Bayer hält vorerst an Konzernstruktur fest - "Bleiben für alles offen"

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Frankfurt (Reuters) - Bayer-Chef Bill Anderson plant vorerst keine Veränderung der Konzernstruktur und will das Pharma- und Agrarunternehmen mit dem von ihm eingeführten neuen Organisationsmodell schlagkräftiger machen. Die Antwort auf die Frage nach der künftigen Struktur und einer möglichen Aufspaltung des Konzerns laute "nicht jetzt", damit sei aber nicht "niemals" gemeint. "Natürlich werden wir für alles offenbleiben", sagte Anderson am Dienstag zur Jahresbilanz und dem Kapitalmarkttag für Investoren in London laut Redetext.

In den kommenden zwei bis drei Jahren wolle sich der Konzern darauf konzentrieren, eine starke Pharma-Pipeline aufzubauen, die rechtlichen Risiken zu reduzieren, die Verschuldung zu senken und das neue Organisationsmodell weiter einzuführen. Dieses ist mit einem erheblichen Personalabbau zulasten vieler Führungskräfte verbunden, wie Bayer bereits angekündigt hatte. Das soll ab 2026 zu jährlichen Einsparungen von zwei Milliarden Euro führen, erklärte der Konzern nun. Wie viele Stellen insgesamt gestrichen werden, ist weiter offen.

"Wir haben drei starke Divisionen. Aber an vier Stellen gibt es dringenden Handlungsbedarf", sagte Anderson mit Blick auf Patentabläufe und die Pipeline im Pharmageschäft, die US-Rechtsstreitigkeiten wegen des Unkrautvernichters Glyphosat und der Chemikalie PCB, den hohen Schuldenstand sowie die hierarchische Bürokratie bei Bayer. Um die rechtlichen Risiken und die damit verbundenen Unsicherheiten zu reduzieren, wolle das Unternehmen seine Strategie anpassen und "neue Ansätze inner- und außerhalb der Gerichtssäle verfolgen".

UMBAU WÜRDE MANAGEMENT-KAPAZITÄTEN BINDEN

Anderson, der vor einem Dreivierteljahr das Ruder von seinem Vorgänger Werner Baumann übernahm - der Bayer mit der milliardenschweren Übernahme des Glyphosat-Entwicklers Monsanto eine Klagewelle ins Haus holte und viel Vertrauten verspielte - hatte für den Kapitalmarkttag Pläne für die Zukunft des Konzerns angekündigt. Der Druck auf den Amerikaner ist hoch. Anleger erwarteten von ihm nach seinem Amtsantritt eine Überprüfung der Konzernstruktur - die Forderungen reichten von einer Abspaltung des Geschäfts mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten bis hin zu einer kompletten Aufspaltung des Unternehmens.

Doch Reuters hatte bereits Mitte Januar von Insidern erfahren, dass Anderson in diesem Jahr keine großen strukturellen Veränderungen angehen wird. Er wolle sich zunächst auf die Einführung des neuen, vereinfachten Organisationsmodells konzentrieren. Einer gleichzeitigen Aufspaltung des Konzerns in drei Teile hatte Anderson zur Quartalsbilanz im November eine Absage erteilt. Neben der Beibehaltung von drei Divisionen sah er eine Trennung vom Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten (Consumer Health) oder der Agrarsparte als die wesentlichen möglichen Optionen.

Anderson betonte, jede Art von struktureller Veränderung würde den größten Teil der Zeit und der Energie des Managements über einen Zeitraum von mindestens 24 Monaten in Anspruch nehmen. "Seit ich bei Bayer bin, habe ich mit vielen CEOs gesprochen, die große strukturelle Veränderungen umgesetzt haben. Die Botschaft war klar: Man kann entweder das operative Geschäft neu aufsetzen, um die Performance zu verbessern, oder man kann eine große strukturelle Veränderung vornehmen – aber man kann nicht beides gleichzeitig tun."

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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