Vorbörse: Dax steuert auf weitere Verluste zu – Angst vor Rezession – Euro fällt und erreicht neues 20-Jahrestief

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Quelle: Rodrigo Garrido/Shutterstock.com

Die Flucht aus Aktien setzt sich auch zu Beginn der neuen Handelswoche weiter fort. Nach dem Fall auf ein Tief seit November 2020 steuert der Dax am Montag auf weitere Verluste zu. Der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex signalisierte rund eine Stunde vor Beginn des Haupthandels ein Minus von 0,87 Prozent auf 12 178 Punkte. Der EuroStoxx 50 dürfte um 0,6 Prozent nachgeben, nachdem er in der Vorwoche im Verlauf ebenfalls auf den tiefsten Stand seit nahezu zwei Jahren gefallen war.

Über die Aktienmärkte weltweit rollt derzeit eine Welle der Angst vor einem tiefgreifenden Konjunkturabschwung hinweg. Befeuert wurden diese Sorgen zuletzt vom vehementen Eingreifen der Notenbanken gegen die hohe Inflation. Die Gefahr besteht, dass die Währungshüter dabei über das Ziel hinausschießen und der Wirtschaft schaden. "Die Sorgen vor einem weltweiten drastischen Konjunktureinbruch werden immer größer", schrieb Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners am Morgen. "Immer mehr befürchten, dass die Kombination aus Energiekrise und steigenden Zinsen zu einer heftigen Rezession führen können."

Dabei liegen auch die politischen Herausforderungen wie eine düstere Wolke über dem Markt: Die Auseinandersetzungen mit Russland gehen weiter, und in Italien haben die Parlamentswahlen am Wochenende einen massiven Rechtsruck besiegelt - dort kann das Bündnis um die rechtsradikale Partei Fratelli d'Italia mit einer Regierungsmehrheit rechnen. "Entscheidend wird jetzt, wie sich die designierte Regierungschefin Giorgia Meloni tatsächlich gegenüber der EU verhält", schrieb Altmann. Ein Befreiungsschlag für den Dax werde damit noch etwas schwieriger.

Laut Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel gerät aus technischer Sicht nun als nächstes Ziel die Marke von 12 095 Punkten ins Visier. Die nächste Zone, sollte es weiter abwärts gehen, liege dann bei 11 851 Zählern. Um diesen Abwärtssog zu verlassen, müsse der Dax deutlich wieder über 13 500 Punkte zurückkehren. "Den Marktteilnehmern fehlt jedoch mehr denn je die 'Entschlossenheit' für eine spürbare Gegenbewegung nach oben", ergänzte der Experte.

Neue wichtige Konjunktursignale werden am ersten Handelstag der Woche vom Ifo-Geschäftsklimaindex erwartet. Laut der Deka Bank ist hier sowohl bei der Geschäftslage als auch bei den Geschäftserwartungen mit weiteren Rückgängen zu rechnen.

Unternehmensnachrichten sind am Morgen Mangelware. Im Blick dürften Anleger womöglich den Aromen- und Duftstoffehersteller Symrise nach einer Verkaufsempfehlung der US-Bank Morgan Stanley haben. Auch für den Batteriehersteller Varta zeigten sich mehrere Branchenkenner skeptischer, nachdem das Unternehmen vor dem Wochenende seine Jahresziele kassiert hatte. Die Aktie war daraufhin am Freitag mit einem Kursverlust von rund 34 Prozent aus dem Handel gegangen. Die Experten von Goldman Sachs strichen nunmehr ihre Kaufempfehlung; auch JPMorgan stufte Varta ab und kürzte das Kursziel um mehr als die Hälfte.

Wall Street deutlich im Minus

Die Angst vor einer Rezession hat die US-Aktienmärkte zu Wochenschluss weiter fest im Griff. Investoren stießen am Freitag erneut im größeren Stil Anteile ab. Der Leitindex Dow Jones Industrial sackte so deutlich unter die Marke von 30 000 Punkten, dass er das niedrigste Niveau seit Ende 2020 erreichte. Seinen Spitzenverlust in Höhe von 2,7 Prozent konnte er aber noch auf 1,62 Prozent reduzieren. Mit 29 590,41 Punkten hat er auf Wochensicht vier Prozent eingebüßt. Generell beobachteten Marktteilnehmer am Freitag eine Flucht der Anleger in sichere Häfen. Befeuert werden die Sorgen weiter von dem entschiedenen Vorgehen der Notenbanken - allen voran der US-Währungshüter, die im Kampf gegen die hohe Inflation auch wirtschaftliche Schäden in Kauf nehmen. Vor diesem Hintergrund verlor der marktbreite S&P 500 am Freitag 1,72 Prozent auf 3693,23 Zähler. Der Nasdaq 100 ging 1,66 Prozent tiefer bei 11 311,24 Punkte ins Wochenende.

