Kolumne von Heiko Böhmer

China, Inflation, US-Wahl: Welche Börsen-Risiken den Profis die größten Sorgen bereiten

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: NicoElNino/Shutterstock.com

2023 war ohne Frage das Jahr der großen Tech-Werte. Und 2024? Geht es nach den globalen Fondsmanagern, dann bleiben diese Aktien weiterhin attraktiv. Das ist ein Ergebnis der aktuellen globalen Fondsmanager-Umfrage der Bank of America für den Januar. 

In der Umfrage wird immer die Frage nach dem "most crowded trade" gestellt – also der beliebtesten Anlagemöglichkeit. Und wie schon seit Oktober 2023 stehen hier die großen Tech-Werte auf dem ersten Platz. Immerhin 52 Prozent der Fondsmanager halten diese zuletzt schon sehr gut gelaufenen Aktien noch immer für attraktiv. Spannend ist dabei: Seit Oktober 2023 ist der Anteil von 37 Prozent eben auf jetzt 52 Prozent noch einmal deutlich angestiegen. 

Die Umfrage deckt aber noch weitere Bereiche ab und liefert so ein klares Stimmungsbild: So gehört auch die Frage nach der konjunkturellen Entwicklung dazu. Immerhin fast 80 Prozent der befragten Fondsmanager erwarten hier ein sanftes Abflauen ("soft landing") der Konjunktur und nur 17 Prozent halten das Szenario eines abrupten Absturzes ("hard landing") für möglich. 

Die Gefahr einer Rezession in den USA und damit der wichtigsten Volkswirtschaft der Welt halten immerhin 41 Prozent der Fondsmanager auf Sicht der kommenden 12 Monate für unmöglich. Gleichzeitig sacken die Erwartungen für China massiv ab: Hier erwarten die globalen Fondsmanager jetzt eine Abschwächung der chinesischen Wirtschaft auf Sicht der kommenden zwölf Monate.

Damit erreichen die Erwartungen wieder das Niveau der Corona-Lockdown-Phasen von 2022. Noch vor knapp einem Jahr sah das ganz anders aus, als knapp 80 Prozent der Fondsmanager damals eine stärkere wirtschaftliche Entwicklung erwarteten. 

US-Wahl wird als größeres Risiko wahrgenommen

Aufschlussreich ist auch immer der Blick auf die Einschätzung der größten Risiken, die derzeit an den Kapitalmärkten von den Profis gesehen werden. Dabei wird eine Sache ganz deutlich: Es gibt nicht mehr nur ein Risiko, das als vorherrschend angesehen wird. Im Jahr 2023 war das die Angst vor einer längerfristig höheren Inflation. Dieses Risiko findet sich nun nur noch auf dem dritten Platz der Rangliste.

Weiter oben wird die harte Landung der US-Wirtschaft aufgefasst. Und an der Spitze der größten Risiken stehen die möglichen Gefahren, die sich aus einer Verschlechterung der geopolitischen Lage ergeben könnten. Mit Werten zwischen 21 und 25 Prozent liegen diese Risiken sehr nahe beieinander.

Zudem wird auch die im November 2024 anstehende Wahl des US-Präsidenten mittlerweile als größeres Risiko wahrgenommen. Schätzten im Dezember 2023 erst sechs Prozent der globalen Fondsmanager das als ein großes Risiko ein, so waren es in der jetzt abgeschlossenen Umfrage schon 11 Prozent. 

Grundsätzlich ist eher eine neutrale Ausrichtung der Fondsmanager festzustellen – es kommt keine Panik auf, es fehlen aber auch Signale für Euphorie. Vielleicht ist es genau der richtige Ansatz, mit etwas Gelassenheit das Börsenjahr 2024 zu starten. 

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