Börse am Morgen

Dax ruhig vor Zinsentscheid– Immobilienmarkt schrumpft – Export von Elektrogeräten geht zurück

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Die Anleger am deutschen Aktienmarkt warten am Donnerstag mit Spannung auf die Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank. In der Frühe hielten sich die meisten Investoren zunächst weiter bedeckt. Der Dax verlor nach gut einer Stunden Handel 0,2 Prozent auf 15.623 Punkte.

Die Nervosität vor dem wichtigen EZB-Ereignis ist hoch: Am Vortag war der Dax zeitweise auf den tiefsten Stand seit Mitte August gefallen, hatte sich dann aber wieder etwas gefangen. Daten zur US-Inflation hatten die Anleger dagegen am Ende recht kaltgelassen. Für die bisherige Woche steht damit aktuell ein Minus von gut einem halben Prozent im deutschen Leitindex zu Buche. 

Die Europäische Zentralbank (EZB) äußert sich am frühen Nachmittag. Experten sind sich so uneins wie nie, und auch an den Finanzmärkten ist die Ungewissheit groß, wie sich die Währungshüter entscheiden werden. Bei den EZB-Entscheidern selbst war zuletzt offenbar umstritten, ob es zu einer weiteren Anhebung kommt, oder die Währungshüter erstmals seit dem Sommer 2022 das aktuelle Zinsniveau beibehalten werden. Für die Notenbanker gilt es, zwischen der sich eintrübenden Konjunktur und dem nach wie vor hartnäckigen Preisauftrieb abzuwägen.

Nordex erhält in Spanien Auftrag von Baywa 

Der Münchener Mischkonzern Baywa setzt beim Bau eines Windparks in Spanien auf die Turbinen vom Anlagenbauer Nordex. Baywa habe einen Auftrag zur Lieferung und Errichtung von 24 Turbinen erteilt, teilte Nordex am Donnerstag in Hamburg mit. Der Vertrag umfasse auch die Wartung der Anlagen für 25 Jahre. Ab Sommer nächsten Jahres sollen die Anlagen mit einer installierten Leistung von 5,9 Megawatt errichtet werden, die Inbetriebnahme ist im Frühjahr 2025 geplant. Der Park in Nordspanien entwickelt Baywa gemeinsam mit dem spanischen Unternehmen CEAR. 

Die von Nordex bisher in den spanischen Markt verkaufte Leistung summiert sich laut dem Vertriebschef für Spanien, Francisco Cejuda, auf 3,8 Gigawatt. Davon seien 3,18 Gigawatt in Betrieb, der Rest befände sich im Bau, sagte er. Mit einem Anteil von 45 Prozent sei Nordex vergangenes Jahr Absatzmarktführer in Spanien gewesen.

Prognose: Immobilienmarkt lässt weiter stark nach 

Nach dem Einbruch im Vorjahr lässt der deutsche Immobilienmarkt einer Studie zufolge im laufenden Jahr noch stärker nach. Das Hamburger Gewos-Institut erwartet auf der Grundlage der zum Halbjahr registrierten Deals nur noch rund 591 800 Kauffälle. Das wären knapp ein Viertel weniger Abschlüsse als im bereits schwachen Jahr 2022 und der geringste Wert seit Beginn der gesamtdeutschen Zeitreihe im Jahr 1995. Das bundesweite Umsatzvolumen soll demnach um 29,1 Prozent auf rund 198,1 Milliarden Euro sinken. Es handele sich bei Umsatz und Fallzahlen jeweils um die stärksten jemals gemessenen Rückgänge, teilte das Institut mit. 

Im laufenden Jahr treten die Folgen des Zinsanstiegs stärker zu Tage als noch 2022, erklärte Gewos-Experte Sebastian Wunsch am Donnerstag. Der bislang moderate Rückgang der Kaufpreise könne den Anstieg der Finanzierungskosten nicht annähernd kompensieren. Für Selbstnutzer wird so der Immobilienkauf immer schwieriger, da die Finanzierungskosten steigen und die hohe Inflation die Kaufkraft schmälert. Investoren wiederum warteten aus Unsicherheit ab. 

Die aktuelle Marktsituation ist weiterhin von einer ausgeprägten Kaufzurückhaltung gekennzeichnet. Gegenwärtig sehen wir für den weiteren Jahresverlauf keine wesentlichen Änderungen der marktbestimmenden Faktoren.

Sebastian Wunsch (Gewos)

Die Inflationsrate liege weit entfernt von den Zielvorstellungen der Notenbanken, so dass mittelfristig nicht mit einer Entlastung bei den Zinsen zu rechnen sei. Bei den Kaufpreisen erwarte man eine Stabilisierung zum Jahresende, weil sie aktuell langsamer fielen. 

Für die Studie hat Gewos bundesweit Daten zu abgeschlossenen Grundstückskaufverträgen bei den Gutachterausschüssen und die damit verbundenen Umsätze analysiert. 

2022 war der Umsatz mit Immobilien der Erhebung zufolge auf 279,4 Milliarden Euro eingebrochen - ein Rückgang um 17,2 Prozent im Vergleich zum Rekordjahr 2021 und das jähe Ende eines langjährigen Booms. Die Zahl der Transaktionsfälle war in der Jahresfrist um 16,1 Prozent auf 787.700 zurückgegangen.

Erster Rückgang der deutschen Elektroausfuhren seit Januar 2021 

Die Exporte der deutschen Elektro- und Digitalindustrie liegen trotz eines leichten Dämpfers im Juli im bisherigen Jahresverlauf deutlich über Vorjahresniveau. Zwar gab es im Juli den ersten Rückgang seit Januar 2021, wie der Branchenverband ZVEI am Donnerstag in Frankfurt mitteilte: Im Vergleich zum Vorjahresmonat sanken die Ausfuhren um 0,5 Prozent auf 19,4 Milliarden Euro. In den ersten sieben Monaten 2023 zusammen jedoch lagen die nominalen Ausfuhren der Branche mit 147,3 Milliarden Euro um 7,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraums. 

Von Januar bis einschließlich Juli lieferten deutsche Elektrohersteller nach Angaben des Verbandes allein in den Euroraum Waren im Gesamtwert von 50,3 Milliarden Euro und damit 10,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. 

Ein Plus verzeichnete die Branche im Juli im Handel mit dem wichtigen Absatzmarkt USA (plus 8,3 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro). Dagegen gingen die Lieferungen unter anderem nach China im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück (minus 8,2 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro). 

Kaum noch eine Rolle spielt nach Angaben des Verbandes der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) der Handel mit Russland: "Die Branchenexporte nach Russland wurden im Juli weiter um mehr als die Hälfte auf 45 Millionen Euro gedrosselt und waren damit jetzt auch absolut geringer als die Lieferungen in die Ukraine", erläuterte ZVEI-Chefvolkswirt Andreas Gontermann. 

Die Importe elektrotechnischer und elektronischer Güter nach Deutschland übertrafen im Juli 2023 den Wert des Vorjahresmonats leicht: Hier stand ein Zuwachs um 0,5 Prozent auf 20,3 Milliarden Euro zu Buche. In den sieben Monaten insgesamt beliefen sich die Elektroeinfuhren auf 157,4 Milliarden Euro - ein Plus von 10,1 Prozent zum Vorjahreszeitraum.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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