Experte plädiert für Unabhängigkeit von China bei Lithium-Produktion

dpa-AFX · Uhr

KIEL (dpa-AFX) - Angesichts des steigenden Einflusses von China auf die weltweite Förderung und Verarbeitung von Lithium beispielsweise für die Batterien in Elektrofahrzeugen fordert der Kieler Wirtschaftsprofessor Tobias Heidland eine stärkere Diversifizierung der Zulieferer der deutschen Industrie. "Die Abhängigkeit von China beim Lithium ist ein großes Risiko für deutsche Unternehmen", sagte der Direktor des Forschungszentrums Internationale Entwicklung am Kieler Wirtschaftsforschungsinstitut IfW der Deutschen Presse-Agentur. "Sollte es zu größeren Spannungen kommen, könnten sie den Zugang zu entscheidenden Zwischenprodukten verlieren."

Schon jetzt bezieht die EU fast ihr gesamtes Lithium aus China. Derzeit investiert Peking in Afrika und Südamerika stark in die Förderung und Verarbeitung des Leichtmetalls. Bis 2025 könnte China nach den Erwartungen von Experten rund ein Drittel der weltweiten Lithium-Versorgung kontrollieren. Allerdings wollen immer mehr Förderländer die Kontrolle über ihre Rohstoffe behalten und stärker von der Wertschöpfung profitieren. "Das eröffnet die Chance, sich unabhängiger von China zu machen", sagte Heidland. "Deutsche Firmen können potenziell attraktive Partner sein, um vor Ort in Südamerika oder in afrikanischen Ländern die ersten Schritte der Wertschöpfungskette zu unterstützen."

Chancen für deutsche Unternehmen sieht Heidland besonders in Ländern, die bei der Förderung auf Umwelt und Nachhaltigkeit achten wollen. "Die Lithiumproduktion verursacht starke Umweltschäden, oder man muss sehr viel Geld in die Hand nehmen, um dies zu vermeiden. Und das treibt wiederum die Preise in die Höhe. Das ist eine schwierige Situation für deutsche Unternehmen, sich in Ländern zu engagieren, wo darauf kein Wert gelegt wird. Da wird man sicherlich nicht mit den chinesischen Ansätzen konkurrieren können", sagte Heidland. "Auf der anderen Seite bietet sich für deutsche Unternehmen die Chance, in Ländern zu punkten, die bewusst auf Nachhaltigkeit achten wollen. Da können deutsche Firmen mit ihrer Erfahrung in dem Bereich ein attraktives Angebot machen."/dde/DP/zb

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