Markt-Update: Dax beendet jüngste Erholungsphase – chinesische Aktien weiter auf Talfahrt, Wacker Chemie mit Rekorddividende, RWE bestätigt Prognose

onvista · Uhr

Die jüngste Erholungsphase im Dax ist am Dienstagmorgen vorerst beendet. Der deutsche Leitindex rutschte kurz nach dem Handelsauftakt um 0,99 Prozent auf 13 790,92 Punkte ab. Hohe Verluste bei Technologiewerten an den Überseebörsen sorgten für erneut wachsende Vorsicht unter den Anlegern. Zudem hat sich bislang die Hoffnung auf Fortschritte in den Verhandlungen zum Ukraine-Krieg nicht bewahrheitet.

Diese Hoffnung hatten dem Dax noch am Vortag einen starken Wochenstart beschert. Dabei hatte der deutsche Leitindex sich kurzzeitig sogar der Marke von 14 100 Punkten angenähert und sich damit seit dem bisherigen Krisentief im Ukraine-Krieg vor einer Woche bei 12 438 Punkten um gut 13 Prozent erholt. Für die Überwindung der psychologisch wichtigen Marke von 14 000 Zählern sei die Nachrichtenlage jedoch „einfach nicht gut genug“, stellte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners am Dienstagmorgen fest.

Auch der breitere Aktienmarkt startete mit Abschlägen in den neuen Handelstag. Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen stand nach den ersten Minuten mit 1,01 Prozent im Minus bei 30 218,94 Punkten. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es in der Frühe um 1,37 Prozent abwärts auf 3689,82 Zähler.

Chinesische Aktien weiter auf Talfahrt

An den chinesischen Börsen kam es erneut zu deutlichen Verlusten. „Die Notenbank enttäuschte die Markterwartungen einer Leitzinssenkung und schickte die Aktienindizes weiter auf Talfahrt“, hieß es von der LBBW. Zudem belastete die angespannte Corona-Lage. Der schwerste Corona-Ausbruch seit zwei Jahren breitete sich weiter aus – aus 20 Regionen des Landes wurden neue Infektionen gemeldet, auch die Hauptstadt Peking sowie die beiden wichtigen Wirtschaftszentren Shanghai und Shenzhen meldeten neue Infektionen.

Da China weiterhin an einer „Zero-Covid-Strategie“ mit umfangreichen Maßnahmen festhält, wachsen die Sorgen vor den wirtschaftlichen Auswirkungen. „Allein die Lockdowns in den beiden Großstädten Shenzhen und Changchun bedeuten Ausgangsverbote für 26 Millionen Menschen“, warnte die LBBW. „Viele westliche Unternehmen verkündeten Produktionsstopps in einzelnen ihrer Werke in China.“

Hinzu kommen die Beziehungen Chinas zu Russland, die das Verhältnis zu den USA belasten. Der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, habe bei dem Treffen in Rom mit dem chinesischen Außenpolitiker Yang Jiechi die „schwerwiegende Besorgnis“ Washingtons über Chinas Annäherung an Moskau zum Ausdruck gebracht, sagte eine hochrangige Vertreterin der US-Regierung am Montag in einem Telefonbriefing mit Journalisten. Anlagestratege Ulrich Stephan von der Postbank verwies in diesem Zusammenhang auf die anhaltende „Sorge eines drohenden Handelsausschlusses der am US-Markt gelisteten chinesischen Unternehmen durch die US-Börsenaufsicht SEC ab 2024.“

Der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Unternehmen vom chinesischen Festland verlor 4,57 Prozent auf 3983,81 Punkte. In der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong brach der Hang-Seng-Index zuletzt um 5,39 Prozent auf 18 479,19 Punkte ein. Technologiewerte verzeichneten dabei erneut kräftige Abgaben.

