Börse am Morgen 22.02.2024

Dax: Neues Rekordhoch – Nestlé verkauft wieder mehr – Delivery Hero: Aktie auf Talfahrt

onvista · Uhr
Quelle: Sittipong Phokawattana / Shutterstock.com

Der US-Chiphersteller Nvidia hat mit starken Zahlen die Anleger begeistert und sorgt damit am Donnerstag auch am deutschen Aktienmarkt für ausgelassene Stimmung. Der Dax kletterte nach gut 30 Minuten Handel auf 17.386 Punkte und erreichte damit ein neues Rekordhoch.

Technologiewerte wurden von Nvidia mit nach oben gezogen. Infineon gewannen fast fünf Prozent, SAP legten um mehr als zwei Prozent zu.

Der Boom bei Künstlicher Intelligenz (KI) treibt das kräftige Wachstum beim US-Chipkonzern Nvidia weiter an und ließ dessen Aktien im nachbörslichen New Yorker Handel nach oben springen. „Nvidia hält die Rally am Laufen“, schrieb der Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Mit den Quartalszahlen von Nvidia werde zumindest ein Teil der imposanten KI-Rally legitimiert. Die Analysten von Bernstein Research nahmen die Zahlen und Prognosen von Nvidia zum Anlass, ihr Kursziel für die KI-Aktie auf 1.000 Dollar hochzuschrauben.

Nestlé verkauft im Schlussquartal wieder mehr

Nestlé hat bei der Verkaufsmenge zum Endspurt 2023 die Trendwende geschafft: Im letzten Jahresviertel hat der Lebensmittelgigant wieder mehr Produkte verkauft, nachdem die Menge zuvor fünf Quartale in Folge geschrumpft war.

Das sogenannte interne Realwachstum (RIG), das sich aus der Verkaufsmenge und Mix-Effekten zusammensetzt, belief sich im Schlussquartal auf 0,4 Prozent, wie das Unternehmen am Donnerstag in Vevey mitteilte. Für das Gesamtjahr ergibt sich nach den drei negativen Vorquartalen allerdings ein Rückgang um 0,3 Prozent

Dennoch verzeichnet Nestle ein organisches Wachstum von 7,2 Prozent. Dafür sorgten Preiserhöhungen von 7,5 Prozent, wie der Mitteilung zu entnehmen ist.

Der Umsatz des weltgrößten Lebensmittelkonzerns belief sich auf 93,0 Milliarden Franken. Das sind 1,5 Prozent weniger als im Jahr 2022. Dafür war allerdings in erster Linie der starke Schweizer Franken verantwortlich, der den Umsatz um 7,8 Prozent verringerte.

Nestle ist 2023 leicht profitabler geworden. Der operative Gewinn (EBIT) ging zwar um 0,3 Prozent auf 16,1 Milliarden Franken zurück, die entsprechende Marge war mit 17,3 Prozent jedoch etwas höher als im Jahr davor (17,1 Prozent).

Unter dem Strich verdiente der Konzern 11,2 Milliarden Franken. Das ist ein Plus von knapp 21 Prozent. Im Jahr 2022 hatten allerdings noch Wertberichtigungen von 2,7 Milliarden den Überschuss stark gedrückt.

Als Dividende will das Unternehmen seinen Aktionären nun 3,00 Franken pro Aktie auszahlen nach 2,95 Franken im Jahr davor. Damit bleibt Nestle seiner Politik einer ständig steigenden Dividende treu: Es ist die 29. Dividendenerhöhung in Folge.

Für das laufende Jahr setzt sich Nestle zum Ziel, ein organisches Umsatzwachstum von „um 4 Prozent“ zu erreichen. Außerdem soll die zugrundeliegende operative Ergebnismarge „leicht“ ansteigen. Die mittelfristigen Ziele für 2025 bestätigt Nestlé.

Delivery Hero: Foodpanda-Verkauf gescheitert - Aktie auf Talfahrt

Der Essenslieferdienst Delivery Hero will seine Geschäfte in Südostasien nun doch behalten. Gespräche mit einem potenziellen Käufer seien abgebrochen worden, teilte der Konzern am Mittwochabend mit. „Die Entscheidung, die Verhandlungen nach Monaten abzubrechen, ist nach gründlichen Überlegungen gefallen“, sagte Konzernchef Niklas Östberg laut Mitteilung. Anleger zeigten sich enttäuscht. Zum Start brach der Kurs der Aktie am Donnerstagmorgen um gut neun Prozent ein. Eine Erholung des Kurses rückt in weite Ferne. Zuletzt hatten Spekulationen über ein Scheitern des Foodpanda-Verkaufs bereits belastet.

