Anleger verdauen Notenbank-Entscheidungen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Fed ließ die Zinsen unangetastet. Das war erwartet worden. Aber auch Japans Notenbank hält die Füße still. Das jedoch enttäuschte die Erwartungen der Anleger.

Einen kleinen Spalt: So weit lässt die US-Notenbank Fed die Tür für baldige Zinserhöhungen offen. Klare Signale für eine Anhebung im Juni haben die US-Währungshüter zwar nicht gegeben. Dafür aber beurteilen sie die Lage der Weltwirtschaft ein wenig positiver.

Die wirtschaftliche Entwicklung dürfte eine “graduelle Anhebung” der Leitzinsen erfordern, hieß es im am Mittwoch veröffentlichten Kommentar der Notenbank. Diese Aussage machte die Fed zwar schon nach ihrer letzten Sitzung im Mitte März. Anders als noch im Vormonat erwähnte sie jedoch Störfeuer von außen nicht mehr ausdrücklich als Risiko für die US-Konjunktur. An den Finanzmärkten wird eine Wahrscheinlichkeit für eine Zinsanhebung im Juni allerdings weiterhin bei nur knapp 20 Prozent gesehen.

Die Aussagen der US-Notenbank zur weiteren Zinspolitik haben an der Wall Street den Dow Jones Industrial aber immerhin wieder zum Sprung über die Hürde von 18.000 Punkten verholfen. Auch der marktbreite S&P-500-Index fand im Handelsverlauf in die Gewinnzone. Die technologielastige Nasdaq-Börse hingegen schwächelte. Enttäuschende Quartalszahlen des iPhone-Herstellers Apple forderten Tribut.

Asiatische Börsen im Minus

In Tokio hingegen rutschten die Kurse in Minus. Dort hat die japanische Notenbank die Anleger verstimmt. Es herrsche Enttäuschung am Markt, dass die Währungshüter im Kampf gegen die Konjunkturflaute auf eine weitere Öffnung der Geldschleusen verzichteten, sagten Händler. Die Bank von Japan ließ ihre Geldpolitik unverändert. In Tokio gab der Leitindex Nikkei daraufhin anfängliche Gewinne wieder ab und rauschte in den Keller. Er schloss 3,61 Prozent im Minus bei 16.666 Punkten. Viele andere asiatische Börsen lagen ebenfalls im Minus.

Die schwachen Vorgaben der Börsen in Fernost belasten auch den deutschen Aktienmarkt. Der Dax startete mit Verlusten in den Donnerstaghandel. In den ersten Handelsminuten ging es für das deutsche Börsenbarometer rund 0,7 Prozent runter auf 10.230 Zähler.

Auf der Agenda stehen heute unter anderem die Arbeitslosenzahlen für April. Volkswirte gehen von einem saisonbedingten Rückgang der Erwerbslosenzahl um rund 70.000 auf 2,78 Millionen aus.Zudem rückt auf der Unternehmensseite die Berichtssaison immer weiter in den Fokus.

Hohe Verluste und überraschende Gewinne

Der wegen des Skandals um gefälschte Emissionswerte unter Druck geratene Volkswagen-Konzern legt heute seine vollständige Bilanz für das vergangene Jahr vor. Schon bekannt ist, dass Europas größter Autobauer 2015 infolge des Diesel-Skandals den höchsten Verlust in seiner Geschichte verkraften musste. Details folgen nun bei der Jahrespresse- und Analystenkonferenz in Wolfsburg.

Aktionäre der Deutschen Bank dürfen sich indes über ein überraschend gutes Ergebnis im ersten Quartal freuen. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 236 Millionen Euro, wie Deutschlands größtes Geldhaus mitteilte. Das ist zwar 58 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, Analysten hatten aber im Mittel mit einem Verlust von 300 Millionen Euro gerechnet. Der neue Chef John Cryan habe offenbar sehr gute Erfolge bei der Kostenkontrolle erzielt, sagte ein Händler. Gerade nach dem enttäuschenden Kursverlauf seit Jahresbeginn sollte die Aktie nun an ihren jüngsten Erholungsversuch anknüpfen. Das Papier bleibt mit einem Minus von fast 26 Prozent seit Jahresbeginn der mit Abstand schlechteste Dax-Wert.

Die Aktie von Wacker Chemie reagierte unterdessen positiv auf die erhöhte Ergebnisprognose des Spezialchemiekonzerns. Papiere von Wincor Nixdorf profitierte von einer erhöhten Umsatzprognose des Geldautomatenherstellers, während der Luftfahrt- und Rüstungskonzerns Airbus nach der Zahlenvorlage ein Minus hinnehmen muss.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
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