Markt-Update: Anleger fassen wieder Mut – Infineon und Siltronic fallen positiv auf, Bayer am Dax-Ende, Bewegung bei Energie- und Bankwerten

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Nach einer verhaltenen Rückkehr aus dem Osterwochenende gehen die Anleger am Mittwoch wieder optimistisch an Aktien heran. Mit Rückenwind der US-Börsen legte der Dax gegen Mittag um 1,11 Prozent auf 14 310,34 Punkte zu. Er konnte die Gewinne am Vormittag ausbauen. Der MDax schaffte es mit 0,74 Prozent ins Plus auf 30 952,51 Zähler. Der Eurozonen-Index EuroStoxx gewann sogar 1,8 Prozent an Wert.

Mit den Kursgewinnen setzte sich der Dax von der psychologisch wichtigen 14 000-Punkte-Marke weiter ab, nachdem der US-Leitindex Dow Jones Industrial am Vorabend fast auf Tageshoch aus dem Handel gegangen war. Durch den Ukraine-Krieg sei an den Finanzmärkten zuletzt viel Negatives bereits eingepreist worden, kommentierte der Comdirect-Marktbeobachter Andreas Lipkow. Neben dem Krieg bleiben die Inflations- und Zinsperspektiven und die Corona-Lage in China zentrale Themen.

Laut Lipkow gehen die Marktteilnehmer derzeit noch von einem vorübergehenden Effekt der aktuellen Inflationsdynamik aus. Er warnte aber, dass Zweifel an solch einem Szenario angebracht seien. Die Europäische Zentralbank sei in einer abwartenden Haltung. Er vermutet, dass sie zunächst die Auswirkungen der bereits gestrafften Geldpolitik der US-Notenbank Fed abwarten. Von dieser wird am Abend das Protokoll der vergangenen Sitzung erwartet.

Infineon und Siltronic fallen positiv auf – ASML stark

An der Spitze der Einzelsektoren lagen die Technologiewerte. Starke Zahlen des Schwergewichts ASML beflügelten. Der niederländische Branchenprimus hatte mitgeteilt, die Bestellungen beliefen sich in den ersten drei Monaten wie im Vorquartal auf rund 7 Milliarden Euro. Dies habe den Auftragsbestand Ende März auf 29 Milliarden Euro hochgetrieben, sagte ASML-Finanzchef Roger Dassen. Die Aktie gewann nach der Schwächeperiode seit Jahresbeginn 6,7 Prozent.

Der Anstieg des deutschen Aktienmarktes beruhte unter anderem auf steigenden Automobilwerten sowie Kursgewinnen bei den Tech-Werten aus dem Chipsektor. Infineon waren im Dax mit einem Anstieg um 3,6 Prozent vorne dabei und im MDax zogen die Titel des Wafer-Zulieferers Siltronic sogar um sechs Prozent an. Gute Stimmung verbreitete hier der Branchenausrüster ASML , der laut dem JPMorgan-Analysten Sandeep Deshpande positiv überraschte mit starken Auftragszahlen.

Andere Signale kamen aus den USA. Der US-Streaminganbieter Netflix musste erstmals seit mehr als zehn Jahren ein Quartal mit Kundenschwund verkraften, und so brach die Aktie außerbörslich in den USA um ein Viertel ein. Experte Thomas Altmann von QC Partners glaubt aber, dass der Gesamtmarkt solche Nachrichten wegstecken kann. Er sieht in der abklingenden Pandemie ein Indiz für eine Normalisierung des Lebens. „Und das ist für den Großteil der börsennotierten Unternehmen positiv“, so der Experte.

Lanxess stark

Positive Signale kamen vom Chemiekonzern Lanxess , der überraschend gut in das neue Jahr gestartet ist. Die Experten der UBS und des Analysehauses Jefferies verwiesen in ersten Kommentaren auf ein besser als erwartetes operatives Ergebnis. Die Aktien zogen im MDax um 2,8 Prozent an.

