Bayer: Glyphosat-Thema ist nicht vom Tisch ++ Telekom: „Starke Entwicklung noch übertreffen“ ++ CTS Eventim: Umsatz bricht um 90 Prozent ein

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Der allgemeine Preisauftrieb in Deutschland dauert an. Auf Herstellerebene stieg das Preisniveau im April gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Das ist der höchste Zuwachs seit knapp zehn Jahren. Analysten hatten im Mittel mit einer Rate von 5,1 Prozent gerechnet. Im Monatsvergleich stiegen die Preise, die Produzenten für Waren erhalten oder bezahlen müssen, um 0,8 Prozent.

Besonders deutliche Preiszuwächse gab es laut Statistikamt bei Vorleistungsgütern. Metallische Sekundärrohstoffe, also recycelte Schrotte, waren knapp 63 Prozent teurer als vor einem Jahr. Holz und Metalle verteuerten sich ebenfalls kräftig. Die Preise von Roheisen und Stahl stiegen um knapp ein Viertel.

Die Entwicklung ist Folge zahlreicher Störungen in den internationalen Lieferketten und anderer Engpässe auf der Angebotsseite. Das Statistikamt nennt darüber hinaus die steigende Nachfrage etwa nach Stahl und Holz im In- und Ausland sowie steigende Eisenerzpreise.

Neben Vorleistungsgütern legten auch die Energiepreise deutlich zu. Dies geht zum einen auf die stark gefallenen Preise während der ersten Corona-Welle vor einem Jahr zurück. Hinzu kommt die seit Jahresbeginn geltende CO2-Steuer.

Dax: Leicht Erholung

Nach dem deutlichen Rücksetzer am Vortag hat der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag zu einer Erholung angesetzt. Der Dax notierte kurz nach Eröffnung 0,66 Prozent höher bei 15 212,63 Punkten. Am Vortag war der Leitindex aufgrund anhaltender Inflations- und Währungssorgen kurz unter die 15 000 Punkte abgesackt und hatte letztlich um rund 1,8 Prozent nachgegeben. Für den MDax ging es am Donnerstag um 0,53 Prozent auf 32 066,88 Zähler nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um rund 0,6 Prozent.

Positive Impulse kamen von den US-Börsen, die sich am Mittwoch im späten Handel im Zuge einer Stabilisierung der eingebrochenen Kryptowährungen von zuvor stärkeren Verlusten erholten.

Bayer: Es bleiben Fragen offen

Den so sehnlich von den Anlegern erwarteten Befreiungsschlag hat die Anhörung vor dem Gericht in San Francisco nicht gebracht. Allerdings ist auch der Worst-Case ausgeblieben. Trotzdem bleiben die Anleger weiterhin vorsichtig. Bayer kann von der allgemeinen Erholung am Markt heute nicht profitieren.

Im US-Verfahren um angebliche Krebsrisiken des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup bleibt Bayer vor einer wichtigen Gerichtsanhörung unter Druck. Bereits vor dem Termin am Mittwoch machte Richter Vince Chhabria seine Skepsis gegenüber einem Vergleichsentwurf zum Umgang mit künftigen Glyphosat-Klagen in den USA deutlich. Der Kompromiss ist Teil einer umfangreicheren Einigung mit Klägern, die Bayer zwar insgesamt über elf Milliarden Dollar kosten, aber endlich einen Schlussstrich unter das rechtliche Glyphosat-Debakel ziehen würde.

Während Bayer bereits vorliegende Klagen nach und nach abarbeitet und inzwischen rund 96 000 Fälle zu den Akten legen konnte, ist der Umgang mit künftigen Klagen weiter offen. Hier war eine Lösung eigentlich bereits im Juni vergangenen Jahres vereinbart worden. Doch Chhabria muss ihr zustimmen, und er zweifelte die Rechtmäßigkeit der geplanten Handhabung künftiger Klagen an. Die Streitparteien mussten dieses wichtige Puzzlestück des großen Vergleichspakets überarbeiten und dem Richter erneut zur Freigabe vorlegen. Bei der Anhörung soll nun zunächst der größere Rahmen des neuen Deals zwischen Bayer und den Klägern abgesteckt werden. Chhabria bezeichnete die Vereinbarung bereits als sehr kompliziert.

