onvista Börsenfuchs: Die mutigen Börsenstrategen werden lauter

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Quelle: onvista

Hallo Leute! Was sich seit ein paar Wochen abgezeichnet hat, gewinnt jetzt deutlichere Konturen: Ein wachsender Teil der Profis wird mutiger und ist bereit, wieder Engagements zu empfehlen. Dabei klingen die aktuellen Analysen und Prognosen immer noch voll vorsichtig. Volkswirte und Analysten versuchen dabei zu differenzieren und verfolgen nicht etwa ein breites Alles-kaufen-Motto wie „Geht Butter, geht Käse“. Deshalb nur Mut, meine Freunde, aber übertreibt’s nicht gleich!

Im Folgenden habe ich Auszüge von frischen Börsenbetrachtungen in- und ausländischer Banken, Investmenthäuser und Vermögensverwalter zusammengestellt. Eine besondere Rolle spielen bei allen Unterschieden die Entwicklungen in Ami-Land und in China. Dabei geht es meist um die nächsten Schritte der Geldpolitik (USA) und die innenpolitischen Restriktionen (China). Europa, auch das fällt auf, findet bei den Strategen zunehmende Sympathie. Das gilt auch für den Anleihemarkt als Folge der gestiegenen Zinsen.

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob es tatsächlich aufwärts geht, schreibt mir Federated Hermes. Obwohl die Zinserhöhungen ihr Ziel, die Inflation zu dämpfen, erreicht zu haben scheinen, befürchten wir, dass die höheren Kreditkosten und der Druck auf die Lebenshaltungskosten in den großen Volkswirtschaften im Jahr 2023 zu lokalen Rezessionen führen werden. Dies wird das Wachstum der Unternehmensgewinne einschränken, was weitere Kursgewinne an den Aktienmärkten dämpfen und die Möglichkeit einer raschen Erholung, auf die viele nach einem turbulenten Jahr 2022 gehofft hatten, zunichtemachen könnte. Auch wenn sich die Lage an den Märkten derzeit aufhellt, sind wir der Meinung, dass noch einige Herausforderungen auf uns zukommen könnten. Wir empfehlen daher, ein diversifiziertes Portfolio zu halten und gleichzeitig die Risiken sorgfältig zu beobachten.

Die Stimmung unter den Investoren bleibt vorsichtig, die Bargeldbestände erscheinen weiter hoch, lese mich bei Allianz Global Investors. Das Ausbleiben schlechter Nachrichten könnte zur Eindeckung von „Short“-Positionen führen und riskante Vermögensklassen wie Unternehmensanleihen und Aktien stützen. Langfristige Investoren können sich über einen verbesserten Ausblick freuen. Gestiegene Anleiherenditen und gesunkene Aktienbewertungen bedeuten auf lange Sicht höhere erwartbare Erträge, ohne weitere Annahmen treffen zu müssen. Das erleichtert einen Neuanfang.

Swisscanto sieht sich bestätigt: Im Vormonat wiesen wir darauf hin, dass aufgrund des eingepreisten Pessimismus in Bezug auf die Eurozone überraschend gute Nachrichten wieder mehr Potenzial haben, den Markt zu beflügeln. Tatsächlich hat sich dies auch im November gezeigt. Zwar deuteten die jüngsten Daten noch nicht auf eine konjunkturelle Wende, aber sie gaben Anlass zur Hoffnung, dass die Rezession weniger tief ausfallen könnte als befürchtet. Darüber hinaus meldeten die Unternehmen in der Berichtssaison im Durchschnitt ein höheres Gewinnwachstum als beispielsweise die US-Unternehmen. Dafür war unter anderem auch der schwache Euro verantwortlich. Zudem mehren sich die Hinweise auf Fortschritte bei der Bewältigung der Energiekrise und darauf, dass Rationierungen im Winter vermieden werden können. Insofern hat sich die Attraktivität der Eurozone zumindest auf kürzere Sicht weiter erhöht.

Auch für das Research der Frankfurter Helaba steht die Börsenampel mittelfristig weiter auf Grün. Bis zum Jahresende 2023 erwarten wir den Dax bei 16.000 Punkten. Mögliche Verschnaufpausen bieten aus unserer Sicht daher die Möglichkeit, Aktienpositionen auszubauen.

Henderson Investors skizziert eine neue Markt-Ära: Auch wenn wir relativ zuversichtlich sind, dass wir es eher mit einer Korrektur in der Zyklusmitte als mit einer Rezession zu tun haben, ist es klar, dass sich die Wirtschaft verlangsamt. Und angesichts der oft zitierten langen und variablen Verzögerungen der Geldpolitik glauben wir, dass die Verlangsamung in den nächsten Monaten anhalten wird. Während der Markt nach einer unteren Grenze sucht, sollten Anleger auf Unternehmen achten, deren Bewertungen bereits auf ein attraktives Niveau gesunken sind, die aber langfristig immer noch die Merkmale von Qualität und nachhaltigem Wachstum aufweisen. Dies entspricht der Anlagephilosophie „Wachstum zu einem vernünftigen Preis“ (Growth at a reasonable Price, GARP). Solche Unternehmen sollten sich unseres Erachtens in einem Abschwung und auch in der neuen Ära, welche die Anleger wahrscheinlich erwartet, als widerstandsfähiger erweisen.

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