Vorbörse: Dax erhält von US-Inflationsdaten weiter Auftrieb – letzter heißer Tag der Berichtssaison – Euro sinkt leicht – Öl gibt leicht nach

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Die Hoffnung auf einen nachhaltig abnehmenden Inflationsdruck in den USA dürfte am Donnerstag am deutschen Aktienmarkt positiv nachwirken. Ansonsten steht aus Unternehmenssicht der letzte "heiße Tag" der Berichtssaison mit vielen Quartalszahlen von Unternehmen aus der Dax-Familie im Fokus.

Der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex signalisierte knapp eine Stunde vor dem Xetra-Start ein Plus von 0,39 Prozent auf 13 755 Punkte. Damit dürfte sich der Dax seinem Hoch seit Mitte Juni bei 13 792 Punkten aus der Vorwoche nähern. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone wird am Donnerstag rund 0,5 Prozent höher erwartet.

Anleger wieder risikofreudiger

Im Juli hatte sich die US-Inflation deutlich stärker von ihrem Höchststand seit über 40 Jahren entfernt als erwartet. Nach dieser Nachricht am Vortag stieg die Risikofreude der Anleger deutlich und ließ auch am Morgen in Asien nicht nach. Börsianer hoffen, dass die US-Notenbank bei geringerer Teuerung ein gemäßigteres Tempo bei ihrer Zinswende gehen wird. Zuletzt hatte die Fed im Juli den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte erhöht.

Einzelwerte im Überblick

Der Energiekonzern RWE will dieses Jahr mehr als fünf Milliarden Euro in den Ausbau des grünen Portfolios investieren. Das seien 30 Prozent mehr als ursprünglich geplant, hieß es bei der Vorlage der endgültigen Zahlen für das zweite Quartal. Im ersten Halbjahr wurde rund 20 Prozent mehr Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugt. Die Essener hatten bereits Ende Juli vorläufige Zahlen vorgelegt, diese wurden nun ebenso bestätigt, wie der zu diesem Zeitpunkt erhöhte Ausblick. Im vorbörslichen Geschäft auf der Handelsplattform Tradegate stiegen die RWE-Aktien zuletzt um 1,0 Prozent.

Die hohen Abschreibungen auf die Beteiligung an Siemens Energy sowie weitere Belastungen im Zusammenhang mit Russland brockten dem Technologiekonzern Siemens im dritten Geschäftsquartal einen Verlust nach Steuern von rund 1,5 Milliarden Euro ein, nach einem Gewinn von knapp 1,5 Milliarden ein Jahr zuvor. Siemens senkte daher auch sein Ergebnisziel für das laufende Geschäftsjahr. Abseits dessen lief es operativ robust. Umsatz und Auftragseingang der industriellen Geschäfte legten deutlich stärker zu, als Experten es erwartet hatten. Auf Tradegate fielen die Siemens-Papiere um 2,5 Prozent.

Die Deutsche Telekom hob erneut ihr operatives Gewinnziel an. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen inklusive Leasingkosten (Ebitda AL) dürfte im laufenden Jahr nun auf rund 37 Milliarden Euro steigen. Bislang hatte der Konzern nach einer ersten Anhebung mehr als 36,6 Milliarden Euro angepeilt. Der Free Cashflow inklusive Leasingkosten dürfte weiter bei mehr als 10 Milliarden Euro liegen. Analysten rechnen für 2022 in etwa mit einem solchen Wert, sehen beim bereinigten Betriebsergebnis aber noch Luft nach oben. Die T-Aktie sank auf Tradegate um 0,3 Prozent.

Der Lkw- und Bushersteller Daimler Truck steigerte im zweiten Quartal den Umsatz dank Preiserhöhungen, vorteilhaften Wechselkursen und mehr Absatz um 18 Prozent. Das war mehr als von Analysten gedacht. Das um Sondereffekte bereinigte operative Konzernergebnis kletterte um 15 Prozent. Das laufende Jahr werde allerdings vor allem wegen anziehender Kosten anspruchsvoll bleiben, sagte Finanzchef Jochen Goetz, der die Umsatz- und Ergebnisziele für 2022 bestätigte. Auf Tradegate gewannen die Aktien 0,6 Prozent.