Die Rechtskonflikte um Glyphosat hatte sich der Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern mit der milliardenschweren Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto 2018 aufgehalst. Bayer hofft, dass Chhabria schnell grünes Licht für den Vergleich gibt, um die rechtliche Glyphosat-Großbaustelle in den USA schließen zu können. Beim Gericht des Bundesrichters in San Francisco sind zahlreiche landesweite Verfahren gebündelt. Deshalb hat die Entscheidung große Tragweite.

Telekom: Nachhaltiges Wachstum ist die Devise

Die Bonner wollen in den kommenden Jahren einen Gang hochschalten. Der Umsatz solle bis 2024 jährlich um ein bis zwei Prozent zulegen, teilte der Dax-Konzern am Donnerstag in Bonn anlässlich seines Kapitalmarkttages mit. Das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen nach Leasingkosten (Ebitda AL) solle pro Jahr durchschnittlich um drei bis fünf Prozent steigen. „Wir wollen die starke Entwicklung der vergangenen Jahre noch übertreffen und den Konzern mit nachhaltigem Wachstum in die Zukunft führen“, sagte Telekom-Chef Tim Höttges laut Mitteilung.

Dabei sollen die Aktionäre auch profitieren. So will der Konzern das für die Dividende wichtige bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS) von 1,20 Euro im vergangenen Jahr bis 2024 auf mehr als 1,75 Euro hieven. Unter Vorbehalt sollen davon 40 bis 60 Prozent ausgeschüttet werden, wobei das Minimum weiterhin bei 60 Cent je Aktie bleibt.

Kunden versprach der Konzern, ab 2024 jährlich mehr als 2,5 Millionen neue Glasfaser-Anschlüsse bis ins Haus (FTTH, Fibre to the Home) anzubieten. Bei 5G soll bis 2024 die Bevölkerungsabdeckung hierzulande auf 97 Prozent steigen.

Kurz & knapp:

CTS Eventim: Ausgefallene Konzerte und Events machen dem Veranstalter und Tickethändler weiter stark zu schaffen. In den ersten drei Monaten des Jahres brach der Umsatz verglichen mit dem Vorjahresquartal um knapp 90 Prozent auf 19,6 Millionen Euro ein, wie der Konzern am Donnerstag in München mitteilte. Nach wie vor stünden „striktes Kostenmanagement“ und „Effizienz“ im Fokus, betonte Unternehmenschef Klaus-Peter Schulenberg laut Mitteilung. Operativ musste CTS Eventim einen Verlust in Höhe von 19,6 Millionen Euro hinnehmen nach einem Gewinn von 13,5 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Unter dem Strich stand nun ein Verlust von fast 25,2 Millionen Euro nach einem Gewinn von knapp 0,6 Millionen ein Jahr zuvor. Konzernchef Schulenberg zeigte sich dennoch weiter optimistisch. Er sieht eine steigende Nachfrage nach Veranstaltungen. „Die Sehnsucht der Menschen nach dem gemeinsamen Erleben von Kultur schlägt sich unmittelbar in Ticketverkäufen nieder“, sagte er. Hoffnung schöpfe er dabei aus dem anziehenden Impftempo und den weitreichenderen Öffnungen weltweit.

Instone: Der Immobilienentwickler ist mit kräftigen Zuwächsen ins Jahr gestartet. Im ersten Quartal legte der bereinigte Umsatz im Jahresvergleich um 28,5 Prozent auf gut 128 Millionen Euro zu, wie das im SDax gelistete Unternehmen am Donnerstag in Essen mitteilte. Der bereinigte Überschuss sprang sogar um 85 Prozent auf gut 16 Millionen Euro nach oben. Der Anstieg der Preise für Wohnimmobilien in deutschen Monopolregionen setze sich unvermindert fort, hieß es. Instone-Chef Kruno Crepulja sieht das Unternehmen daher auf Kurs zu seinen Zielen für 2021. So soll der bereinigte Umsatz im Gesamtjahr weiterhin das zuletzt gesenkte Ziel von 820 bis 900 Millionen Euro erreichen. Für den bereinigten Nettogewinn hat der Vorstand unverändert 90 bis 95 Millionen Euro im Auge.

