Berlusconi will zwei Währungen für Italien

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Kann eine Parallelwährung für Italien die Lösung sein? Diese Idee hat zumindest Ex-Ministerpräsident Berlusconi. Italiens Banken hingegen haben andere Sorgen.

Wenige Tage vor dem Referendum über eine Verfassungsänderung in Italien hat sich Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi für ein Zwei-Währungs-System in Italien ausgesprochen. “Ich glaube, dass der Euro ein schlecht durchdachtes Projekt war und dass er weder Italien noch Europa gut getan hat”, sagte Berlusconi der italienischen Zeitung “Il Foglio”.

“Dennoch hoffe ich keinesfalls, dass Italien daraus austritt, zu diesem Zeitpunkt wäre das ein weiterer Fehler.” Denkbar wäre vielmehr ein Zwei-Währungs-System, das “uns teilweise die Souveränität über die Währung wiedergibt, ohne aus dem Kreis des Euro auszutreten.”

Vor der Abstimmung am Sonntag werden wieder die Sorgen um einen “Italexit” laut, also einen möglichen Austritt Italiens aus der Währungsunion. Ein Euro-Austritt des Landes ist unter Ökonomen aber umstritten: Sie halten eine Mehrheit dafür im italienischen Parlament auch im Falle von Neuwahlen für unwahrscheinlich.

Die könnte Präsident Sergio Mattarella bereits im Frühjahr oder Sommer 2017 ansetzen, wenn die Italiener beim Referendum mehrheitlich gegen die von der Regierung anvisierte Verfassungsänderung stimmen. In dem Fall wird ein Rücktritt von Premierminister Matteo Renzi erwartet.

Stärkerer Kapitalpuffer für systemrelevante Banken

Bei einem Nein der Italiener zur Verfassungsänderung fürchten Börsianer Turbulenzen an den Finanzmärkten. Sorgen bereitet insbesondere das italienische Bankensystem. Die Geldhäuser des südeuropäischen Landes gelten als deutlich unterkapitalisiert. Auf ihnen lastet ein Berg fauler Kredite. Sollten die Italiener bei der Abstimmung am Sonntag mit “Nein” stimmen, dürften die Banken zunehmend in Schwierigkeiten geraten, sich am Finanzmarkt mit frischen Kapital zu versorgen.

Dabei müssen die drei größten Banken UniCredit, Intesa Sanpaolo und Monte dei Paschi wegen ihrer Bedeutung für das nationale Finanzsystem in den kommenden Jahren ihre Kapitaldecke deutlich stärken. Die Geldhäuser seien als systemrelevant eingestuft worden, teilte die italienische Notenbank mit. Von 2018 an müssen sie daher einen zusätzlichen Kapitalpuffer aufbauen.

Monte dei Paschi versucht gerade mit einem Kraftakt, rund fünf Milliarden Euro frisches Kapital aufzutreiben, ohne den Staat zur Kasse bitten zu müssen. Der neue UniCredit-Chef Jean Pierre Mustier stellt Mitte Dezember seine Strategie vor. Teil davon dürfte laut Insidern auch eine Kapitalerhöhung um bis zu 13 Milliarden Euro sein.

OnVista/dpa-AFX
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