Börse am Morgen

Dax im Minus – BMW darf Batteriewerk bauen – EU kritisiert Handel mit China

onvista · Uhr
Quelle: peterschreiber.media/Shutterstock.com

Der Dax liegt zu Wochenauftakt im frühen Handel leicht im Minus mit 0,37 Prozent bei 15.499 Punkten.

Am Freitag war das Börsenbarometer mit zwischenzeitlich 15.471 Punkten an die Tiefpunkte der vergangenen Monate heran gerutscht und hatte auch seine 200-Tage-Linien nur mit Mühe gehalten. Diese beschreibt den langfristigen Trend. Im Fokus bleibt aus charttechnischer Sicht das Juli-Tief bei 15.456 Punkten. 

Die Aussichten für die Wirtschaft sind alles andere als rosig, womit auch die Fantasie für steigende Unternehmensgewinne zunehmend schwindet.

Jürgen Molnar (Kapitalmarktstratege bei Robomarkets)

Steigende Energiekosten belasteten das produzierende Gewerbe, steigende Zinsen vor allem den Immobilien-, dadurch aber auch irgendwann zwangsläufig den Finanzsektor. 

Marktbeobachter Andreas Lipkow ergänzte: „Derzeit zeichnet sich weder Dynamik aus der chinesischen Konjunktur noch aus der in den USA ab.“ Die europäische Wirtschaft sei hochgradig exportabhängig und daher dürfte die neue Handelswoche kaum positive Wirtschaftsnachrichten parat halten. 

Klares Ja für großes BMW-Batteriewerk in Niederbayern 

Der Weg ist frei für das zentrale Batteriewerk des Autobauers BMW im niederbayerischen Straßkirchen: Mit großer Mehrheit haben sich die Straßkirchner bei einem Bürgerentscheid am Sonntag für die Ansiedlung der Fabrik ausgesprochen, wie die Gemeinde mitteilte. BMW will dort pro Jahr 600 000 Hochvoltspeicher für Elektroautos montieren. 

Die Bürgerinitiative „Lebenswerter Gäuboden“ hatte den Entscheid erzwungen. Der Gemeinderat hatte sich zuvor klar hinter die Ansiedlung gestellt, durch die 3200 Arbeitsplätze entstehen sollen. 

Im Einzelnen bekam das Ratsbegehren zugunsten der Ansiedlung laut vorläufigem Ergebnis 75,3 Prozent Ja-Stimmen und 24,7 Prozent Nein-Stimmen. Das Bürgerbegehren, das sich gegen die Fabrik richtete, erreichte nur 29,6 Prozent Ja-Stimmen und 70,4 Prozent Nein-Stimmen. Die beiden Fragen waren separat gestellt worden. Die Wahlbeteiligung lag laut Gemeinde bei 76,9 Prozent. 

Für BMW hat die Fabrik, die nun auf einer Fläche entstehen soll, die zu Straßkirchen und dem Nachbarort Irlbach gehört, zentrale Bedeutung für das Hochfahren der Elektroautoproduktion. Von ihr aus sollen die Fahrzeugwerke im 40 Kilometer entfernten Dingolfing sowie Regensburg und München beliefert werden. Der Standort liegt nahe den Autobahnen A3 und A92. Die großen, schweren Akkus könnten daher auch mit E-Lastwagen direkt zu den Autowerken transportiert werden, zusätzliche Lager wären überflüssig. 

Hätten sich die Bürger gegen die Fabrik entschieden, wäre der Münchner Autobauer nach eigenem Bekunden wohl auf einen Standort außerhalb Bayerns ausgewichen. Jetzt zeigte sich der Autobauer erfreut: „Die Menschen in Straßkirchen haben für eine gemeinsame Zukunft mit der BMW Group gestimmt. Wir können damit hier in Bayern die Chancen nutzen, die die Transformation zur Elektromobilität bietet“, sagte Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic. Seine Vorstandskollegin Ilka Horstmeier sprach von einem „wichtigen Signal für den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland“. 

Auch weite Teile der Politik hatten sich im Vorfeld der Abstimmung für das Werk ausgesprochen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nannte das Ergebnis auf X „ein gutes Signal für die Region und den Wirtschaftsstandort Bayern“. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), dankte den Bürgern dafür „die richtige Wahl getroffen“ zu haben. „Bayern bleibt damit ein autofreundliches Land.“ Natürlich schmerze es ihn, dass „wertvoller Acker“ verloren gehe, am Ende überwögen aber die Vorteile. 

Der Sprecher der Initative „Lebenswerter Gäuboden“, Thomas Spötzl, äußerte sich dagegen enttäuscht. Allerdings sei die Wahlbeteiligung extrem hoch gewesen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Das zeige, dass man „einen Nerv getroffen“ und Aufmerksamkeit erregt habe. Die Gegner der Fabrik hatten unter anderem vor zusätzlichem Verkehr, dem Verlust wertvollen Ackerbodens und einer Verschärfung des Fachkräftemangels bei heimischen Betrieben durch die Konkurrenz der neuen Jobs bei BMW gewarnt.

EU-Kommissar kritisiert „sehr unausgewogenen“ Handel mit China 

EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis hat die Handelsbeziehungen der Europäischen Union mit China als „sehr unausgewogen“ kritisiert. Das Handelsdefizit betrage derzeit fast 400 Milliarden Euro pro Jahr, sagte der Lette bei einer Rede in Shanghai am Samstag. Zudem verteidigte er die Position der EU, gezielt strategische Abhängigkeiten gegenüber China zu minimieren. „Aber lassen Sie mich betonen: Risikominderung ist keine Entkopplung. Und die EU hat nicht die Absicht, sich von China abzukoppeln“, sagte Dombrovskis. 

Der EU-Kommissar befindet sich derzeit für einen viertägigen Besuch in China. Am Montag wird er in der Hauptstadt Peking erwartet, um dort mit Vize-Ministerpräsident He Lifeng zu sprechen. Zu erwarten ist, dass dabei auch die in der vergangenen Woche angekündigte EU-Untersuchung zu Chinas Unterstützung für Hersteller von Elektroautos besprochen werden dürfte. Die EU wirft der Volksrepublik vor, den Preis dieser Autos mit hohen staatlichen Subventionen zu drücken und den Herstellern damit unfaire Marktvorteile zu sichern. Peking hingegen kritisiert die Maßnahmen der EU als Verstoß gegen internationale Wirtschafts- und Handelsregeln. 

Am Dienstag hatte die Europäische Handelskammer in Peking in einem Positionspapier die mangelnde Marktöffnung für ausländische Unternehmen in China kritisiert. EU-Firmen hätten zuletzt mit neuen Richtlinien und Gesetzen zu kämpfen gehabt, hieß es in dem Bericht.

Redaktion onvista/dpa-AFX

Das könnte dich auch interessieren

Neueste exklusive Artikel