Kolumne von Alexander Mayer

Bitcoin: Drei Szenarien, wie dieser Bullrun ausgehen könnte

decentralist.de · Uhr
Quelle: Overearth/Shutterstock.com

Der Krypto-Bullrun ist in vollem Gange. Bitcoin, das Zugpferd des gesamten Krypto-Sektors, hat getreu vergangener Krypto-Zyklen diesen Bullrun bereits letztes Jahr eröffnet und macht sich derzeit auf, in die Preisfindungsphase jenseits des letzten Allzeithochs überzugehen. Diverse Altcoins sind in den vergangenen Monaten ebenfalls wieder aus ihrem Winterschlaf erwacht und haben einen Vorgeschmack darauf gegeben, was uns in der heißen Phase des Bullruns noch erwarten könnte.

Die Zeit der Positionierung in diverse Krypto-Assets ist nun fast vorbei. Jetzt rückt die Frage in den Fokus, wann in diesem Krypto-Zyklus die richtige Zeit für Gewinnmitnahmen gekommen ist. Der entscheidende Faktor, wie lange sich dieser Bullrun sowohl im Krypto-Sektor als auch an den Aktienmärkten noch ausspielen kann, liegt in der weiteren Entwicklung der Geldpolitik – und der daraus resultierenden makroökonomischen Entwicklung. Im Folgenden möchte ich drei der aus meiner Sicht plausibelsten Szenarien diskutieren, wie sich dieser Bullrun weiter ausspielen könnte:

Szenario 1: Ein klassischer Bullrun nach Fahrplan

Sollte Bitcoin sich weiterhin treu an vergangene Preismuster halten, dann dürfte uns ein Ende dieses Bullruns wohl erst im Jahr 2025 erwarten. Die etwa vier Jahre andauernden, zyklischen Preismuster, in denen der Krypto-Sektor sich immer wieder bewegt, basieren auf verschiedenen Modellen, die jedoch alle ein Stück weit mit der makroökonomischen Entwicklung zusammenhängen.

Sei es das alle vier Jahre stattfindende Bitcoin-Halving, der Liquiditätszyklus der Zentralbanken oder der klassische Business-Cycle. All diese Zyklen hängen mittlerweile zusammen, seitdem im Jahr 2008 durch die Finanzkrise und die anschließenden geldpolitischen Interventionen ein Kredit-Reset stattgefunden hat, durch den sich die Welt zum Nulltarif refinanzieren konnte, um die Schockwirkung der Krise abzufedern und das System nicht zusammenbrechen zu lassen.

Quelle: Tradingview

Es gibt einige Faktoren, die für dieses Szenario sprechen: Wir befinden uns in einem US-Wahljahr, was historisch gesehen für eine finanziell großzügige Politik der amtierenden Regierung spricht, um sich Wählerstimmen zu sichern. Das stützt die Wirtschaft, den US-Konsumenten und auch die Aktienmärkte.

Hinzu kommt eine unter dem Strich bereits seit einigen Monaten wieder lockere Geldpolitik. Die Federal Reserve mag zwar offiziell noch eine quantitative Straffung durchführen, doch bereits seit letztem Jahr fließt wieder genug Liquidität aus anderen Töpfen in die Märkte, um das mehr als auszugleichen. Unter anderem die exzessive Schuldenaufnahme der US-Regierung sorgt hier unter dem Strich für eine anhaltende Geldmengenausweitung.

Auch krypto-intern gibt es noch genug Treiber, um die Rally eine ganze Weile am Laufen zu halten. Vor allem die ETF-Märkte könnten für einen anhaltenden Kapitalstrom sorgen, da Bitcoin nun für die institutionellen Spieler einfach zugänglich ist und die lockere Geldpolitik Bitcoin als alternativen Parkplatz für Kapital zunehmend attraktiver macht.

Szenario 2: Der Bullrun findet ein schnelles Ende

An den Finanzmärkten sind derzeit zwar die Bullen los, doch die Sorge vor einer Rezession steckt immer noch in den Köpfen vieler Marktteilnehmer. Viele befürchten sogar, dass wir uns nach den Jahrzehnten eines anhaltenden Bullenmarktes nun in eine Phase der Depression bewegen könnten, da die Quittung für die langen Schuldenexzesse einerseits und die sich verschlechternden wirtschaftlichen Gesamtbedingungen andererseits, ausgelöst durch De-Globalisierung, das wachsende Demographie-Problem in vielen Ländern und eine anhaltende Inflation, bald endgültig ihren Tribut fordern werden.

