Continental, Infineon, Commerzbank und Airbus überrascht mit höchstem Quartalsgewinn seiner Geschichte – die wichtigsten News zum Börsenstart

onvista · Uhr

Gut aufgenommene Jahreszahlen von Unternehmen wie Airbus oder Commerzbank haben am Donnerstag den deutschen Aktienmarkt angeschoben. Dabei ist die Ungewissheit über die weitere Entwicklung im Russland/Ukraine-Konflikt etwas in den Hintergrund gedrängt worden. Das jüngste Protokoll zur letzten US-Notenbanksitzung belastete die Märkte diesmal nicht.

Der Dax gewann wenige Minuten nach der Eröffnung 0,39 Prozent auf 15 431 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Werte legte am Morgen um 0,65 Prozent auf 33 751 Punkte zu. Das Leitbarometer der Eurozone, der EuroStoxx 50 , gewann rund 0,5 Prozent.

Continental: Größere Pläne als angenommen?

Beim Autozulieferer Continental gehen die Gedankenspiele zur Aufspaltung des Konzerns laut einem Pressebericht noch über jüngst kolportierte Ideen hinaus. Es gebe bereits einen Plan zur Aufspaltung des Konzerns in vier eigenständige Teilbereiche, berichtete das „Manager-Magazin“ („MM“) am Donnerstag unter Berufung auf Unternehmenskreise. Zuletzt hatte das „Handelsblatt“ geschrieben, Conti trage sich mit dem Gedanken, die Geschäfte für das autonome Fahren zu verselbstständigen und teils an die Börse zu bringen.

Die Conti-Aktie legte auf der Handelsplattform Tradegate vorbörslich um knapp drei Prozent gegenüber dem Xetra-Schluss vom Vortag zu. Ein Conti-Sprecher wollte den Magazin-Bericht auf Nachfrage nicht kommentieren. Zuletzt hatte es vom Unternehmen geheißen, die Zusammenarbeit der Geschäftsfelder unter einem gemeinsamen Dach habe weiterhin höchste Priorität. Weitere Schritte seien derzeit nicht geplant, sagte der Sprecher nun erneut.

Airbus: Rekordgewinn überrascht

Dem weltgrößten Flugzeugbauer ist ausgerechnet im zweiten Corona-Jahr 2021 der höchste Gewinn seiner Geschichte gelungen. Dank gestiegener Flugzeug-Auslieferungen und Einsparungen übertraf der Überschuss mit 4,2 Milliarden Euro den bisherigen Rekordgewinn von 2018, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Toulouse mitteilte. In den Jahren 2019 und 2020 hatte Airbus Milliardenverluste eingefahren – erst aufgrund einer Strafe wegen Korruptionsvorwürfen, dann wegen der Corona-Krise und des teuren Abbaus tausender Arbeitsplätze. Die Aktionäre sollen nach zwei Nullrunden jetzt wieder eine Dividende erhalten: Geplant ist die Ausschüttung von 1,50 Euro je Aktie.

Im laufenden Jahr will Airbus die Flugzeugproduktion nach den Einschnitten in der Pandemie wieder deutlich hochfahren. Geplant ist die Auslieferung von rund 720 Verkehrsflugzeugen nach 611 Stück im vergangenen Jahr. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigtes Ebit) soll 5,5 Milliarden Euro erreichen. Im vergangenen Jahr verdreifachte er sich nahezu auf knapp 4,9 Milliarden Euro und übertraf damit das Ziel des Vorstands und die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten.

Infineon: Münchener nehmen richtig Geld in die Hand

Der Chipkonzern Infineon investiert mehr als zwei Milliarden Euro in den Aufbau einer Fertigung für Verbindungshalbleiter in Malaysia. Die Bauarbeiten am Standort Kulim, wo das Unternehmen bereits zwei Fabriken hat, sollen im Juni starten, wie Infineon am Donnerstag mitteilte. Die ersten Halbleiter sollen dort im zweiten Halbjahr 2024 fertiggestellt werden. Vor Ort entstehen 900 neue Arbeitsplätze.

