Kolumne von Alexander Mayer

Bitcoin Halving: Das bedeutet es wirklich für die Preisentwicklung

decentralist.de · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: Overearth/Shutterstock.com

Es verbleiben noch etwas mehr als zwei Monate bis der nächste große Meilenstein des Krypto-Universums erreicht wird: das vierte Bitcoin-Halving steht laut aktuellen Berechnungen am 12. April 2024 an und wird die Neuerzeugungsrate von Bitcoin ein weiteres Mal halbieren. Von anfänglich 50 neu erzeugten Bitcoins pro Transaktionsblock in der Bitcoin-Blockchain wird die Belohnung der Bitcoin-Miner dafür, neue Transaktionen in die Blockchain einzutragen, auf nur noch 3,125 neue Bitcoins verringert. Diese vom Bitcoin-Protokoll mathematisch in Stein gemeißelte Regelung sorgt für die magische Zahl von 21 Millionen Bitcoins, die maximal jemals existieren können und dieschätzungsweise irgendwann im Jahr 2140 erreicht sein werden.  

Aus der ökonomischen Perspektive hat das Halving die größte Auswirkung auf die Mining-Industrie: Bei gleichbleibenden Kosten für die Instandhaltung der Mining-Geräte, Strom, Lagerkosten und Gehälter halbiert sich der erzielbare Umsatz. Aus der Perspektive der Finanzmärkte hat das Ereignis einen positiven Einfluss auf die Preisentwicklung, da das Verhältnis von Angebot und Nachfrage zugunsten einer potenziellen Preissteigerung verändert wird.

Bei gleichbleibender oder steigender Nachfrage wird ein verringertes Angebot sich positiv auf die Preisentwicklung auswirken, so die Logik. Das stimmt auch ohne Zweifel, doch der Effekt des Halvings wird mit jedem Mal deutlich weniger, da sich das Angebot auf immer niedrigerem Niveau verringert.

Blick auf vergangene Halvings

Das Halving hat sich innerhalb des Krypto-Sektors seine Stellung als zentraler Orientierungspunkt für die unverkennbar zyklische Preisentwicklung von Bitcoin gesichert. Alle vier Jahre passiert das nächste Halving und um dieses Ereignis herum spielt sich der jeweils vierjährige Preiszyklus von Bitcoin aus.

Dabei hat das Halving bisher jedoch nicht den Anfang, beziehungsweise das Ende eines jeweiligen Zyklus markiert, sondern hat eher in der Mitte eines jeweiligen Zyklus stattgefunden. Ein neuer langfristiger Aufwärtstrend hat sich bisher stets in einem Pre-Halving-Jahr entwickelt, während im zweiten Jahr nach dem Halving stets ein Bärenmarkt voran gegangen war. Die Phasen der größten Preisbewegungen nach oben haben sich entsprechend um das Halving-Jahr herum, sowie ein Jahr danach ausgespielt.

Auch ein Blick auf die saisonale Preisentwicklung von Bitcoin ist in diesem Kontext interessant. Das vierte Quartal eines Jahres ist – mit erkennbaren Parallelen zum Aktienmarkt – oft eine der stärksten Phasen für die Bitcoin-Preisentwicklung. Das lässt sich auch anhand der vergangenen Halvings erkennen. Während nach dem ersten, im November 2012 stattgefundenen Halving, nur wenige Wochen später die parabolische Phase der Preisentwicklung stattgefunden hatte, hat es nach den Halvings im Juni 2016 sowie im Mai 2020 noch einige Monate gedauert, bis der Bullrun in seine heiße Phase übergegangen war – und zwar bis zum jeweiligen vierten Quartal, beziehungsweise Jahresende.

Quelle: Tradingview

Während zudem beim Halving im Jahr 2012 und 2020 keine wirklich großen Preisschwankungen rund um das Event stattgefunden haben, ist der Preis in das Halving im Jahr 2016 mit einer Rally hineingegangen, hat anschließend jedoch eine deutliche Korrektur hingelegt, die den Preis wieder in die Nähe des Pre-Halving-Niveaus zurückgebracht hat.

Blick auf die fundamentale Lage

Das Halving hat ohne Zweifel einen positiven Einfluss auf die Preisentwicklung, da es das Verhältnis von Angebot und Nachfrage auf der Angebotsseite entsprechend positiv beeinflusst. Allerdings spielt das Halving aufgrund des geringeren Verknappungseffektes keine so große Rolle mehr wie früher, da Bitcoin aufgrund seiner mittlerweile erreichten Größe von ganz anderen Faktoren wesentlich deutlicher beeinflusst wird. Zum einen hat der in den USA zugelassene Bitcoin-Spot-ETF das Fundament dafür gelegt, den Bitcoin-Markt langfristig viel stärker zu verändern.

Derzeit können die ETF-Märkte noch nicht für einen positiven Preiseinfluss sorgen, da vor allem der in einen ETF umgewandelte Grayscale Bitcoin Trust eine Menge Verkaufsdruck auf den Markt bringt. Diverse Insolvenzen der im 2022er-Bärenmarkt hochgegangenen Krypto-Unternehmen wie FTX, Celsius oder auch Genesis werden derzeit abgewickelt und werfen die nun verfügbar gewordenen GBTC-Shares in ihren Bilanzen auf den Markt, um die Gläubiger auszahlen zu können. Doch sobald sich der „Grayscale-Effekt“ gelegt hat, könnten die ETF-Märkte einen deutlich größeren Einfluss auf den Bitcoin-Preis nehmen als das Halving, da hier wesentlich größere Volumina eine Rolle spielen.

Während die Menge an Bitcoins, die auf täglicher Basis durch die Mining-Industrie potenziell auf den Markt geworfen werden könnten, sich durch das Halving von 900 auf 450 verringert, hat alleine BlackRock seit dem Handelsstart der ETFs am 11. Januar über 75.000 Bitcoins (ausgehend vom derzeitigen Wert von 3,3 Milliarden Dollar und einem Bitcoin-Preis von 43.500 Dollar) vom Markt gekauft. Die gesamten Zuflüsse in die ETFs exklusive Grayscale belaufen sich (Stand 7.2.2024) auf 7,8 Milliarden Dollar, was zum derzeitigen Kurs knapp 180.000 Bitcoins entspricht.

Nach bisher 20 Handelstagen ergibt das einen Kaufdruck von 9000 Bitcoin täglich. Sollte sich diese Nachfrage die nächsten Monate auch nur annähernd in diesem Bereich halten, dürften die ETFs – sobald unter anderem der Verkaufsdruck durch die angesprochenen Insolvenzen abgehandelt ist - eine wesentlich größere Rolle für die Preisentwicklung spielen als der Effekt durch das Halving.

Fazit aus der Investment-Perspektive

Ohnehin beeinflusst das Halving lediglich die Angebotsseite. Letzten Endes entwickelt sich der Preis aus der Nachfrage nach Bitcoin. Und hier spielt – wie schon oft in vergangenen Kolumnen von mir erläutert – der globale Liquiditätszyklus der Zentralbanken die mit Abstand größte Rolle. Anleger sollten aus meiner Sicht daher keinen zu großen Fokus auf das Halving legen. Es wird sicher erneut einen gewissen Einfluss auf die Preisentwicklung nehmen, doch unmittelbar um das Ereignis herum wird aus fundamentaler Sicht erst einmal wenig passieren. Der positive Effekt auf der Angebotsseite wird sich erst nach und nach ausspielen und wie gesagt spielen andere Faktoren eine wesentlich wichtigere Rolle für die Bitcoin-Preisentwicklung.

Denken Sie langfristig!

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