjahr: 1,1 Mio. Euro), während der Umsatz im Bereich Sonstiges, Service und Wartung 0,7 Mio. Euro ausmachte (Vorjahr: 0,8 Mio. Euro). Die F&E Aufwendungen stiegen von 0,6 Mio. Euro um 135% auf 1,3 Mio. Euro. Angesichts des weiteren Aufbaus der Entwicklungsmannschaft und der intensiven Wachstumsinvestitionen im ersten Quartal 2021 erzielte Compleo ein um Einmaleffekte bereinigtes EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) in Höhe von -2,4 Mio. Euro (Vorjahr: -0,7 Mio. Euro). Jubelstürme lösen die Zahlen heute nicht aus.

Auto1: Der Online-Gebrauchtwagenhändler hat im ersten Quartal mehr Autos absetzen können als im Vorquartal. Der Umsatz kletterte von 779,1 Millionen Euro in den letzten drei Monaten des Vorjahres auf 899,5 Millionen Euro, wie das im SDax notierte Unternehmen am Mittwoch in Berlin mitteilte. Dabei profitierte der Autohändler auch von steigenden Preisen. Auto1 fährt aber weiter im operativen Geschäft rote Zahlen ein, weil der Konzern viel in den Aufbau seiner Privatkundenmarke Autohero investiert. Bereinigt um Sondereffekte und vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stand ein Verlust von 14 Millionen Euro zu Buche, nach 22 Millionen Euro in den drei Monaten zuvor. Den Jahresausblick bestätigte das Management. Unter dem Strich sorgten unter anderem Sonderbelastungen aus einer aktienbasierten Vergütung des Managements für ein deutlich höheres Minus. Auto1 war im Februar an die Börse gegangen. Auf die Anteilseigner entfiel zwischen Januar und Ende März ein Nettoverlust von 252,9 Millionen Euro. Im Schlussquartal 2020 waren es nur 60,4 Millionen Euro Verlust gewesen.

Corestate Capital: Der Immobilien-Investmentmanager bekommt weiterhin die Corona-Pandemie zu spüren. Das bereinigte Konzernergebnis habe im ersten Quartal minus neun Millionen Euro betragen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Luxemburg mit. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) belief sich auf eine Million Euro und der Konzernumsatz auf 37 Millionen Euro. Dennoch hält das Management um Unternehmenschef René Parmantier an den Jahreszielen fest. 2021 soll der Konzernumsatz auf 235 bis 260 Millionen Euro steigen. 2020 hatte er bei 191 Millionen Euro gelegen. Das bereinigte Ebitda soll bei 90 bis 115 Millionen Euro und das bereinigte Ergebnis bei plus 50 bis 75 Millionen Euro rauskommen. Im Vorjahr hatte das Unternehmen ein bereinigtes Ebitda von 17 Millionen Euro und einen bereinigte Verlust von 48 Millionen Euro ausgewiesen.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Lukassek / Shutterstock.com

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