Österreichs Raiffeisen Bank prüft Ausstieg aus Russland

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- von Alexandra Schwarz-Goerlich

Wien (Reuters) - Das österreichische Geldhaus Raiffeisen Bank International (RBI) erwägt wegen der Invasion in der Ukraine einen Rückzug aus Russland.

Man prüfe alle Möglichkeiten bis hin zu einem Ausstieg, teilte Österreichs zweitgrößte Bank am Donnerstag mit. "Diese noch nie dagewesene Situation veranlasst die RBI, ihre Position in Russland zu überdenken", erklärte Bankchef Johann Strobl. "Wir prüfen daher alle strategischen Optionen für die Zukunft der Raiffeisenbank Russland bis hin zu einem sorgfältig gesteuerten Ausstieg aus der Raiffeisenbank in Russland".

Ein Abschied aus dem Land wäre für die RBI ein schmerzhafter Schritt. Die Bank ist seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor 30 Jahren in Russland tätig und hat viele Jahre lange dort hohe Gewinne eingefahren. Das Institut hat vier Millionen Kunden in Russland und zählt zu den europäischen Banken, die am stärksten in dem Land engagiert sind. Auch die italienische UniCredit prüft einen Rückzug aus Russland.

Zuletzt erwirtschaftete die RBI in Russland etwa ein Drittel ihres Konzerngewinnes von 1,4 Milliarden Euro. Das Land ist für die Bank, die zu den größten Kreditgebern in Osteuropa zählt, der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt. Fällt dieser weg, wäre die Bank auf einen Schlag deutlich kleiner. Analysten rechnen damit, dass die harte Kernkapitalquote der Bank (CET 1) von zuletzt 13,1 Prozent deutlich leiden könnte. Anleger reagierten verschreckt und warfen die RBI-Papiere aus dem Depot. Die ohnehin schon massiv gebeutelte Aktie verlor an der Wiener Börse mehr als sechs Prozent.

In den vergangenen Wochen hatte der Bankchef noch mehrfach betont, Russland nicht den Rücken kehren zu wollen. "Wir haben keine Pläne uns aus Russland zurückzuziehen", sagte Strobl in Reaktion auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Die Agentur hatte zuvor exklusiv berichtet, dass das Institut einen möglichen Rückzug prüft.

Die russische Tochterbank erklärte in einer separaten Mitteilung, dass das Institut unabhängig von der Entscheidung der Mutter weiterhin auf dem russischen Markt tätig sein werde. Der Ausstieg der RBI sei "ein letzter Ausweg", hieß es. Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht getroffen worden. Die russische Tochter erklärte, dass ihre Geschäfte im vollen Umfang aufrecht erhalten würden. Man könne der Krisensituation standhalten, um die lokalen Kunden weiter zu bedienen, hieß es.

VERKAUF AN RUSSISCHE BANK?

Doch während Industriekonzerne ihre Zelte in Russland relativ rasch abbrechen können, ist ein solcher Schritt bei Banken ungleich komplexer. Experten zufolge kann man sich nicht einfach einseitig von Kreditverpflichtungen und anderen Arten von finanziellen Forderungen lösen. Der Ökonom Thomas Url vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) verwies auf die langfristigen Kreditverträge einer Bank mit Unternehmen und Privatpersonen. "Man kann nur das Paket als Ganzes abstoßen und an einen Konkurrenten verkaufen, der bereit ist, sowohl die Einlagen als auch die Aktiva zu übernehmen", sagte Url. Wegen der westlichen Sanktionen gegen Russland dürfte nur ein lokaler Käufer in Frage kommen.

Für Russland hatte die RBI bereits in der Bilanz 2021 Vorsorgen von 115 Millionen Euro getroffen. Anfang März kündigte das Institut zudem an, den Anteilseignern vorerst die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr zu streichen. Das Geld bleibe vorerst als Risikopuffer in der Bank.

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