Vorbörse: Kursrutsch vorerst gestoppt – Warten auf US-Arbeitsmarktbericht

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Quelle: Rodrigo Garrido/Shutterstock.com

Vom schwachen Start in den traditionell schwierigen Börsenmonat September dürfte sich der Dax am Freitag etwas erholen. Der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex signalisierte knapp eine Stunde vor dem Auftakt einen Anstieg um 0,7 Prozent auf 12 721 Punkte. Damit wird der Abstand zum Jahrestief von 12 391 Punkten wieder etwas größer. Auch der EuroStoxx wird am Freitag freundlich erwartet.

US-Arbeitsmarktbericht im Fokus

Im Blick steht zum Wochenausklang der US-Arbeitsmarktbericht für den August. Fällt dieser stark aus, dürfte sich die US-Notenbank Fed auf ihrem steilen Zinsanhebungskurs bestätigt sehen. Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets glaubt, dass eine Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte auf der Sitzung im September beschlossene Sache sein sollte.

Neben einem hohen Beschäftigungsstand ist Preisstabilität eines der wichtigsten Ziele für die US-Währungshüter. Ein Jobmarkt in guter Verfassung gibt ihnen somit den nötigen Spielraum, um die hohe Inflation mit steigenden Zinsen zu bekämpfen. Die Aktienmärkte stehen aber seit Monaten wegen des straffen geldpolitischen Kurses unter Druck. Laut Marktbeobachtern dürfte nach dem jüngsten Rutsch des Dax um etwa 1000 Punkte aber einiges in den Kursen eingepreist sein.

Aber auch in der Eurozone bahnt sich möglicherweise ein höheres Tempo der EZB bei den Zinserhöhungen an. Laut der LBBW könnten deshalb am Freitag die Erzeugerpreise in der Eurozone einen Blick wert sein. "Nach zwei Monaten der Entspannung gehen wir von einem Anstieg auf 38 Prozent nach 35,8 Prozent im Vormonat aus. Damit dürfte sich der Margendruck bei den Unternehmen wieder deutlich erhöhen", heißt es im Morgenkommentar von Martin Siegert.

Einzelwerte im Überblick

Auf Unternehmensseite gibt es am Freitag einige Nachrichten mit Bewegungspotenzial. Bei den Aktien von Adidas und Puma verwiesen Händler positiv auf starke Quartalszahlen des US-Wettbewerbers Lululemon, der auch seinen Ausblick anhob. Die Kurse der beiden deutschen Sportartikelkonzerne zogen im Tradegate-Handel im Vergleich zum Xetra-Schluss jeweils um 1,4 Prozent an.

Bayer dürften mit einem Gerichtserfolg im Fokus stehen, vorbörslich legten sie etwa ein Prozent zu. Hier verwiesen Händler darauf, dass im Streit um möglicherweise krebserregende Wirkung des Unkrautvernichters Glyphosat mittlerweile die fünfte Klage in Folge gewonnen worden sei. Eine Jury aus Missouri wies Klagen zurück, das Herbizid habe ihre Krankheiten verursacht.

Energieversorger wie RWE oder Eon könnten auch noch einen Blick wert sein wegen eines Stresstests für die Stromversorgung in Deutschland. Diskutiert wird weiter über längere Laufzeiten für Atomkraftwerke, zwei Meiler könnten laut dem "Handelsblatt" am Netz bleiben.

Außerdem bewegen Analystenstimmen vorbörslich die Kurse. Die Henkel -Aktie etwa fiel um ein Prozent infolge einer Abstufung durch Goldman Sachs. Der Analyst Olivier Nicolai von der Investmentbank positioniert sich in seiner Studie vorsichtig hinsichtlich des Ausblicks für die Klebstoffsparte.

Die Nordex -Aktien wurden dagegen von der Citigroup zum Kauf empfohlen, für sie ging es vorbörslich um fünf Prozent nach oben.

Nervosität an Wall Street weiter hoch

USA: - MODERATE GEWINNE - Der US-Leitindex Dow Jones Industrial hat am Donnerstag eine viertägige Verlustserie beendet und moderat im Plus geschlossen. Börsianer sprachen von einer kleinen Gegenbewegung nach dem jüngsten Kursrutsch. Die Nervosität am Aktienmarkt ist aber weiter hoch. Seit Notenbankchef Jerome Powell am Freitag die Märkte auf eine weiterhin straffe Geldpolitik der Fed im Kampf gegen die Inflation eingestimmt hat, haben Rezessionssorgen die Oberhand. Allerdings: Dauerhaft hohe Preissteigerungen sind noch schädlicher für die Wirtschaft. Der Dow stieg um 0,46 Prozent auf 31 656,42 Punkte. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,30 Prozent auf 3966,85 Punkte aufwärts. Der technologielastige Nasdaq 100 legte minimal um 0,02 Prozent auf 12 274,63 Zähler zu.

Börse in Asien

ASIEN: - WEITERE VERLUSTE - In Asien geben die wichtigsten Aktienmärkte auch zum Wochenausklang nach. So stand in Tokio der japanische Leitindex Nikkei 225 am Freitag kurz vor Handelsende leicht im Minus bei 27 633 Punkten. Auf Wochensicht deutet sich ein Minus von rund 1000 Zähler oder circa dreieinhalb Prozent an.