Nach Gewinnsprung: Wacker Chemie schüttet Rekorddividende aus

Wacker Chemie hebt nach einem Gewinnsprung im vergangenen Jahr die Dividende kräftig an. Mit 8 Euro je Aktie sollen die Aktionäre eine viermal höhere Ausschüttung bekommen als im vergangenen Jahr, wie der MDax -Konzern am Dienstag in München mitteilte. Das ist mehr als von Analysten im Mittel erwartet und laut dem Unternehmen ein Höchstwert. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen unter anderem vom Bauboom und der voranschreitenden Digitalisierung in vielen Teilen der Welt profitiert. Das hochreine Polysilizium des Konzerns wird für Computerchips, aber auch Solaranlagen gebraucht. Gleichzeitig verleiht der Bauboom dem Geschäft mit Polymeren Schwung. Diese ganz unterschiedlich ausgeprägten chemischen Verbindungen dienen unter anderem als Basis für Klebstoffe, beigemengt werden sie aber auch Bodenbelägen, Farben oder Beton. Der Konzernüberschuss vervielfachte sich daher auf 828 Millionen Euro.

RWE sieht Unsicherheiten durch Ukraine-Krieg – Zahlen und Prognose bestätigt

Der Energiekonzern RWE geht davon aus, im laufenden Geschäftsjahr an das operative Ergebnis von 2021 anknüpfen zu können. RWE bestätigte am Dienstag die Mitte Februar erhöhte Prognose. Darin seien allerdings die „schwer abzuschätzenden“ Folgen des Ukraine-Kriegs nicht enthalten, teilte der Dax -Konzern am Dienstag bei der Vorlage seiner endgültigen Geschäftszahlen für 2021 in Essen mit.

Im vergangenen Jahr hatte RWE dank des Energiehandels und höherer Ergebnisbeiträge aus der konventionellen Stromerzeugung die eigenen Erwartungen übertroffen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) des Jahres 2021 betrug wie bereits bekannt 3,65 Milliarden Euro. Gut drei Viertel davon entfielen auf das Kerngeschäft mit den Segmenten Energiehandel, Off- und Onshore von Wind und Solar sowie Wasser, Biomasse und Gas. Im laufenden Jahr soll das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Konzernebene mindestens 3,6 Milliarden Euro erreicht werden.

Fraport kehrt 2021 in die Gewinnzone zurück – Weitere Erholung erwartet

Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport ist im zweiten Corona-Jahr 2021 dank einer gewissen Erholung des Passagierverkehrs in die Gewinnzone zurückgekehrt. Auch wegen krisenbedingter Ausgleichszahlungen stand unter dem Strich ein Überschuss von knapp 83 Millionen Euro nach einem Verlust von fast 658 Millionen Euro im Vorjahr, wie das im MDax gelistete Unternehmen am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Nach 24,8 Millionen Fluggästen im vergangenen Jahr rechnet Vorstandschef Stefan Schulte für 2022 mit einer weiteren Steigerung auf 39 bis 46 Millionen Passagiere. Das entspricht 55 bis 65 Prozent des Niveaus aus dem Vor-Corona-Jahr 2019.

Nachdem der Umsatz 2021 um knapp 28 Prozent auf gut 2,1 Milliarden Euro stieg, soll er im laufenden Jahr weiter auf rund 3 Milliarden Euro zulegen. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte nach 757 Millionen Euro im Vorjahr allerdings nur auf 760 bis 880 Millionen Euro steigen. Denn Fraport hatte 2021 von Ausgleichszahlungen und staatlichen Kompensationen in Höhe von 320 Millionen Euro profitiert, die sich nicht wiederholen dürften. Der Konzerngewinn vor Minderheitsanteilen Dritter soll nun 50 bis 150 Millionen Euro erreichen. Analysten hatten sich bei den Gewinnkennziffern jedoch im Schnitt mehr ausgerechnet.

Die Aktionäre sollen sich auf eine weitere Nullrunde einstellen. So will Fraport auch für 2022 keine Dividende ausschütten und das Geld stattdessen für den Schuldenabbau verwenden.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: SynthEx / Shutterstock.com

Das könnte dich auch interessieren

Meistgelesene Artikel