Vor einer Woche hatte Finanzchef Emmanuel Thomassin der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX gesagt, er sehe keinen Zeitdruck beim Verkauf des Geschäfts. „Wir müssen Foodpanda nicht verkaufen, auch wenn das ein Vorteil für unsere Liquidität wäre“. Damit reagierte der Manager auch auf Bedenken von Investoren, dass der Finanzmittelfluss von Delivery Hero nicht ausreichen könnte, Schulden aus eigener Kraft zu bedienen.

Wer genau ein Auge auf Foodpanda geworfen haben soll, blieb bis zuletzt unklar. Naheliegend ist der Platzhirsch Grab, der in der Region eine Vielzahl an Diensten anbietet: Kunden können über eine App Restaurantessen und Supermarktbestellungen zu sich nach Hause liefern lassen, Paketzustellungen buchen und auch taxiähnliche Fahrten ordern. Selbst als erste Gerüchte über eine Abkehr von Grab zugunsten einer Fusion mit dem Konkurrenten GoTo aufkamen, gab sich Delivery Hero zuversichtlich. Der Konzern betreibt Foodpanda in Singapur, Malaysia, Thailand, Kambodscha, Myanmar, Laos und in den Philippinen.

So richtig durchstarten konnte der Konzern in der Region ohnehin nicht. Aus Vietnam hatte sich Delivery Hero mit seiner Marke Baemin Anfang Dezember verabschiedet. Zwar ist Asien gemessen am Umsatz das mit Abstand wichtigste Segment von Delivery Hero. Allerdings hinkt das Wachstum deutlich hinter dem der anderen Regionen hinterher: Während alle anderen Sparten im vierten Quartal prozentual zweistellig zulegten, stagnierte die Umsatzentwicklung in Asien.

Ein Grund für das langsame Wachstum in Fernost ist der harte Wettbewerb, durch den Delivery Hero entsprechend hohe Werbeausgaben aufwenden musste. In der Branche locken Unternehmen zumeist Neukunden mit Rabatten. Allerdings erwiesen sich die Werbung in der Vergangenheit oft als kontraproduktiv: Vor allem in Südkorea kämpfte Delivery Hero mit besonders findigen Kunden, die sich immer wieder neu registrierten und damit besonders günstig Essen bestellen konnten. Das ist mittlerweile nicht mehr möglich.

So ganz begraben will Delivery Hero seine Verkaufsabsichten allerdings nicht. Das Unternehmen bleibe offen für Gespräche. „Allerdings wird Delivery Hero nur noch Verhandlungen weiterführen, bei denen mit hoher Abschlusswahrscheinlichkeit Wert für unsere Aktionäre geschaffen werden kann“, hieß es. Zudem will der Vorstand „strategische Alternativen“ prüfen.

Kurse deutscher Tech-Werte spüren vorbörslich Nvidia-Rückenwind

Deutsche Tech-Werte haben am Donnerstag vorbörslich von den Nvidia-Zahlen profitiert. Der Boom bei Künstlicher Intelligenz (KI) treibt das kräftige Wachstum beim US-Chipkonzern weiter an und dies ließ nicht nur dessen Aktie im nachbörslichen New Yorker Handel anziehen, sondern auch mit der Chipbranche verbundene deutsche Werte.

Für die Titel des Chipkonzerns Infineon etwa ging es vorbörslich um 2,3 Prozent hoch. Aber auch Aktien aus der Zuliefer- und Branchenausrüsterindustrie zogen an: Für den Waferhersteller Siltronic ging es um 1,5 Prozent hoch und für den Anlagenbauer Aixtron um 2,1 Prozent. Aus dem SDax zogen die Tech-Werte PVA Tepla und Süss Microtec um bis zu 2,6 Prozent an.

Die Kennziffern von Nvidia seien einmal mehr bemerkenswert gut ausgefallen, schrieb der Bernstein-Analyst Stacy Rasgon in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Trotz der hohen Markterwartungen hätten die Eckdaten klar darüber gelegen. „Dies dürfte den Marktoptimismus hinsichtlich des KI-Booms weiter anheizen“, schrieben am Morgen die Experten der Commerzbank.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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