Netflix: Der Streamingdienst holt Hollywood-Star Arnold Schwarzenegger (73) für eine Spionage-Serie vor die Kamera. Schwarzenegger sei als Hauptdarsteller und als ausführender Produzent an Bord, teilte der Streamingdienst am Mittwoch auf Twitter mit. Der „Terminator“-Star und seine Kollegin Monica Barbaro (30) spielen demnach Vater und Tochter, die feststellen müssen, dass sie beide heimlich als CIA-Agenten tätig sind. Trotz der Lügen und Geheimnisse müssen sie am Ende zusammenarbeiten. Erstmals in seiner langen Filmkarriere tritt Schwarzenegger damit in einer Serien-Hauptrolle auf. Produziert wird die noch titellose Serie mit einstündigen Folgen von Skydance Television und „Sopranos“-Autor Nick Santora. Barbaro ist aus Serien wie „Chicago Justice“ und „The Good Cop“ bekannt und drehte zuletzt den Action-Film „Top Gun: Maverick“. Schwarzenegger, der 2019 in „Terminator: Dark Fate“ mitspielte, war von 2003 bis 2011 Gouverneur von Kalifornien, danach ging er wieder vor die Kamera.

Cisco: Der Netzwerk-Spezialist bezahlt sein erwartetes Umsatzwachstum zum Unwillen von Anlegern mit höheren Kosten. Unternehmen investieren offenbar wieder verstärkt in ihre Netzwerke, so rechnet das Unternehmen im vierten Geschäftsquartal mit einem Erlösanstieg von sechs bis acht Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum. Dies würde 12,9 bis 13,1 Milliarden US-Dollar entsprechen. Analysten hatten bisher nur mit 12,8 Milliarden Dollar gerechnet. Allerdings muss Cisco, um diesen steigenden Bedarf zu decken, mehr Geld für Komponenten in die Hand nehmen. Der bereinigte Gewinn je Aktie werde sich voraussichtlich auf 81 bis 83 US-Cent belaufen, teilte das Unternehmen am Mittwoch nach US-Börsenschluss in San Jose mit. Experten hatten hier bisher mit 85 Cent gerechnet. Insbesondere bei Halbleitern stehen die Lieferketten unter Druck, was zu Preissteigerungen führen kann. Darunter leiden auch andere Branchen wie die Autobauer. Im dritten Geschäftsquartal hatte Cisco den Umsatz um 7 Prozent auf 12,8 Milliarden Dollar gesteigert. Der Gewinn legte unter dem Strich um 3 Prozent auf 2,9 Milliarden Dollar zu. Anleger zeigten sich insgesamt enttäuscht. Im nachbörslichen Handel sackten Cisco-Aktien um sechseinhalb Prozent ab.

Easyjet: Der britische Billigflieger rüstet sich nach einem tiefroten Winterhalbjahr für eine Lockerung der Reisebeschränkungen im Sommer. Unternehmenschef Johan Lundgren erwartet, das Flugangebot ab Juni wieder stärker hochfahren zu können, wie Easyjet am Donnerstag in Luton bei London mitteilte. Derzeit hole man Piloten und Flugbegleiter aus der Kurzarbeit zurück, um auf eine stärkere Nachfrage nach Flugtickets reagieren zu können. Im laufenden Geschäftsquartal bis Ende Juni bleibt der Großteil der Easyjet-Maschinen jedoch am Boden: Das Flugangebot werde wohl nur 15 Prozent des Niveaus aus dem entsprechenden Quartal des Vor-Corona-Jahrs 2019 erreichen. Für das laufende Geschäftsjahr bis Ende September traut sich das Management weiterhin keine Finanzprognose zu. Die kurzfristigen Unsicherheiten seien zu groß, hieß es zur Begründung. So dürfte eine späte Veränderung der Reisebeschränkungen kurzfristige Änderungen bei Ticketnachfrage und Flugangebot nach sich ziehen. Dies werde sich auch auf die Auslastung der Flugzeuge auswirken. Im ersten Geschäftshalbjahr bis Ende März flog Easyjet wegen der anhaltenden Reisebeschränkungen wie erwartet noch tiefer in die roten Zahlen. Mit 549 Millionen britischen Pfund (637 Mio Euro) lag der Nettoverlust fast 70 Prozent höher als ein Jahr zuvor, als die Corona-Pandemie den Flugverkehr erst im März fast zum Stillstand gebracht hatte. Diesmal beförderte Easyjet nur rund vier Millionen Passagiere, gerade einmal ein Zehntel so viele wie ein Jahr zuvor. Der Umsatz brach ähnlich stark auf 240 Millionen Pfund ein.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Bild: nitpicker/shutterstock.com

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