Die Befürchtung bei diesem Szenario ist, dass auch eine weitere geldpolitische Lockerung im großen Stil die wirtschaftlichen Engpässe nicht mehr wird auffangen können und dass die daraus resultierenden Kredit-Ausfälle sowohl auf der unternehmerischen als auch auf der Ebene der Staatsanleihen zu einer starken Verringerung der Geldmenge und damit zu einer Phase der Deflation führen werden, welche die Asset-Preise auf eine langanhaltende Talfahrt führt.

In diesem Fall würde sich die derzeitige Hausse an den Märkten lediglich als letztes Blowoff-Top entpuppen und dann mit einem Knall enden, der auch Bitcoin mit in die Tiefe reißen dürfte, da alle Assets gleichermaßen fallen und wieder die Devise „Cash is King“ gilt. Dieser wirtschaftliche Knall dürfte von einem rapide sinkenden Leitzins als Reaktion auf die Krise begleitet werden.

Derzeit hoffen die Märkte zwar auf Zinssenkungen, um Druck von der Wirtschaft zu nehmen, doch die Realität sah in der Vergangenheit meistens so aus, dass die Zinsen nicht langsam und nach Fahrplan, sondern als schnelle Reaktion auf eine Krise gesenkt worden sind.

Quelle: Tradingview

Die derzeitige Seitwärtsphase des US-Leitzins könnte daher zum Lebensfaden für diese Rally werden und eine Senkung wäre gleichbedeutend mit deren Ende, so wie es bereits in der Zwischenrally 2019 der Fall war. Möglicherweise könnte die Party damit schon im Sommer 2024, spätestens Ende des Jahres vorbei sein und die Märkte in einen langanhaltenden Bärenmarkt schicken.

Szenario 3: Credit-Event und neue geldpolitische Exzesse

Dieses Szenario wäre das mit Abstand chaotischste, doch leider ist es auch nicht komplett unwahrscheinlich. Die US-Wirtschaft mag die schnelle Zinserhöhungsphase scheinbar gut absorbiert haben, doch der US-Bankensektor und die US-Regierung bleiben im Klammergriff der hohen Zinsen. Die Banken sind defacto pleite, da sie weiterhin auf hohen Buchverlusten ihrer Unterwasser stehenden Staatsanleihen sitzen.

Die US-Regierung muss einen riesigen Berg an Schulden refinanzieren – unter den derzeitigen Konditionen ist das jedoch nicht machbar, ohne endgültig in eine Schulden-Todesspirale abzurutschen, denn es wird immer schwerer, neue Käufer für die stetig größer werdende Menge an Anleihen zu finden, die die Regierung auf den Markt werfen muss. Das US-Finanzministerium hat die Schuldenaufnahme bereits ans kurze Zinsende verlagert, muss jedoch auch dort immer höhere Zinsen zahlen, um ihre Anleihen noch loszuwerden.

Diese Ausgangslage liefert das Rezept für eine neue Liquiditätskrise, sobald es zu ernsthaften Engpässen bei der Finanzierung kommt. Die Fed wird dem nur mit einer Antwort begegnen können: neue geldpolitische Exzesse. Vielleicht wird ein mögliches Credit-Event die Märkte kurzzeitig erschüttern, so wie es im Zuge des Corona-Crashs im März 2020 der Fall war. Vielleicht ist die Erwartungshaltung der Märkte an die Fed mittlerweile aber auch so groß, dass wir in solch einem Szenario gar keine fallenden Kurse mehr sehen werden.

Klar ist jedoch, dass eine neue massive Ausweitung der Geldmenge den Preis für Vermögenswerte nach oben treiben wird. Bitcoin wird davon ganz besonders profitieren und die neue Liquidität in sich aufsaugen. Ein möglicher Crash könnte einige Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischen und irrtümlicherweise zu der Annahme verleiten, dass die Rally für Bitcoin vorbei ist. Doch die anschließende Kurssteigerung in diesem Szenario dürfte nur umso heftiger werden. Ich persönlich halte das erste oder das dritte Szenario für am wahrscheinlichsten. In jedem Fall gehe ich nicht davon aus, dass Bitcoin sich so bald in einen anhaltenden Bärenmarkt verabschieden wird. Anhand der fundamentalen Lage spricht zu viel dagegen.

Denken Sie langfristig!

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