Europas Anleger gehen vor US-Inflationsdaten in Deckung

Reuters · Uhr
Quelle: (c) Copyright Thomson Reuters 2024. Click For Restrictions - https://agency.reuters.com/en/copyright.html

Frankfurt (Reuters) - Nach dem schwungvollen Wochenstart haben die Anleger an Europas Börsen am Dienstag auf die Bremse getreten.

Dax und EuroStoxx50 gaben jeweils um knapp ein Prozent auf bis zu 18.180 beziehungsweise 5014 Punkte nach. Mit Spannung blickten Investoren auf die am Mittwoch anstehenden US-Inflationsdaten für März, von denen sie Hinweise auf den Zeitpunkt der Zinswende der US-Notenbank Fed erhofften. "Sollte sämtliche Zinssenkungsfantasie plötzlich aus dem Markt gehen, droht nicht nur ein kurzes Gewitter am Aktienmarkt, sondern ein stürmisches Frühjahr mit Korrekturpotenzial bis in den Sommer hinein", kommentierte RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar.

Im Vorfeld der Preisdaten sowie der Zinssitzung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag scheuten Investoren das Risiko. "Die Aktienmärkte scheinen sich derzeit in einer Warteschleife zu befinden, und ich denke, das wird so bleiben, bis wir mehr Klarheit über die Inflation und den Zustand der Wirtschaft erhalten", sagte Dan Boardman-Weston, Investmentchef bei BRI Wealth Management. Angesichts robuster Wirtschaftsdaten in den USA sowie der hartnäckigen Inflation haben Anleger ihre Erwartungen für Zinssenkungen zuletzt zurückgeschraubt. "Der Markt erwartet nur noch zwei Zinssenkungen der Fed in diesem Jahr und damit steigt der Druck auf die Unternehmensgewinne, die mittlerweile ambitionierten Bewertungen an der Wall Street zu stützen", sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets.

CHINA-AUSSICHTEN TREIBEN INDUSTRIEMETALLE

Unterdessen trieb die Aussicht auf einen weltweiten Aufschwung im verarbeitenden Gewerbe die Preise für Industriemetalle an. Der Kupferpreis in Shanghai kletterte auf einen Rekordwert; der Kupferkontrakt in London verharrte in der Nähe seines höchsten Stands seit 14 Monaten. Auch Zink und Zinn erreichten in Fernost den höchsten Stand seit mehreren Monaten. Aluminium wurde knapp unter dem Zweijahreshoch vom Montag gehandelt.

"Es ist eine ziemliche China-Wette", sagte Vishnu Varathan, Experte von der Mizuho Bank in Singapur. Chinas verarbeitendes Gewerbe expandierte im März zum ersten Mal seit sechs Monaten. Selbst Eisenerz, das durch Chinas Immobilienabschwung unter Druck steht, stabilisierte sich. Die wirtschaftlichen Erwartungen hätten sich nach der Ankündigung politischer Maßnahmen zur Kontrolle des Rohstahlhandels und zum Austausch alter Haushaltsgeräte gegen neue in einigen Regionen etwas verbessert, sagten die Analysten von Huatai Futures. China will die Rohstahlproduktion in diesem Jahr kontinuierlich steuern.

MINEN-BETREIBER GEFRAGT - GOLD WEITER AUF REKORDKURS

Angesichts der steigenden Metallpreise griffen Anleger bei Minenbetreibern zu. Rio Tinto-Aktien zogen in London um mehr als zwei Prozent an. Der rohstofflastige britische Index FTSE 100 verteidigte ein leichtes Plus. Unterdessen setzte der Goldpreis seine Jagd nach neuen Höchstständen fort. Das Edelmetall verteuerte sich um bis zu 0,9 Prozent auf 2359 Dollar je Feinunze und knüpfte damit an seine jüngste Rekordserie an.

Bei den Einzelwerten zogen in London zudem BP-Aktien um rund zwei Prozent auf den höchsten Stand seit Ende Oktober. Der Ölmulti erfreute Anleger mit einer in Aussicht gestellten höheren Fördermenge bei Öl und Gas im ersten Quartal. Auch die Produktion von emissionsarmer Energie werde im Vergleich zum Vorquartal anziehen.

Nach der jüngsten Rekordjagd brachen dagegen Rheinmetall-Aktien um bis zu 12,1 Prozent ein und steuerten damit den größten Tagesverlust seit mehr als eineinhalb Jahren an. Zunächst kletterten die Titel des Rüstungskonzerns noch auf ein frisches Rekordhoch von 571,80 Euro, bevor Anleger Kasse machten. Nach der Rally angesichts der weltweit steigenden Militärausgaben habe es eine Welle von Gewinnmitnahmen gegeben, konstatierte ein Händler.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

Neueste exklusive Artikel