Grenke: Quartalszahlen machen Hoffnung auf Normalisierung der Geschäfte –„Eindeutig Licht am Ende des Tunnels“

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Nach Zahlen zum Neugeschäft im zweiten Quartal haben die Aktien des Finanzdienstleisters Grenke am Freitag ihre jüngste Erholung fortgeführt. Die neuen Abschlüsse im Leasing-Geschäft gingen zuletzt nur noch leicht zurück. Der Kurs rückte um 2,6 Prozent auf 38,30 Euro vor und hat sich damit vom Zwischentief Mitte Juni um fast elf Prozent erholt.

Analyst Philipp Häßler von Pareto Securities wertete die Entwicklung positiv: „Es ist eindeutig Licht am Ende des Tunnels“. Die Profitabilität werde sich wohl in den kommenden Quartalen auf dem erreichten Niveau stabilisieren, während das Neugeschäft zulegen dürfte.

Im zweiten Quartal ging das Leasing-Neugeschäft im Jahresvergleich nur noch minimal auf knapp 399 Millionen Euro zurück, wie das Unternehmen am Freitag in Baden-Baden mitteilte. Im ersten Quartal war das Neugeschäft noch deutlich gesunken. Die Zahl der Neuverträge habe dabei erstmals seit Beginn der Pandemie über dem Vorjahreswert gelegen, hieß es. Zudem sei die von den Analysten viel beachtete Marge gemessen am sogenannten Deckungsbeitrag gestiegen.

„Wenn wir uns die vergangenen Monate anschauen, dann sehen wir, es geht jetzt wieder bergauf. Gleichwohl befinden wir uns weiterhin in einem von der Pandemie geprägten Marktumfeld“, sagte Finanzvorstand Sebastian Hirsch. „Mit Beginn der Covid-19-Krise haben wir in unseren Neugeschäftsaktivitäten gezielt auf Risikolimitierung und kleinteiliges Geschäft gesetzt. Diese Strategie ist aufgegangen. Doch nun steht der nächste Schritt an, wir wollen auch das Volumen sukzessive steigern“. Möglich mache dies auch ein erst Ende Juni abgeschlossener Kreditrahmen über 250 Millionen Euro.

dpa-AFX

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onvista-Redaktion: Grenke war im Herbst 2020 ins Kreuzfeuer des Leerverkäufers Viceroy geraten. Die Vorwürfe eines undurchsichtigen Geschäftsmodells mit nicht werthaltigen Leasing-Forderungen oder Beteiligungen hat die Aktie daraufhin in die Tiefe stürzen lassen – und auch bei Kunden einiges an Vertrauen gekostet.

Im Mai hat der Konzern das uneingeschränkte Testat für den 2020er-Abschluss erhalten. Dennoch konnte der Schaden im Kurs noch nicht wieder aufgeholt werden. Für weitere Verunsicherung hat auch der Wechsel in der Führungsebene gesorgt. Mitte Juni teilte das Unternehmen mit, dass die Chefin Antje Leminsky überraschend gehe. Die Managerin habe sich aus persönlichen Gründen entschieden, das Unternehmen zum 30. Juni zu verlassen, hieß es damals. Leminsky verlässt den Konzern nach acht Jahren im Vorstand, davon drei Jahre als Vorstandsvorsitzende. Ihr Nachfolger wird zum 1. August Michael Bücker, zuletzt Mitglied des Vorstands der Bayerischen Landesbank.

Ein so enormer Kurssturz bietet Chancen für einen Einstieg – wenn man an die Wiederbelebung des Unternehmens glaubt. Die optimistischeren Geschäftszahlen und das uneingeschränkte Testat, welches die Vorwürfe negiert hat, bereiten zumindest den Nährboden für eine langfristige Erholung. Der Wechsel auf Führungsebene ohne erkennbaren Grund lässt jedoch Zweifel übrig. Die Chancen auf eine enorme Kurserholung sind da – doch die Wette bleibt aufgrund der Restzweifel eine spekulative. Eine hohe Risiko-Toleranz ist hier angebracht.

Titelfoto: Travis Wolfe / Shutterstock.com

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