Bayer: Weitere Milliarden-Rückstellung für Glyphosat-Rechtsstreit – Aktie bleibt im Limbus gefangen

onvista · Uhr

Die Aktien von Bayer sind am Donnerstag nach Aussagen zum Glyphosat-Rechtsstreit kurz auf ein Tageshoch gestiegen, dann aber schnell unter Druck geraten und minimal ins Minus gerutscht. Zuletzt notierten die Papiere wieder deutlich erholt 1,4 Prozent im Plus bei 51,21 Euro.

Der Agrarchemie- und Pharmakonzern hatte gesagt, es gebe zwei Basisszenarien für die weitere Rechtsstreitentwicklung rund um angebliche Krebsrisiken des glyphosathaltigen Unkrautvernichters von Bayer. Für den ungünstigen Fall sei eine Rückstellung im zweiten Quartal in Höhe von 3,8 Milliarden Euro gebildet worden.

Das geschehe, falls das oberste US-Gericht, der Supreme Court, einen wegweisenden Fall entweder nicht zur Verhandlung annehme oder im Sinne der Kläger urteile. In diesem Fall würde Bayer ein eigenes Programm aufsetzen, um mit weiteren Klagen in der Causa Glyphosat umzugehen. Gleichwohl zeigte sich der Konzern zuversichtlich, dass der Supreme Court ein für das Unternehmen vorteilhaftes Urteil fällt.

Konzernchef Werner Baumann setzt große Hoffnungen auf die Entscheidung des obersten US-Gerichts. Dabei geht es um den Fall des Klägers Edwin Hardeman, der Glyphosat für seine Krebserkrankung verantwortlich macht und dem insgesamt gut 25 Millionen Dollar Schadenersatz zugesprochen wurden. Bayer will den aktuellen Angaben zufolge den Antrag auf Überprüfung des Hardeman-Falls im August einreichen, eine endgültige Entscheidung sei dann vermutlich 2022 zu erwarten. Von einem für Bayer positiven Urteil versprechen sich die Leverkusener eine Signalwirkung.

Das Management von Bayer versucht mit dem Schritt perspektivisch einen Schlussstrich unter den milliardenteuren Rechtsstreit zu ziehen. So wurde in einem umfangreichen Vergleich der Umgang mit bereits vorliegenden Klagen geregelt, wovon laut Angaben vom Mai 96 000 Fälle endgültig beigelegt sind. Offen ist dagegen weiterhin der Umgang mit künftigen Klagen. Hierfür hatte Bayer jüngst einen Fünf-Punkte-Plan vorgelegt, nachdem ein Richter vorherige Lösungsvorschläge abgelehnt hatte.

Alles in allem hatte Bayer für das Gesamtpaket bisher mehr als elf Milliarden Dollar vorgesehen, zu denen nun weitere 4,5 Milliarden hinzu kommen.

dpa-AFX

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onvista-Redaktion: Die Papiere von Bayer bleiben im Limbus gefangen, solange sich das Thema Glyphosat nicht eindeutig in die ein oder andere Richtung entwickelt. Der Kurs hält sich weiterhin nahe der wichtigen 50 Euro Marke und dem 200-Tage-Trend. Die weitere Rückstellung von 4,5 Milliarden Dollar ist strategisch sinnvoll, da so im schlimmsten Fall bereits der größte Schaden eingepreist ist. Sollte Bayer glimpflich aus der Sache herauskommen, dürfte die Aktie zu einem deutlichen Befreiungsschlag ansetzen, da die Monsanto-Übernahme rein geschäftlich gesehen einiges an neuer Power zum Unternehmen beigesteuert hat und dies am Markt dann endlich eingepreist werden dürfte.

Ein Engagement vor einer umfassenden Lösung der rechtlichen Probleme bietet im Bestfall eine gute Einstiegsgelegenheit, ist jedoch nichts anderes als eine Wette auf den Ausgang des Glyphosat-Rechtstreits und damit sehr spekulativ.

Titelfoto: ricochet64 / Shutterstock.com

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