Dax Tagesrückblick: Die Euphorie ist weg

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Nach dem Rekordhoch am vergangenen Freitag war am Montag Einbahnstraße angesagt - und zwar in der Gegenrichtung: Nach einem Abwärtsgap zum Handelsstart "bröckelte" der Index im Tagesverlauf stetig ab, größeres Aufbäumen der Käuferseite war quasi nicht vorhanden - es ging stetig gen Süden. Am Ende des Tages stand ein Minus von 162 Punkten oder 1 Prozent auf 16.195 Punkte zu Buche.

MTU gefragt nach Prognoseerhöhung

Tagesgewinner gegen den schwachen Gesamtmarkttrend war am Montag die Aktie von MTU nach einer Prognoseerhöhung, mehr dazu gibt es hier in der Videoanalyse von Martin Goersch.

Sartorius-Aktie verliert zweistellig

Im Gegensatz dazu büßten die Aktien des Laborausrüsters Sartorius15,5 Prozent auf 300,40 Euro ein, was im Jahresverlauf ein Minus von fast 19 Prozent bedeutet. Dabei hatten sich die Papiere seit Ende Mai bis zu einem Hoch am Freitag bei etwas unter 362 Euro um rund 15 Prozent erholt und ihren seit Februar laufenden Abwärtstrend gebrochen. Das ist inzwischen wieder Geschichte.

Die Gewinnwarnung von Sartorius an sich sei keine Überraschung gewesen, sagten Analysten unisono, die Größenordnung aber schon. Das Ausmaß, schrieb etwa Berenberg-Analyst Odysseas Manesiotis nach einem Gespräch mit dem Management am Wochenende, deute darauf hin, dass es auch im zweiten Quartal keine Besserung geben werde. Das zweite Halbjahr werde außerdem wohl dem ersten entsprechen. Zudem decke sich die Erwartung eines fortgesetzten Lagerabbaus mit Gesprächen, die er mit Kunden von Sartorius geführt habe.Oliver Reinberg von Kepler Cheuvreux schätzt nun, dass die durchschnittliche Analystenschätzung (Konsens), bezogen auf den Mittelwert der neuen Prognosespanne für das operative Jahresergebnis (Ebitda) 2023, um etwa 20 Prozent sinken wird.

Für 2024 sei sogar davon auszugehen, dass die Konsensprognose um die Hälfte gekappt werde. Kritik äußerte UBS-Experte Michael Leuchten. Noch im April, während der Telefonkonferenz zum ersten Quartal, seien die Jahresziele noch bekräftigt worden, monierte er. "Das Management wurde in der Telefonkonferenz mehrfach zu den zugrunde liegenden Annahmen befragt, und die Antwort lautete stets, dass das Jahr trotz des schwachen ersten Quartals wie geplant verlaufe. Dies erwies sich als zu optimistisch.

"Der Abbau von Lagerbeständen bei Kunden nach der Corona-Pandemie und die allgemeine schwache Nachfrage belasteten Sartorius doch stärker als erwartet. Der Pharma- und Laborausrüster rechnet daher jetzt für 2023 mit einem Umsatzrückgang im niedrigen bis mittleren Zehner-Prozentbereich statt mit einem leichten Wachstum. Die Marge auf Basis des um Sondereffekte bereinigten Jahres-Ebitda wird zudem nun bei etwa 30 Prozent erwartet. Bisher war mit einem Wert in etwa auf dem Niveau des Vorjahres kalkuliert worden. Da hatte die operative Marge bei 33,8 Prozent gelegen.

Optimistisch bleiben die Analysten allerdings, was die mittelfristigen Aussichten von Sartorius betrifft. Zwar sei die schwache Nachfrage keine gute Nachricht, doch die Unternehmensstory an und für sich sei intakt, schrieb Michael Heider von Warburg Research. Ausgelöst durch die Pandemie sei der Laborausrüster sehr stark gewachsen. Nun scheine sich die Biopharmabranche erst wieder auf ein neues Niveau einstellen zu müssen. Die Wachstumstreiber blieben jedoch intakt. Die Bevölkerung wachse und auch der Marktanteil der Biologika.

Kepler-Fachmann Reinberg schreibt ebenfalls: "Tatsächlich hat Sartorius seine Ziele für 2025 beibehalten, was ein außerordentliches Wachstum impliziert." Das Vorhaben sei anspruchsvoll, doch "durchaus realistisch". Berenberg-Experte Manesiotis, der die Ziele auch für erreichbar hält, schränkte jedoch ein: Der Markt dürfte aber wohl erst überzeugt sein, wenn sich das Auftragswachstum auch in den Zahlen niederschlage. "Daher dürften die Aufträge im Schlussquartal 2023 eine Schlüsselkennziffer sein, um das Vertrauen in die mittelfristigen Ziele des Managements zu untermauern."  

Deutsche Post DHL benennt sich in DHL Group um

Die Deutsche Post DHL Group benennt sich um. Der global aufgestellte Konzern heißt künftig DHL Group, wie das Bonner Unternehmen am Montag mitteilte. Der Namensteil "Deutsche Post" fällt weg. Schon jetzt stammten 90 Prozent des Konzernumsatzes aus Geschäften unter der Marke DHL, darunter das Paketgeschäft in Deutschland. Nur noch etwa ein Drittel der rund 600 000 Beschäftigten sind im einstigen Stammgeschäft tätig, also dem Brief- und Paketgeschäft in Deutschland. Andere Konzernsparten wie Expressdienste, Frachtgeschäfte und Logistikdienstleistungen haben an Bedeutung gewonnen. "Heute sind wir eines der internationalsten Unternehmen der Welt", sagte Konzernchef Tobias Meyer.

Rohöl gibt nach

Die Ölpreise sind am Montag ein wenig gesunken. Am Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August 76,49 US-Dollar. Das waren 15 Cent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Juli-Lieferung fiel um 16 Cent auf 71,62 Dollar.

Der Wochenauftakt am Rohölmarkt fiel ruhig aus. Am Markt wurden die leichten Preisabschläge mit dem etwas festeren US-Dollar begründet. Da Erdöl überwiegend in der amerikanischen Währung gehandelt wird, spielen Wechselkurseffekte für die Preisbildung eine große Rolle. Steigt der Dollar, geht häufig die Nachfrage aus Ländern mit anderen Währung zurück.

Darüber hinaus war am Markt von einer Gegenbewegung auf die jüngsten Preisaufschläge die Rede. In der vergangenen Woche hatte Rohöl von einer Lockerung der chinesischen Geldpolitik profitiert. Zudem wird auf weitere staatliche Hilfen spekuliert. China ist einer der größten Energieverbraucher der Welt. Die konjunkturelle Erholung von der einst strikten Corona-Politik fällt bisher aber schwach aus. (mit Material von dpa-AFX)

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