Asien: Nikkei mit großen Verlusten, CSI im Plus

Die wichtigsten asiatischen Aktienmärkte sind unterschiedlich in die Woche gestartet. Während der japanische Leitindex nach einer Feiertagspause am Freitag zuletzt mit rund zweieinhalb Prozent im Minus stand, konnten sich die chinesischen Märkte behaupten. Der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Unternehmen der chinesischen Festlandbörsen im Nachmittagshandel leicht zu. In der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong pendelte der Hang Seng um seinen Freitagsschluss.

Renten

Bund-Future                138,64                -0,60%

Devisen: Euro fällt zum Dollar auf 20-Jahrestief - Pfund sinkt auf Rekordtief

Der US-Dollar ist an den Finanzmärkten weiter stark gefragt. Im Gegenzug geraten andere Währungen unter teils erheblichen Druck. In der Nacht zu Montag sackte der Euro kräftig ab und fiel erneut auf einen 20-jährigen Tiefstand. Das britische Pfund sank zum Dollar sogar auf den tiefsten jemals erreichten Stand.

Ein Euro kostete in der Nacht im Tief rund 0,95 Dollar und damit so wenig wie letztmalig im Jahr 2002. Das britische Pfund brach zeitweise um fast fünf Prozent bis auf 1,0350 Dollar ein. Das war ein Rekordtief. Bis zum Morgen konnten sich Euro und Pfund wieder etwas erholen.

Der Dollar profitiert schon seit längerem als sichere Alternative von den vielen krisenhaften Entwicklungen auf der Welt, insbesondere dem Ukraine-Krieg. Der Euro wird vor allem durch die Energiekrise in Europa belastet. Der Wahlausgang in Italien, wo politisch rechte Kräfte die Oberhand gewannen, könnte den Euro zusätzlich belastet haben.

Das britische Pfund hat in den vergangenen Tagen drastisch an Wert verloren. Fachleute nennen vor allem die starken Steuersenkungen und sonstigen Entlastungen der neuen Regierung unter Premierministerin Liz Truss als Unsicherheitsfaktor. Der finanzpolitische Kurs bereite dem Devisenmarkt mit Blick auf die steigende Staatsverschuldung große Sorgen, kommentierte Expertin You-Na Park-Heger von der Commerzbank.

Euro/USD                            0,9628                   -0,65%

USD/Yen                             144,19                   0,58%

Euro/Yen                             138,82                   -0,09%

Ölpreise starten mit weiteren Abschlägen in die Woche

Die Ölpreise haben zu Wochenbeginn an ihre deutlichen Abschläge aus den vergangenen Wochen angeknüpft. Am Montagmorgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 85,16 US-Dollar. Das waren 99 Cent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 94 Cent auf 77,80 Dollar. Damit rangieren die Preise auf dem niedrigsten Niveau seit Januar.

Die Erdölpreise werden seit einiger Zeit durch eine Reihe von Entwicklungen belastet, allen voran durch den Krieg in der Ukraine. Starker Druck kommt auch von dem aufwertenden US-Dollar, da er Rohöl für Investoren aus anderen Währungsgebieten rechnerisch verteuert und auf deren Nachfrage lastet. Hinzu kommen die starken Zinsanhebungen vieler Zentralbanken, die sich gegen die sehr hohe Inflation stemmen. Die steigenden Zinsen trüben die Konjunkturaussichten und dämpfen die erwartete Nachfrage nach Öl, Benzin und Diesel.

