US-Banken: Goldman Sachs, Citi und Morgan Stanley übertreffen die Erwartungen – Wells Fargo gelingt das nicht!

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Nach dem ersten Quartal des laufenden Jahres sorgen die großen amerikanischen Banken nicht mehr im Einklang für gute Stimmung in der Branche. Die Trauben hängen in diesem Jahr deutlich höher. Die Experten hatten zwar nicht damit gerechnet, dass die Finanzinstitute ihre guten Zahlen aus dem Vorjahr noch einmal toppen, trotzdem ist es nicht allen Banken gelungen die gesenkten Erwartungen zu übertreffen. Nachdem JPMorgan bereits Mittwoch nicht die Schätzungen der Experten verfehlte, kann Wells Fargo ebenfalls nicht die Erwartungen der Analysten übertreffen. Goldman Sachs, die Citi und Morgan Stanley hingegen schlagen die Schätzungen und gehen mit Kursgewinnen in den heutigen Handelstag.

Goldman Sachs gewohnt souverän

Bislang war das laufende Jahr kein gutes Pflaster für die amerikanischen Banken. Obwohl man denken könnte, dass die aggressive Wende der Geldpolitik der Fed ihnen in die Karten spielt steht bei vielen US-Finanzinstituten ein Minus seit Jahresanfang unterm Strich. So auch bei Goldman Sachs. 2022 liegt die Aktie fast 20 Prozent im Minus. Da sind die heutigen Zahlen ein wenig Balsam auf die angespannten Seelen der Anleger. Die Aktie starten mit einem Plus von fast 2 Prozent in den Handelstag.

Die US-Investmentbank hat ihren Rekordgewinn von Anfang 2021 zum Start des neuen Jahres bei Weitem nicht wiederholen können. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre im ersten Quartal ein Überschuss von 3,8 Milliarden US-Dollar (3,5 Mrd Euro) und damit 43 Prozent weniger als im Vorjahr, wie das Geldhaus am Donnerstag in New York mitteilte. Allerdings schnitt es damit immer noch besser ab als von Analysten im Schnitt erwartet.

Angesichts der wachsenden Unsicherheit etwa infolge des Kriegs in der Ukraine legte die Bank im ersten 561 Millionen Dollar für drohende Kreditausfälle zurück. Ein Jahr zuvor hatte sie noch Rückstellungen dieser Art aufgelöst. Unterdessen sanken die Erträge der Bank im Jahresvergleich um mehr als ein Viertel auf 12,9 Milliarden Dollar. Allerdings hatten Analysten mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet. Anfang 2021 hatte ein Boom im Wertpapierhandel und im Kapitalmarktgeschäft die Erträge bei Goldman Sachs stark in die Höhe getrieben und der Bank den höchsten Quartalsgewinn ihrer Geschichte beschert.

Morgan Stanley ebenfalls besser als die Schätzungen

Auch Morgan Stanley kommt 2022 bislang auf keinen grünen Zweig in punkto Performance. Seit Jahresanfang hat der Kurs um fast 15 Prozent nachgegeben. Heut macht die Aktie aber wieder ein wenig Boden gut. Ähnlich wie Goldman Sachs legen die Papiere von Morgan Stanley um rund 2 Prozent zu Handelsstart zu.

Die US-Bank hat zu Jahresbeginn auch deutlich weniger verdient als im vergangenen Jahr. Im ersten Quartal 2022 sank der Gewinn gegenüber dem Vorjahreswert um rund elf Prozent auf 3,5 Milliarden Dollar (3,2 Mrd Euro), wie das Geldhaus am Donnerstag in New York mitteilte. Die gesamten Erträge fielen um sechs Prozent auf 14,8 Milliarden Dollar. Trotz der starken Rückgänge übertrafen die Ergebnisse die Prognosen der Analysten. Die Aktie reagierte vorbörslich zunächst mit rund zweiprozentigen Kursaufschlägen.