Der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Unternehmen des chinesischen Festlands verlor zuletzt rund 0,3 Prozent. Damit würde der chinesische Leitindex in dieser Woche knapp zwei Prozent verlieren. In der Sonderverwaltungszone Hongkong büßte der Hang-Seng-Index am Freitag im späten Handel 0,8 Prozent ein. Damit beläuft sich das Wochenminus auf mehr als drei Prozent.

Renten

Bund-Future                147,71              +0,22%

Euro erholt sich etwas vor US-Arbeitsmarktdaten

Der Euro hat sich am Freitagmorgen etwas von seinen Verlusten am Vortag erholt. Im frühen Handel kostete die Gemeinschaftswährung 0,9970 US-Dollar und damit etwas mehr als am Vorabend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,0004 Dollar festgesetzt.

Vor dem Wochenende stehen an den Finanzmärkten Daten vom US-Arbeitsmarkt im Mittelpunkt. Die Zahlen gelten als mitentscheidend für die Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve. Im Laufe des September entscheidet die Fed über den nächsten Schritt. Derzeit ist nicht ganz klar, ob die Währungshüter ihren Inflationskampf im bisherigen, hohen Tempo fortsetzen oder möglicherweise etwas auf die Bremse treten. Letzteres dürfte bei schwachen Zahlen vom Jobmarkt wahrscheinlicher werden.

Euro/USD                            0,9964                   0,17%

USD/Yen                             140,34                   0,1%

Euro/Yen                             139,83                   0,28%

Ölpreise steigen wieder

Die Ölpreise sind am Freitag nach mehreren Tagen mit Abschlägen wieder gestiegen. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 94,20 US-Dollar. Das waren 1,84 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,71 Dollar auf 88,32 Dollar.

In den vergangenen Tagen waren die Erdölpreise deutlich unter Druck geraten. Ausschlaggebend waren mehrere Faktoren, darunter Sorgen über die globale Wirtschaftsentwicklung und der andauernde Kampf vieler Zentralbanken gegen die hohe Inflation. Hinzu kam der starke Dollar, der das in der US-Währung gehandelte Rohöl für viele Interessenten wechselkursbedingt verteuerte und auf der Nachfrage lastete.

Zunehmend rückt die Angebotspolitik des Ölverbunds Opec+ in den Mittelpunkt. Die rund 20 Staaten wollen an diesem Montag über ihre Förderpolitik beraten. Saudi-Arabien, eines der tonangebenden Mitglieder, hatte unlängst die Möglichkeit einer geringeren Förderung zur Sprache gebracht. Hintergrund sind die zuletzt im Trend gefallenen Erdölpreise, wenngleich das Preisniveau aufgrund des Ukraine-Kriegs weiter hoch ist.

Brent                         94,20              +1,84 USD

WTI                           88,33              +1,72 USD

Umstufungen von Aktien

- BERENBERG SENKT ZIEL FÜR SIEMENS AUF 175 (176) EUR - 'BUY'

- CITIGROUP HEBT NORDEX AUF 'BUY' (NEUTRAL) UND HEBT ZIEL AUF 12 EUR

- GOLDMAN SENKT HENKEL AUF 'SELL' (NEUTRAL) - ZIEL 62 (67) EUR

- BARCLAYS HEBT ZIEL FÜR PERNOD RICARD AUF 277 (256) EUR - 'OVERWEIGHT'

- BERNSTEIN HEBT ZIEL FÜR PERNOD RICARD AUF 220 (215) EUR - 'OUTPERFORM'

Termine Unternehmen

11:30 DEU: Henkel, Pk zur Vorstellung eines neuen Waschmittel-Produktes

GBR: Lastminute.com, außerordentliche Hauptversammlung

Termine Konjunktur

08:00 DEU: Im- und Exporte 07/22

09:00 ESP: Arbeitslosenzahlen 08/22

11:00 EUR: Erzeugerpreise 07/22

14:30 USA: Arbeitsmarktbericht 08/22

16:00 USA: Auftragseingang Industrie 07/22

16:00 USA: Auftragseingang langlebige Güter 07/22 (endgültig)

EUR: S&P Ratingergebnis Zypern, Montenegro

EUR: Moody's Ratingergebnis Estland

Sonstige Termine

DEU: Ganztägiger Pilotenstreik der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit bei der Lufthansa

DEU: Fortsetzung Klausurtagung der SPD-Bundestagsfraktion

+ 13.30 Abschlussstatement von Fraktionschef Rolf Mützenich

DEU: Bundeskanzler Olaf Scholz besucht die Lausitz

Der Bundeskanzler will mit den Ministerpräsidenten von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg, Michael Kretschmer, Reiner Haseloff und Dietmar Woidke, über den geplanten Ausstieg aus der Braunkohle und den Strukturwandel in der Lausitz sprechen.

+ 14.40 Pressestatements Bundeskanzler und Ministerpräsidenten

DEU: Abschluss Herbstklausur der FDP-Fraktion

DEU: Internationale Funkausstellung - IFA 2022 in Berlin (bis 6.9.2022)

Redaktion onvista/dpa-AFX

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