ROUNDUP 2: Rational rechnet mit zweistelligem Wachstum - Risiken bestehen aber

dpa-AFX · Uhr

(Neu: Aussagen aus der Pressekonferenz, Analysten, Aktienkurs)

LANDSBERG AM LECH (dpa-AFX) - Der Großküchen-Ausstatter Rational peilt nach der kräftigen Erholung in 2021 auch im laufenden Jahr ein zweistelliges Wachstum an. Das Management sei zuversichtlich, dass das Unternehmen 2022 und danach seinen Wachstumskurs fortsetzen werde, sagte Firmenchef Peter Stadelmann in einer Pressekonferenz am Donnerstag. Aufgrund der signifikant gestiegenen Preise für Rohstoffe, Komponenten und für Logistik habe Rational mit Preiserhöhungen für Geräte, Zubehör und Reinigern reagiert. Die letzte Preiserhöhung sei erst kürzlich bekannt gegeben worden.

Die Aussagen bewegten die Aktie nur wenig, das Papier legte gegen Mittag moderat zu. Allerdings hat der Kurs seit Jahresbeginn rund ein Viertel an Wert verloren.

Für das laufende Jahr erwartet das Unternehmen vor allem aufgrund eines Rekordauftragsbestands ein Umsatzplus zwischen 10 und 15 Prozent. Damit läge der Umsatz auch über dem Vorkrisenniveau von 2019, teilte der im MDax notierte Konzern in Landsberg am Lech mit. Da die operativen Kosten nicht so stark anziehen sollten wie der Umsatz, werde beim Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ein etwas stärkerer Anstieg als beim Erlös erwartet. Die zugehörige Marge soll dementsprechend leicht über dem Vorjahresniveau von 20,5 Prozent liegen. Leicht bedeute etwa einen Prozentpunkt, erläuterte Stadelmann.

Allerdings gab es vom Firmenchef zugleich einschränkende Worte: Sollten sich die Risiken in der Versorgungslage etwa durch mögliche Lockdowns in China und die geopolitische Lage manifestieren, dann rechne das Unternehmen mit einem niedrigeren Umsatzwachstum und einer Ebit-Marge unter der des Jahres 2021.

Mit dem Ukraine-Krieg sei seit einem Monat ein weiteres geopolitisches Risiko hinzugekommen, sagte Stadelmann. Die Lieferungen in die Ukraine sowie nach Russland und Belarus seien eingestellt worden. Der Geschäftsbetrieb in der russischen Tochtergesellschaft könne mit den aktuellen Beständen weitergeführt werden. Die Ukraine und Russland machten zusammen etwa zwei bis drei Prozent des Gesamtumsatzes aus. Mögliche Kollateraleffekte des Krieges auf Rational etwa in Bezug auf die Lieferketten, Preise für Materialien und Energie sowie durch Embargos könnten zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abgeschätzt werden.

Analysten reagierten derweil positiv auf die Unternehmensnachrichten. Nach Ansicht von Warburg-Expertin Cansu Tatar ist der Ausblick angesichts der geopolitischen Unwägbarkeiten solide ausgefallen. Rational sei gut positioniert für eine sich beschleunigende Erholung. Nach den Kursverlusten seit Jahresbeginn habe sich zudem das Chancen-Risiken-Verhältnis der Aktie verbessert, schrieb die Analystin in einer ersten Einschätzung.

Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank geht davon aus, dass längerfristig die Wachstumsperspektiven des Unternehmens exzellent bleiben. Von 2023 an dürften sich die Margen des Herstellers deutlich erholen. Die Aktien sind seiner Meinung nach aber nach wie vor hoch bewertet.

Rational will einen Großteil seines Gewinns des vergangenen Jahres an die Aktionäre ausschütten. So soll die reguläre Dividende um etwas mehr als die Hälfte auf 7,50 Euro je Aktie erhöht werden. Darüber hinaus sollen die Anteilseigner eine Sonderdividende von 2,50 Euro erhalten. Dadurch werden 92 Prozent des Überschusses aus 2021 direkt an die Aktionäre weitergegeben. Generell peilt das Unternehmen 70 Prozent an.

Die Dividende fällt damit deutlich höher aus als von Experten erwartet. Diese hatten mit einer regulären Ausschüttung von rund sieben Euro gerechnet. Durch die Sonderausschüttung soll laut Stadelmann die krisenbedingte Dividendenkürzung für das Jahr 2020 teilweise ausgeglichen werden.

Rational hatte bereits Anfang Februar vorläufige Zahlen für 2021 veröffentlicht. Der Anbieter von Dampfgarern und anderen Küchengroßgeräten war in der Corona-Pandemie zunächst zusammen mit der Gastronomie stark unter Druck geraten. Mit der Beendigung der Lockdowns in vielen Ländern kam aber im vergangenen Jahr wieder Schwung in das Geschäft. Das Unternehmen profitiert nach eigenen Angaben davon, dass viele Kunden Investitionen nachholen, die sie zuvor wegen der Pandemie zurückgestellt hatten. Auch werden den Angaben zufolge wegen der Materialengpässe Bestellungen vorgezogen. Positiv auf das Bestellverhalten wirken sich auch staatliche Förderprogramme aus.

Im vergangenen Jahr war der Konzernumsatz, wie bereits bekannt, im Vergleich zum pandemiebelasteten Vorjahr um ein Fünftel auf knapp 780 Millionen Euro geklettert. Regional gesehen verzeichnete der Konzern in Lateinamerika den stärksten Anstieg, aber auch in Nordamerika und Deutschland zog der Umsatz kräftig an. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um die Hälfte auf rund 160 Millionen Euro. Die entsprechende Marge verbesserte sich von 16,4 auf 20,5 Prozent. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von knapp 124 Millionen Euro nach rund 80 Millionen Euro im Vorjahr./mne/zb/tav/stk

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