Europas Anleger bringen sich vor Fed-Entscheid in Stellung

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Frankfurt (Reuters) - Zum Start einer mit Firmenbilanzen und dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed vollgepackten Woche lassen die Anleger an Europas Börsen Vorsicht walten.

Der EuroStoxx50 gab am Montag leicht auf 4625 Punkte nach. Ein Kurseinbruch bei Bayer zog unterdessen den Dax um 0,6 Prozent auf bis zu 16.860 Zähler nach unten.

Die Bayer-Aktie büßte rund sechs Prozent ein und war damit mit Abstand der schwächste Dax-Wert. Der Agrarchemie- und Pharmakonzern hat bei den Glyphosat-Prozessen in den USA erneut eine Niederlage einstecken müssen und soll Schadenersatz und Strafen in Höhe von 2,25 Milliarden Dollar zahlen. "Auch wenn sich Bayer gute Chancen bei einer Berufung ausrechnet, das Thema lastet auf der Aktie wie Blei und macht das Papier zu einem Ladenhüter an der Börse", kommentierte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets.

Auch an der Wall Street hielten sich Anleger vor US-Börsenstart weitgehend zurück. Die Anleger warteten die Sitzung der US-Notenbank Fed und die Zahlen von Technologieriesen wie Microsoft, Meta und Apple im weiteren Wochenverlauf ab. "Allein von Dienstag bis Donnerstag öffnen in den USA Unternehmen ihre Bücher, die über 40 Prozent der Marktkapitalisierung des Nasdaq 100 ausmachen", sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst vom Broker CMC Markets. "Volatilität ist in einem solchen Umfeld fast schon garantiert."

SORGEN UM IMMOBILIENMARKT IN CHINA

Auf die Stimmung drückten auch Sorgen um die Konjunktur in China. Ein Gericht in Hongkong ordnete die Abwicklung des weltweit am höchsten verschuldeten chinesischen Immobilienentwicklers China Evergrande an. Das Urteil habe die Stimmung am Markt gedrückt, obwohl es nicht unerwartet gewesen sei, sagten Händler und Analysten. Es "erinnert die Investoren an den Abschwung im chinesischen Immobiliensektor", sagte Ken Cheung, leitender Devisenstratege für Asien bei der Mizuho Bank. Die Probleme drückten die Preise für im Hausbau verwendete Industriemetalle. Aluminium und Kupfer verloren knapp ein und fast ein halbes Prozent.

Das zuletzt teurere Rohöl stützte unterdessen die Aktien von Energiekonzernen wie Shell, BP und Total, die jeweils mehr als ein Prozent zulegten. Sorgen um die Lage in Nahost hatten die Preise für die Nordsee-Rohölsorte Brent und die leichte US-Sorte WTI in den letzten Tagen auf den höchsten Stand seit November getrieben. Am Montag gaben sie indes um 0,7 Prozent nach auf 82,95 und 77,45 Dollar pro Barrel.

HOCHTIEF UND ACS IM SINKFLUG

Bei weiteren Einzelwerten brachen unterdessen die Aktien von Hochtief sowie des spanischen Mutterkonzerns ACS am Nachmittag in der Spitze um mehr als zwölf und mehr als acht Prozent ein. Ein Händler verwies auf einen Bericht in der spanischen Tageszeitung "El Economista", demzufolge der Mautstraßenbetreiber Abertis einen schweren Rückschlag vor Gericht erlitten habe. Spaniens Oberster Gerichtshof habe eine Vier-Milliarden-Euro-Klage abgewiesen, die Abertis gegen die spanische Regierung wegen eines Autobahnsanierungsprojekts eingereicht hatte, sagte ein Gerichtssprecher.

Nach unten ging es auch für Philips nach der Einigung mit der US-Gesundheitsbehörde FDA im Streit um den Rückruf von Beatmungsgeräten. Die Titel des niederländischen Medizintechnik-Konzerns rutschten in Amsterdam um bis zu 8,7 Prozent ab und steuerten damit auf den bislang größten Tagesverlust zu. Philips hat sich verpflichtet, Veränderungen vorzunehmen. Bis dahin dürfen Neugeräte in den USA nicht mehr verkauft werden. Es sei unklar, wie lange dies dauern werde, da die Einzelheiten des Dekrets noch nicht bekannt seien, monierten die Citi-Analysten.

Hoch im Kurs standen dagegen die Titel des Rüstungselektronik-Herstellers Hensoldt, die um vier Prozent zulegten. Die Experten der US-Großbank Citigroup haben sie auf "Buy" nach zuvor "Neutral" hochgestuft und das Kursziel angehoben. Grund seien die steigenden Investitionen für Verteidigung in Europa.

(Bericht von Stefanie Geiger, Zuzanna Szymanska, redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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