Der Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp profitiert weiter von den gestiegenen Materialpreisen. Umsatz und operatives Ergebnis nahmen daher im dritten Geschäftsquartal deutlich zu und fielen besser aus als von Analysten erwartet. Dagegen belasten den Konzern die gestiegenen Zinsen: Hier musste Thyssenkrupp in dem Zusammenhang millionenschwere Wertminderungen vornehmen, was den Nettogewinn drückte. Die Prognose für den Jahresüberschuss senkte das Unternehmen daher. Die Anteilsscheine verteuerten sich auf Tradegate um 3,0 Prozent.

Dank weiter hoher Düngerpreise hält K+S trotz drohender millionenschwerer Belastungen durch die Gaskrise am Gewinnziel für das laufende Jahr fest. "Wir bestätigen unsere bisherige Ebitda-Prognose für das Geschäftsjahr 2022, selbst wenn es wie in unserem Szenario unterstellt zu Engpässen bei der Verfügbarkeit von Erdgas und einer Gasumlage im vierten Quartal kommen sollte", sagte Konzernchef Burkhard Lohr. Die durchschnittliche Analystenschätzung liegt zwar am oberen Ende der Spanne, inwieweit die Experten dabei aber bereits Gas-Belastungen berücksichtigen, ist unklar. Auf Tradegate schnellten die K+S-Papiere um 5,0 Prozent hoch.

Devisen: Eurokurs sinkt leicht

Der Euro ist am Donnerstag leicht gesunken und hat damit einen Teil der starken Vortagesgewinne abgegeben. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0280 US-Dollar gehandelt und damit etwas tiefer als am Vorabend. Am Vortag hatte noch ein unerwartet starker Rückgang der Inflation in den USA den Dollar stark belastet, während der Euro im Gegenzug bis auf 1,0368 Dollar steigen konnte und damit auf den höchsten Stand seit Anfang Juli.

Im Juli war die amerikanische Inflationsrate von zuvor 9,1 Prozent auf 8,5 Prozent gesunken. Durch den Rückgang wurden an den Finanzmärkten die Erwartungen an weiter starke Zinserhöhungen durch die US-Notenbank gedämpft, was den Kurs des Dollar belastet hatte.

Im weiteren Handelsverlauf bleiben Konjunkturdaten aus den USA weiter im Fokus der Anleger am Devisenmarkt. Am Nachmittag werden erneut Daten zur Preisentwicklung erwartet. Auf dem Programm steht die Entwicklung der amerikanischen Erzeugerpreise, also der Preise, die Hersteller für ihre Waren verlangen. Diese Kennzahl liefert auch Hinweise auf die künftige allgemeine Preisentwicklung in den USA.

Ölpreise geben etwas nach

Die Ölpreise sind am Donnerstag leicht gefallen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostete am Morgen 97,01 US-Dollar. Das waren 39 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur September-Lieferung fiel um 36 Cent auf 91,57 Dollar.

Nach Einschätzung von Marktbeobachtern halten sich die Anleger am Ölmarkt vor der Veröffentlichung neuer Prognosen zur Entwicklung der Nachfrage in den Wintermonaten zurück. Im Lauf des Tages werden Berichte der Internationalen Energieagentur (IEA) und des Ölkartells Opec erwarten, in denen jeweils die künftige Nachfrage nach Rohöl prognostiziert wird.

Außerdem wurde am Markt darauf verwiesen, dass es wieder russische Öllieferungen nach Ungarn geben dürfte. Der seit einigen Tagen unterbrochene Transit von russischem Öl über den Südstrang der Pipeline Druschba (Freundschaft) nach Ungarn, Tschechien und in die Slowakei könnte nach der Zahlung von ausstehenden Transitgebühren bald wieder aufgenommen werden.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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