Siemens steckt zwei Mrd Euro in Ausbau der Produktion

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- von Alexander Hübner und Fanny Potkin

München/Singapur (Reuters) - Angesichts der reißenden Nachfrage will Siemens seine Produktion für zwei Milliarden Euro ausbauen.

"Das ist mehr als das Doppelte, was wir in den vergangenen beiden Jahren zusammen investiert haben", sagte Vorstandschef Roland Busch am Donnerstag in Singapur, wo der Technologiekonzern ein drittes Werk für seine erfolgreiche Steuerungstechnik für Maschinen und Anlagen errichten will. "Diese Welle von Investitionen wird gestützt von unserem Rekord-Auftragsbestand und spiegelt unsere Zuversicht wider", sagte Busch. Siemens sitzt auf Aufträgen von 105 Milliarden Euro. Mit der Fabrik in Singapur wolle Siemens den Bedarf in Südostasien bedienen. Weitere Investitionen in den USA und in Europa sollen in den nächsten Monaten folgen.

In der Corona-Pandemie habe es sich bewährt, die Produktion lokaler zu organisieren, sagte Busch. Damals habe sich gezeigt, dass man "zu abhängig von bestimmten Ländern" gewesen sei. Diese Abhängigkeit zu reduzieren, sei in den Köpfen hängen geblieben. "Mit geopolitischen Spannungen hat das weniger zu tun", wies er die Vermutung zurück, Siemens wende sich mit der Entscheidung für Singapur von China ab, wo in Chengdu seit zehn Jahren eine Fabrik für "Simatic"-Steuerungstechnik steht. "Wir haben einen hohen Marktanteil in China, den wir verteidigen und ausbauen wollen. Gleichzeitig diversifizieren wir und erhöhen damit unsere Resilienz." Die USA und Europa beäugen die politischen Ambitionen und die Wirtschaftspolitik Chinas zunehmend kritisch.

Mit einem Ende des Booms rechnet Busch nicht, im Gegenteil. "Wir sehen derzeit sehr gutes Wachstum in allen Bereichen und wollen noch einmal beschleunigen", sagte er dem "Handelsblatt". Siemens überprüfe derzeit seine Planung, die mittelfristig ein Wachstum von fünf bis sieben Prozent vorsieht.

CHINA SOLL NICHT ZU KURZ KOMMEN

Das neue Werk in Singapur soll 200 Millionen Euro kosten und 400 Arbeitsplätze schaffen. Die bestehende Fabrik in Chengdu soll gleichzeitig für 140 Millionen Euro erweitert werden, um die Nachfrage aus China zu bedienen. Auch dort stellt Siemens 400 neue Jobs in Aussicht. Siemens profitiert laut Busch davon, dass im Zuge staatlicher Konjunkturprogramme und der Entwicklung neuer Technologien vielerorts Fabriken entstehen. "Aber immer weniger Leute wollen in Fabriken arbeiten", fügte der für die Automatisierungs-Sparte Digital Industries zuständige Vorstand Cedrik Neike hinzu. In Shenzhen, ebenfalls in China, soll ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum entstehen.

Rund die Hälfte der zwei Milliarden Euro hat Siemens damit konkreten Projekten zugeordnet, rund eine Milliarde steht noch aus. Busch deutete an, dass dabei auch in den USA und Europa investiert werden solle. Und auch die Gebäudetechnik-Sparte SI (Smart Infrastructure) werde nicht zu kurz kommen. Für die Zug-Sparte Mobility hatte Siemens bereits eine Investition von 220 Millionen Dollar für ein Werk in Lexington im US-Bundesstaat North Carolina angekündigt.

Für Forschung und Entwicklung (F&E) will der Konzern im laufenden Geschäftsjahr (per Ende September) mit rund sechs Milliarden Euro eine halbe Milliarde mehr ausgeben als 2021/22. Die Schwerpunkte dabei lägen auf Künstlicher Intelligenz (KI) und der virtuellen Vernetzung der Industrie, dem sogenannten Industrial Metaverse.

(Bericht von Alexander Hübner und Fanny Potkin; Mitarbeit: John Revill in Zürich; redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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