Brent                        85,68               -0,47 USD

WTI                          78,31               -0,43 USD

Umstufungen von Aktien

- GOLDMAN SENKT VARTA AUF 'NEUTRAL' (BUY) - ZIEL 50 (90) EUR

- JEFFERIES SENKT ZIEL FÜR AIRBUS AUF 140 (145) EUR - 'BUY'

- JPMORGAN SENKT VARTA AUF 'NEUTRAL' (OVERWEIGHT) - ZIEL 45 (95) EUR

- JPMORGAN SENKT ZIEL FÜR AIRBUS AUF 155 (175) EUR - 'OVERWEIGHT'

- MORGAN STANLEY SENKT SYMRISE AUF 'UNDERWEIGHT' (EQUAL-WEIGHT)

- MORGAN STANLEY SENKT SYMRISE-KURSZIEL AUF 91 (111) EUR

- WDH/JPMORGAN SENKT ZIEL FÜR SUSE AUF 18 (27) EUR - 'NEUTRAL'

- WDH/UBS SENKT ZIEL FÜR FEDEX AUF 215 (232) USD - 'BUY'

- WDH/BOFA SENKT ZIEL FÜR FEDEX AUF 178 (186) USD - 'NEUTRAL'

- BERNSTEIN HEBT ASTON MARTIN AUF 'OUTPERFORM' (MP) - ZIEL 180 (460) PENCE

- JPMORGAN HEBT TOTALENERGIES AUF 'OVERWEIGHT' (NEUTRAL) - ZIEL 62 (59) EUR

- JPMORGAN HEBT ZIEL FÜR ENI AUF 19 (18,50) EUR - 'OVERWEIGHT'

- JPMORGAN HEBT ZIEL FÜR GLENCORE AUF 690 (640) PENCE - 'OVERWEIGHT'

- JPMORGAN HEBT ZIEL FÜR RIO TINTO AUF 5580 (5350) PENCE - 'NEUTRAL'

- JPMORGAN SENKT BP AUF 'NEUTRAL' (OVERWEIGHT) - ZIEL 520 (530) PENCE

- JPMORGAN SENKT ZIEL FÜR PROSUS AUF 93 (93,50) EUR - 'OVERWEIGHT'

- JPMORGAN SENKT ZIEL FÜR VALEO AUF 22 (25) EUR - 'OVERWEIGHT'

- JPMORGAN SENKT ZIEL FÜR VOLVO CARS AUF 70 (85) SEK - 'NEUTRAL'

- UBS SENKT ZIEL FÜR NOVARTIS AUF 80 (86) CHF - 'NEUTRAL'

Termine Unternehmen

10:00 DEU: Volkswagen Group Technology und PowerCo, Online-Pressekonferenz

14:30 NLD: Telenet Group, Capital Markets Day

Termine Konjunktur

02:30 JPN: Jibun Bank PMI Dienste und Verarbeitendes Gewerbe 09/22 (1. Veröffentlichung)

08:00 DEU: Destatis: Düngemittel-Knappheit: Inlandsabsatz, Außenhandel und Preise, Januar bis August 2022

09:00 ESP: Erzeugerpreise 08/22

10:00 DEU: Ifo-Geschäftsklima 09/22

14:30 USA: CFNA-Index 08/22

15:00 BEL: Geschäftsklima 09/22

15:00 EUR: EZB-Präsidentin Christine Lagarde, Anhörung im Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments, Brüssel

16:30 USA: Dallas Fed Verarbeitende Industrie 09/22

Sonstige Termine

09:00 DEU: Deutsche Bundesbank: Zahlungsverkehrssymposium 2022 u.a. mit Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, EZB- Direktoriumsmitglied Fabio Panetta sowie Vertreter von Banken und Handel

10:30 FRA: Konjunkturprognose der OECD mit Blick auf die G20-Länder

14:00 DEU: Pressebriefing zum 71. Deutschen Luft- und Raumfahrtkongress (27. bis 29.9.2022), Dresden

15:00 DEU: Digitaler Deutscher Verbrauchertag des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen unter dem Motto "Energie. Preis. Krise."

DEU: European Economic Conference der Frankfurter Allgemeine Zeitung («FAZ») u.a. mit Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), SPD-Chef Lars Klingbeil und dem Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Siegfried Russwurm

DEU: Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung u.a. mit Rede von Bundeskanzler Scholz (11.45 h)

AUT: 66. Generalkonferenz der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Wien

IDN: Treffen der Tourismusminister der G20-Staaten, Bali

17:00 LUX: Europäischer Rechnungshof veröffentlicht Prüfbericht über den Kampf der EU gegen illegale Fischerei, Luxemburg

GBR: Weiterer Zugstreik in Großbritannien

Redaktion onvista/dpa-AFX

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