Siemens Energy und Gamesa bleiben Sorgenkinder

Gebremst wurde der Index mittelgroßer Werte aber von den 1,7 Prozent tieferen Siemens Energy -Aktien. Der Energietechnikkonzern leidet weiter unter der Windkrafttochter Gamesa und will wegen dieser nun auch seine Jahresprognose überprüfen. Die Gamesa-Aktien drehten in Madrid im Verlauf ins Plus.

Nordex nun im Plus – Analyst: Träger Jahresstart war erwartet

Die Aktien von Nordex haben am Mittwoch einen schwachen Auftakt bis zum Mittag vergessen gemacht. Nach einem zwischenzeitlichen Minus von viereinhalb Prozent drehten sie ins Plus und stiegen zuletzt um knapp zwei Prozent auf 16,83 Euro. Der Windkraftanlagen-Hersteller verbuchte im erste Quartal etwas weniger Aufträge als ein Jahr zuvor. Dass dabei der Anteil margenstarker Delta4000-Anlagen von 73 Prozent auf 91 Prozent gestiegen sei, wertete Analyst Constantin Hesse vom Investmenthaus Jefferies positiv. Dadurch verbessere sich der Produktmix. Zudem überrasche der insgesamt eher träge Jahresstart nicht. Hesse rechnet mit einer anziehenden Auftragslage im Rest des Jahres. Mit einem Kursplus von mehr als einem Fünftel zählen die Nordex-Papiere zu den wenigen Gewinnern im SDax im laufenden Jahr. Sie profitieren von der geplanten Beschleunigung der Energiewende vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine.

Bayer als größter Verlierer im Dax

Der größte Verlierer im Dax waren zuletzt die Bayer -Aktien mit einem Abschlag von 1,6 Prozent. Seit ihrem Zwischentief, das Anfang März unter 50 Euro lag, haben diese einen starken Lauf hinter sich. Nach einem Anstieg bis an die 68-Euro-Marke in der Vorwoche nehmen die Anleger hier Gewinne mit.

Danone gut im Plus

Auch Danone überzeugte. Der französische Lebensmittelkonzern war vor allem wegen Preiserhöhungen mit einem deutlichen Umsatzplus in das Jahr gestartet. Analystin Celine Pannuti von der Bank JPMorgan sprach von einem soliden ersten Quartal. Die Aktie beendete ihre Schwächephase und sprang um 8,8 Prozent in die Höhe.

CRH punktet mit Bilanz

Auch CRH überraschte: Der irische Baustoffkonzern rechnet nach einem positiven ersten Quartal auch für die erste Jahreshälfte mit Steigerungen. Umsatz und operativer Gewinn (Ebitda) dürften in den ersten sechs Monaten höher ausfallen als ein Jahr zuvor, teilte das Unternehmen mit. Dabei dürfte das operative Ergebnis stärker zulegen als der Umsatz. CRH kletterten um 4,5 Prozent.

Bankensektor lässt sich von schwacher Credit Suisse nicht beirren

Der Bankensektor ließ sich auch von enttäuschenden Zahlen der Schweizer Großbank Credit Suisse nicht bremsen und legte deutlich zu. Bei Credit Suisse kam es allerdings zu einem Minus von 1,2 Prozent. Nach dem Milliardenverlust 2021 begann das neue Jahr mit roten Zahlen. Neue Rückstellungen für alte Rechtsstreitigkeiten, der Krieg in der Ukraine und die Wertminderung einer Beteiligung dürften im ersten Quartal zu einem Verlust führen.

Rohstoffwerte schwach

Am Ende lagen die Rohstoffwerte. „Nachdem sich die weltweite Stahlnachfrage im letzten Jahr vom Corona-Schock erholt hat, soll sie dieses Jahr nur noch um 0,4 Prozent zunehmen“, stellte Analyst Daniel Briesemann von der Commerzbank mit Blick auf Prognosen des Weltstahlverbandes (WSA) fest. „Der Ausblick für das nächste Jahr ist laut WSA mit großer Unsicherheit behaftet.“

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Vintage Tone / Shutterstock.com

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