Bayer hält an striktem Kurs bei Glyphosat-Prozessen fest

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Frankfurt (Reuters) - Bayer plant trotz der jüngsten drei Niederlagen bei der Glyphosat-Klagewelle in den USA keine Änderung seiner Prozessstrategie.

"Wir haben keine Lust, riesige Schecks zur Beilegung von Glyphosat-Prozessen auszustellen, wenn wir wenig freien Cashflow haben", sagte Finanzchef Wolfgang Nickl am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. "Wir werden uns weiter verteidigen, das Produkt ist sicher." Der Konzern hatte angekündigt, wegen "zahlreicher beweiserheblicher und rechtlicher Fehler sowie verfassungswidrig exzessiver Schadenersatzurteile" Rechtsmittel gegen alle drei Jury-Entscheidungen einzulegen. "Wir glauben, dass wir extrem gute Argumente in den Berufungen haben", betonte Nickl.

Bayer hatte im Oktober drei Glyphosat-Prozesse in Folge wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Unkrautvernichters verloren, nachdem der Konzern zuvor neun Verfahren hintereinander gewonnen hatte. Nach den ersten gewonnenen Prozessen hatte das Unternehmen angekündigt, sich nur noch in sehr strategischen Einzelfällen auf Vergleiche einlassen zu wollen. Der neue Bayer-Chef Bill Anderson hatte im Sommer gegenüber Analysten diese Haltung bekräftigt: Das Unternehmen werde in dem verbliebenen Rechtskomplex "sehr hart" gegen seine Gegner vorgehen. Zuletzt standen noch für 52.000 der insgesamt rund 165.000 angemeldeten Ansprüche Einigungen aus.

Erst am Dienstag hatte ein Berufungsgericht in den USA entschieden, dass der Bundesstaat Kalifornien von Unternehmen nicht verlangen kann, Verbraucher vor möglichen Glyphosat-Risiken zu warnen, "die nie von einer Aufsichtsbehörde bestätigt wurden". Mit der Entscheidung wurde eine 2020 erlassene einstweilige Verfügung bestätigt. Die Vorwürfe gegen Glyphosat hat Bayer stets zurückgewiesen. Behörden weltweit haben das Mittel als nicht krebserregend eingestuft. Die Krebsforschungsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation WHO bewertete den Wirkstoff 2015 als "wahrscheinlich krebserregend".

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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