Vor allem das Handelsgeschäft mit Wertpapieren entwickelte sich besser als an der Wall Street angenommen. So konnte Morgan Stanley die Erlöse bei Aktien-Transaktionen sogar deutlich steigern. Dafür schwächelte das klassische Investmentbanking, zu dem Börsengänge, Fusionen und Übernahmen zählen, an denen Banken als Berater durch Gebühren verdienen. Nach dem Boom zum Jahresende herrschte hier angesichts der Marktturbulenzen wegen Russlands Kriegs gegen die Ukraine und hoher Inflationsrisiken zuletzt große Zurückhaltung.

Auch die Citigroup bläst ins gleiche Horn

Das Bild ist auch bei der Citi nicht anders. Der US-Finanzkonzern ist mit deutlich weniger Gewinn ins Geschäftsjahr gestartet. Im ersten Quartal fiel der Überschuss im Jahresvergleich um rund 46 Prozent auf 4,3 Milliarden Dollar (4,0 Mrd Euro), wie das Geldhaus am Donnerstag in New York mitteilte. Dabei gingen die gesamten Erlöse lediglich um 2 Prozent auf 19,2 Milliarden Dollar zurück. Insgesamt übertrafen die Quartalszahlen die Erwartungen. Besonders das Handelsgeschäft mit Wertpapieren zeigte sich während des Börsenabschwungs relativ stabil.

Citi musste jedoch bilanzielle Belastungen in Höhe von fast zwei Milliarden Dollar wegen Russlands Angriffskriegs gegen die Ukraine verkraften. Im Gegensatz zu den meisten anderen großen US-Banken hat das Geldhaus noch immer eine starke Geschäftspräsenz in Russland, was sich durch den Krieg und Sanktionen zum Problem entwickelt hat. Citi bemüht sich, das Engagement zu reduzieren, stellt sich jedoch mit hohen Rückstellungen auf Kreditausfälle ein. Bankchefin Jane Frazer warnte vor zunehmenden geopolitischen und wirtschaftlichen Risiken.

Damit kann auch die Citi-Aktie ihren Abwärtstrend etwas stoppen. Seit Jahresanfang hat der Kurs um gut 17 Prozent nachgegeben. Heute geht das Papier mit einem Plus gut einem Prozent in den Handelstag.

Wells Fargo mit erneuten Rückschlag

Bislang konnte sich der Kurs der US-Bank aus San Francisco 2022 in Plus halten. Das ist seit heute Geschichte. Die Papiere starten mit einem Minus von mehr als 5 Prozent in den US-Handel. Wegen rückläufiger Einnahmen etwa im Anleihehandel ist Wells Fargo mit einem deutlichen Gewinnrückgang ins Jahr gestartet. Im ersten Quartal verdiente das Geldhaus knapp 3,7 Milliarden US-Dollar (3,4 Mrd Euro) und damit fast eine Milliarde weniger als ein Jahr zuvor, wie es am Donnerstag in San Francisco mitteilte. Zwar löste die Bank weitere Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle auf, die sie wegen der Unsicherheiten durch die Corona-Pandemie gebildet hatte. Doch Wells-Fargo-Chef Charlie Scharf rechnet absehbar wieder mit mehr faulen Krediten.

Dabei verwies der Manager auf die Ankündigungen der US-Notenbank, mehr gegen die hohen Inflationsraten zu unternehmen. Dies werde das Wachstum der Wirtschaft bremsen, sagte Scharf laut Mitteilung. Der Krieg in der Ukraine gefährde die Wirtschaftsentwicklung zusätzlich. Für die Wells-Fargo-Aktie ging es im vorbörslichen US-Handel um mehr als drei Prozent abwärts.

Im ersten Quartal gingen die Erträge der Bank um fünf Prozent auf 17,6 Milliarden Dollar zurück. Während der Zinsüberschuss um fünf Prozent stieg, sanken übrigen Erträge um 14 Prozent. So verzeichnete das Institut einen Rückgang bei neuen Hypothekenkrediten. Außerdem brummte der Handel mit Anleihen weniger stark, und im Investmentbanking sanken die Gebühreneinnahmen.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Roman Tiraspolsky / shutterstock.com

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