Konkret will Infineon dort Produkte auf Basis von Siliziumkarbid und Galliumnitrid herstellen. Bei voller Auslastung soll das Werk für zwei Milliarden Euro Jahresumsatz sorgen. Mit dem Ausbau bereite sich Infineon „auf das beschleunigte Wachstum des Markts für Verbindungshalbleiter vor“, sagte Vorstandsmitglied Jochen Hanebeck. „Wir schaffen eine gewinnbringende Kombination mit dem Entwicklungs-Kompetenzzentrum Villach und der kosteneffizienten Produktion von Siliziumkarbid- und Galliumnitrid- Leistungshalbleitern in Kulim.“

Commerzbank: Rückkehr in die Gewinnzone

Nach der Rückkehr in die Gewinnzone 2021 macht die Commerzbank ihren Aktionären Hoffnung auf eine Ausschüttung für das laufende Geschäftsjahr. „Wir wollen an das erfolgreiche Kundengeschäft des vergangenen Jahres anknüpfen und den Konzerngewinn auf mehr als eine Milliarde Euro steigern“, kündigte Vorstandschef Manfred Knof am Donnerstag in Frankfurt an. „Damit streben wir für das Geschäftsjahr 2022 die Zahlung einer Dividende an.“

Im vergangenen Jahr schaffte das Institut wieder schwarze Zahlen – trotz eines teuren Konzernumbaus und zusätzlicher Belastungen bei der polnischen Tochter mBank. Mit 430 Millionen Euro fiel der Jahresüberschuss des MDax-Konzerns deutlich besser aus als von Analysten erwartet. 2020 hatte das Institut, dessen größter Anteilseigner der deutsche Staat ist, mit rund 2,9 Milliarden Euro Minus den größten Verlust seit der Finanzkrise 2009 verbucht.

Am Finanzmarkt kamen die Neuigkeiten am Morgen gut an. Im vorbörslichen Handel auf der Plattform Tradegate legte die Commerzbank-Aktie im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs vom Vorabend um mehr als drei Prozent zu. Seit dem Jahreswechsel hatte sie bis dahin schon 28 Prozent an Wert gewonnen.

Mit einem verschärften Sparkurs will der zum 1. Januar 2021 als Sanierer angetretene Knof die Commerzbank nachhaltig zurück in die Erfolgsspur führen. Der Vorstand hat sich vorgenommen, bis Ende 2024 die Zahl der Vollzeitstellen von ursprünglich etwa 39 500 auf 32 000 zu verringern. Anfang 2022 hatte die Commerzbank den Angaben zufolge noch knapp 36 700 Vollzeitstellen und damit fast 2800 weniger als ein Jahr zuvor.

Gerresheimer: Mehr Profitabilität aus eigener Kraft

Gerresheimer will mittelfristig vom Ausbau der Geschäfte mit Systemen zur Medikamentenverabreichung, Spritzensystemen und Produkten für Biotech-Medizin profitieren. Gleichzeitig soll die Digitalisierung vorangetrieben werden und auch der kleinste Geschäftsbereich Advanced Technologies soll seinen Beitrag leisten. Daher kalkuliert Gerresheimer-Chef Dietmar Siemssen laut einer Mitteilung vom Donnerstag mittelfristig nun mit einer bereinigten operativen Gewinnmarge (Ebitda-Marge) vor Wechselkurseffekten zwischen 23 und 25 Prozent. Bisher sollten rund 23 Prozent des Umsatzes hängen bleiben. Allerdings hatte sich die alte Prognose auf das Kerngeschäft bezogen, bei dem Advanced Technologies bislang ausgeklammert wurde.

Die noch junge Sparte produziert unter anderem Mikropumpensysteme zur Behandlung von Parkinson. Vergangenen Dezember konnte Gerresheimer dann einen Auftrag eines US-Biotech-Konzerns zur Entwicklung einer Medikamentenpumpe zur Gabe eines „führenden Medikaments für seltene Krankheiten“ einheimsen. Noch schreibt Advanced Technologies aber Verluste, die in Relation zum Gewinn des Gesamtkonzerns allerdings niedrig sind.

Mit Blick auf den Konzernumsatz strebt Gerresheimer mittelfristig weiterhin ein Wachstum aus eigener Kraft – also vor Wechselkurseffekten und Übernahmen – im hohen einstelligen Prozentbereich an – nun aber auch hier inklusive Advanced Technologies.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Vintage Tones

Das könnte dich auch interessieren

Meistgelesene Artikel