Bayer peilt 2022 deutliches Ergebnisplus an - "Längst nicht alles gut"

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DEUTSCHLAND-BAYER:Bayer peilt 2022 deutliches Ergebnisplus an - "Längst nicht alles gut"

Frankfurt (Reuters) - Nach einem Ergebnisrückgang im vergangenen Geschäftsjahr soll es bei Bayer 2022 wieder aufwärts gehen.

Umsatz und Ergebnis sollen deutlich steigen. "Wir schauen mit Optimismus auf das Jahr 2022 und darüber hinaus", sagte Vorstandschef Werner Baumann am Dienstag. Der Ausblick gehe aber von einem stabilen geopolitischen Umfeld in Osteuropa aus, wo sich die Situation durch den Ukraine-Krieg inzwischen dramatisch verändert hat. "Bayer wird diese Risiken genau beobachten und so weit wie möglich minimieren." Der Pharma- und Agrarkonzern wolle sicherstellen, "dass wir die Zivilbevölkerung in beiden Ländern weiter mit unseren Produkten versorgen". Bayer macht in Russland etwa zwei Prozent seines Konzernumsatzes, in der Ukraine sind es deutlich unter ein Prozent.

2021 hat der Konzern in der Ukraine den Aufbau eines Produktionsstandorts für Maissaatgut abgeschlossen und in Russland mit dem Aufbau einer Produktion für die Agrarsparte CropScience begonnen. Baumann sagte, in der Ukraine sei das Saatgut für die startende Pflanzsaison bereits in den Händen der Landwirte. In Russland werde der Großteil des Bayer-Geschäfts im Pharmabereich sowie in dem mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten gemacht. "Es gibt eine ganze Menge an Effekten, die wir natürlich im Auge haben und analysieren." Noch sei es aber zu früh, abzusehen, welche volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Krieg habe und welche Folgen für die Agrarmärkte. Auf Russland und die Ukraine entfallen 29 Prozent der weltweiten Exporte von Weizen. Bei Mais sind es 19 und bei Sonnenblumenöl 80 Prozent.

Für 2022 stellt Bayer währungsbereinigt einen Umsatz von rund 46 Milliarden Euro in Aussicht und ein Ergebnis vor Sondereinflüssen (Ebitda) von etwa zwölf Milliarden. 2021 kletterte der Umsatz um 6,5 (währungsbereinigt knapp neun) Prozent auf gut 44 Milliarden Euro. Das Ergebnis sank wegen negativer Währungseffekte und hoher Kosten um 2,5 Prozent auf 11,18 Milliarden. Unter dem Strich stand ein Gewinn von eine Milliarde Euro, nachdem 2020 wegen hoher Abschreibungen im Agrargeschäft und Rückstellungen für die Glyphosat-Klagen in den USA ein Verlust von mehr als zehn Milliarden anfiel. Die Dividende soll unverändert zwei Euro je Aktie betragen.

WARTEN AUF SUPREME COURT IM ZWEITEN HALBJAHR

Baumann sprach von einem erfolgreichen Jahr für Bayer. Die Geschäfte seien in allen drei Sparten besser gelaufen als erwartet und der Konzern habe seine Prognosen übertroffen. Man sei auf dem richtigen Weg. "Aber wir wissen natürlich, dass längst nicht alles gut ist – insbesondere mit dem Verlauf unseres Aktienkurses im vergangenen Jahr können wir nicht zufrieden sein. Der wahre Wert unseres Unternehmens spiegelt sich darin nicht annähernd wider." Ob Bayer zur Steigerung des Kurses auch Abspaltungen von Unternehmensteilen in Betracht zieht, kommentierte Baumann nicht. Mit seinem Fokus auf die Bereiche Gesundheit und Ernährung, fühle sich Bayer "sehr sehr gut langfristig aufgestellt", sagte er nur. An der Börse sind Abspaltungen gerade beliebt. In den Augen vieler Investoren sind die Teile eines Konglomerats mehr wert als das Ganze.

Baumann machte als wichtigsten Grund für den derzeitigen Aktienkurs eine Zurückhaltung der Anleger wegen des nach wie vor unklaren Ausgangs des milliardenschweren Glyphosat-Rechtsstreits in den USA aus. Er zeigte sich zuversichtlich, dass der Oberste Gerichtshof in den USA den Berufungsantrag des Unternehmens im Fall des kalifornischen Klägers Edwin Hardeman annimmt. "Dass der Supreme Court eine Stellungnahme der US-Regierung angefragt hat, werten wir als ein grundsätzlich positives Zeichen." Mit einer Entscheidung, ob das Gericht den Fall zur Prüfung annimmt, rechnet Baumann in der zweiten Jahreshälfte.

Wenn das Gericht zu Gunsten von Bayer entscheiden würde, könnte das die Rechtsstreitigkeiten weitestgehend beenden, bekräftigte er. Bayer geht nunmehr davon aus, dass von inzwischen insgesamt etwa 138.000 angemeldeten Ansprüchen rund 107.000 verglichen sind oder aus verschiedenen Gründen nicht die Vergleichskriterien erfüllen.

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