Bayer warnt vor Produktionsengpässen bei Glyphosat

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DEUTSCHLAND-BAYER:Bayer warnt vor Produktionsengpässen bei Glyphosat

Frankfurt (Reuters) - Bayer kämpft bei seinem Unkrautvernichter Glyphosat mit Problemen bei der Rohstoffversorgung.

Bei einem der wichtigsten Rohstofflieferanten des Unternehmens sei es zu einem mechanischen Ausfall in der Produktionsanlage gekommen, was zu einer erheblichen Verringerung der Produktionsraten geführt habe, schrieb Bayer am Freitag in einem Reuters vorliegenden Brief an Kunden. Das beeinträchtige die Lieferfähigkeit von Bayer bei Glyphosat und glyphosathaltigen Produkten. Der Leverkusener Agrarchemie- und Pharmakonzern erklärte deshalb höhere Gewalt (Force Majeure), wie ein Firmensprecher am Montag bestätigte. Betroffen von den Problemen sei ein wichtiges Vorprodukt für die Herstellung von Glyphosat, den Namen des Lieferanten nannte Bayer nicht.

Durch die Berufung auf "Force Majeure" wird der Konzern ohne Haftung von seinen vertraglichen Pflichten vorübergehend befreit. Der Bayer-Sprecher konnte vorerst keine Angaben dazu machen, wie lange die Lieferprobleme anhalten werden. Neue Lieferpläne würden derzeit ausgearbeitet, betonte er. Der Lieferant arbeite daran, seine Kapazitäten schnell wiederherzustellen. In der Zwischenzeit habe Bayer zusätzliche Rohstoffe beschafft und andere Änderungen in der Produktion vorgenommen, um die Situation bestmöglich zu bewältigen und die Mengen wieder herzustellen. "Wir gehen davon aus, dass die Auswirkungen auf unsere jährliche Glyphosatproduktion gering sein werden."

Bayer geht dem Schreiben zufolge davon aus, dass die Reparaturen an der Produktionslinie des Lieferanten rund drei Monate dauern werden. Der Brief richtete sich an Kunden, die Glyphosat als Wirkstoff einkaufen. Betroffen ist aber auch die eigene Produktion der glyphosathaltigen Roundup-Unkrautvernichter von Bayer.

Insgesamt erzielte der Konzern 2020 mehr als die Hälfte seiner Herbizid-Umsätze von rund fünf Milliarden Euro mit Roundup-Produkten. Glyphosat ist seit Jahren das Standardprodukt für Farmer in den USA und Lateinamerika, weil es breit wirkt und das Saatgut der Nutzpflanzen dagegen resistent gemacht wurde. Mit der Übernahme des Glyphosat-Entwicklers Monsanto holte sich Bayer eine Klagewelle wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Herbizids in Haus. Die Vorwürfe hatte der Konzern stets zurückgewiesen. Verschiedene Behörden weltweit haben das Mittel als nicht krebserregend eingestuft. Allein die Krebsforschungsagentur IARC bewertete den Wirkstoff 2015 als "wahrscheinlich krebserregend".

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