Bilfinger: Industriedienstleister schaut sich nach Übernahmezielen um – starkes Wachstum soll weitere Restrukturierung überflüssig machen

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Der Industriedienstleister Bilfinger sieht sich nach eigenem Bekunden nach Übernahmeobjekten um. Ziel sei es, einzelne Regionen oder Industriebereiche zu stärken, sagte Interim-Konzernchefin Christina Johansson der „Börsen-Zeitung“ (Freitagausgabe). „Ein oder zwei Ergänzungsakquisitionen würden unsere Marktposition in der Instandhaltung jenseits des Atlantiks stärken“, ergänzte die Managerin, die auch Finanzchefin des Unternehmens ist.

Johansson hatte nach dem plötzlichen Abgang des früheren Konzernchefs Tom Blades im Januar die Chefrolle übernommen. Nach Jahren des Umbaus wolle Bilfinger nun so schnell wachsen, dass keine weitere Restrukturierung mehr nötig sei, so die Managerin. Die Ausrichtung als Serviceanbieter für Chemie und Petrochemie, Energie und Versorgung sowie Öl und Gas bleibe bestehen. „Diese drei Industrien bleiben unser Schwerpunkt.“ Dabei sei für Bilfinger das Thema Energiewende interessant. Hier wolle der Konzern die eigenen Fähigkeiten weiter ausbauen. Zudem bleibe Biopharma ein wichtiges Segment für den Konzern.

Bilfinger war zuletzt selbst als Übernahmekandidat gehandelt worden. Ein Zukauf durch die französische Altrad-Gruppe soll früheren Berichten zufolge jedoch nach monatelangen Gesprächen im Mai gescheitert sein, weil die Mannheimer das Angebot wohl als zu niedrig abgelehnt hatten.

dpa-AFX

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onvista-Redaktion: Bilfinger blickt auf einige schwierige Jahre zurück. Seit dem Allzeithoch im Jahr 2014 bei über 90 Euro ging es tief in den Keller. Allerdings zeigt die langjährige Restrukturierung des Konzerns langsam Wirkung, denn trotz des schwierigen Corona-Jahres blieb ein Nettogewinn von fast 100 Millionen Euro in der Kasse und in diesem Jahr zeichnet sich nach langer Zeit wieder ein deutliches Umsatzwachstum ab.

Die gescheiterten Übernahme-Gespräche haben in den letzten Wochen zwar einen deutlichen Tribut von über 20 Prozent des Kursniveaus verlangt und die Aktie bleibt mit dem Unterschreiten des 200-Tage-Trends angeschlagen, doch langfristig könnten sich durch die eigenen Wachstumsambitionen nun Chancen ergeben, da die erfolgreiche Konzernumstrukturierung langsam Früchte trägt und dem Konzern das nötige Fundament für starkes Wachstum aus eigener Kraft gegeben hat.

Zudem liegt die derzeitige Bewertung der Aktie etwa 50 Prozent unter dem Analystenkonsens und das KGV von 7,2 liegt weiter unter dem Branchendurchschnitt von 21,2. Charttechnisch sollte auf eine mögliche Bodenbildung im Bereich von 22,50 Euro abgewartet werden. Sollte diese gelingen, bietet sich ein Einstieg an. Worst-Case-Szenario wäre ein Fall bis auf die langfristige Unterstützung im Bereich von 15 Euro, spätestens dann wäre die Aktie ein attraktiver Kauf.

Titelfoto: 360b / Shutterstock.com

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