Bayer Aktie: Neue Studiendaten und positiver Analystenkommentar lassen Kurs weiter steigen

onvista · Uhr

Mit einem Plus von mehr als 34 Prozentsind die Papiere von Bayer seit Jahresanfang der beste Wert, den der Leitindex zu bieten hat. Heute zieht die Aktie weiter an. Hintergrund sind positive Studiendaten zu dem neuen Blutgerinnungshemmer Asundexian

Bayer ist bei der Entwicklung seines neuen Blutgerinnungshemmers und möglichen Xarelto-Nachfolgers Asundexian vorangekommen. Eine Phase-IIb-Studie zeigte bei Patienten mit Vorhofflimmern (Herzrhythmusstörung) und Schlaganfallrisiko ein geringeres Blutungsrisiko im Vergleich zum Standardmedikament Apixaban, wie Bayer am Sonntag in Berlin mitteilte. Abhängig von der Auswertung der Details könnte die zulassungsrelevante Phase-III-Studie noch in diesem Jahr starten, erklärte ein Sprecher. Im Falle einer Zulassung könnte das Mittel laut Analyst Alistair Campbell vom Investmenthaus Liberum ein noch größerer Erfolg werden als der Kassenschlager Xarelto, der jedes Jahr Milliardenumsätze in die Bayer-Kassen spült.

Konkret seien in der Pacific-AF-Studie die Blutungsraten für den primären Endpunkt (schwere und klinisch relevante nicht schwere Blutung nach den Kriterien der Fachorganisation ISTH) um 67 Prozent reduziert gewesen. Bei der Studie ging es zunächst insbesondere um den Vergleich der Sicherheit; Unterschiede beim Auftreten thrombotischer Ereignisse, also etwa eines Schlaganfalls, sind dann Thema weiterer Studien. Die Ergebnisse stellte Bayer am Sonntag auf einer Kardiologenfachtagung in den USA vor.

Asundexian ist ein sogenannter Faktor XI-Hemmer, eine noch junge Wirkstoffklasse, von der sich Experten geringere Blutungsrisiken als bei aktuellen Blutgerinnungshemmern wie Apixaban (Handelsname Eliquis) von Bristol-Myers Squibb (BMS) und Pfizer sowie Xarelto von Bayer versprechen.

Bayer untersucht Asundexian auch für andere Indikationen in Phase-II-Studien: Für kürzlich aufgetretene Herzinfarkte sowie für den Einsatz zur Sekundärprävention bei Patienten mit nicht-kardioembolischem ischämischem Schlaganfall. Für letztere Indikation erhielt der Dax-Konzern im Februar von der US-Gesundheitsbehörde FDA den „Fast Track“-Status. Mit diesem können Pharmaunternehmen ihre Medikamentenkandidaten unter bestimmten Voraussetzungen perspektivisch schneller auf den Markt bringen.

Ein Erfolg von Asundexian auch in den möglichen Phase-III-Studien und damit die Aussicht auf eine Zulassung ist für Bayer sehr wichtig. So laufen Patente für Xarelto in den kommenden Jahren nach und nach aus. Dann können Wettbewerber Nachahmermedikamente verkaufen, was auf den Umsatz drückt.

Bedeutend wäre das neue Medikament für die Leverkusener auch, weil es aktuell ohne Partner entwickelt werde, schreibt Liberum-Analyst Campbell. Umsätze damit müssten also nicht geteilt werden – anders als bei Xarelto, das außerhalb der USA von Bayer, aber innerhalb des wichtigen US-Marktes vom Konkurrenten Johnson & Johnson vermarktet wird.

Vielmehr hat sich Johnson & Johnson mit (BMS) zusammengetan, um den potenziellen Asundexian-Konkurrenten Milvexian weiterzuentwickeln. Zu diesem Mittel hatte es bereits im Herbst Phase-II-Studiendaten gegeben. BMS ist mit seinem Faktor XI-Gerinnungshemmer damit Bayer in der klinischen Entwicklung ungefähr sechs bis zwölf Monate voraus, wie Campbell erklärt.

Barclays stuft Bayer hoch

Die britische Investmentbank Barclays hat Bayer von „Equal Weight“ auf „Overweight“ hochgestuft und das Kursziel von 60 auf 85 Euro angehoben. Nach Jahren mit vergleichsweiser schwacher Kursentwicklung schlage sich die Aktie des Chemie- und Pharmakonzerns 2022 bislang gut, schrieb Analystin Emily Field in einer am Montag vorliegenden Studie. Neue Erkenntnisse zum Medikamentenkandidaten Asunexian verbesserten nun die Perspektive für die Pharma-Produktpipeline. Parallel laufe das Agrar-Geschäft auf vollen Touren und die Wahrscheinlichkeit einer Lösung im Glyphosat-Rechtsstreit werde größer. Die Aktie werde noch immer mit einem deutlichen Abschlag zu anderen großen europäischen Pharmawerten gehandelt.

Aktie bleibt interessant

Die Anleger scheinen seit Jahresbeginn das Glyphosat-Problem zu verdrängen oder glauben nicht mehr daran, dass es ein schlechtes Ende für Bayer nehmen könnte. Allerdings könnten Rückschläge im Kurs jederzeit durch schlechte Nachrichten rund um das Thema jederzeit vorkommen. Allerdings sehen wir das nicht als Risiko an, sondern als Chance. Nach dem starken Anstieg der vergangenen Wochen ist die Aktie sowieso reif für ein kleine Korrektur. Anleger, die an der Aktie interessiert sind, sollte diese Abwarten und dann auf den Zug aufspringen. Ist das Thema Glyphosat zu den Akten gelegt, dann sind Kurse oberhalb von 80 Euro locker möglich.

Von Markus Weingran

Foto: Homepage Bayer

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