Dax fällt vor wichtiger Brexit-Rede unter 11.500 Punkte – Britisches Pfund stoppt Talfahrt

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Anleger warten ganz gespannt auf die Grundsatzrede der britischen Premierministerin May zum geplanten Brexit. Bis dahin stehen aktuelle Umsatzzahlen auf der Agenda.

Gestern Trump, heute Brexit: Anleger am deutschen Aktienmarkt sind verunsichert. Nachdem der Dax zum Wochenauftakt 0,6 Prozent auf 11.555 Punkte verloren hat, geht es zum Start in den Dienstaghandel abermals leicht abwärts. Der deutsche Leitindex verlor in den ersten Minuten rund 0,8 Prozent und fiel auf 11.470 Punkte.

Am Montag noch waren die Verbalattacken des designierten US-Präsidenten Donald Trump gegen deutsche Autobauer das bestimmende Thema gewesen. Doch auch der Abschied Großbritanniens aus der Europäischen Union hatte gestern bereits die Gemüter beweg. Heute wird das noch einmal mehr so sein.

Grundsatzrede in London

“Alle Augen sind auf die Rede von Theresa May gerichtet”, sagte ein Börsianer. Die britische Premierministerin wird gegen 12.45 Uhr in einer Grundsatzrede ihre Brexit-Pläne vorstellen. Britische Medien erwarten einen klaren Bruch mit der Europäischen Union, einen sogenannten harten Brexit.

May werde in ihrer Rede einen Zwölf-Punkte-Plan für die Trennung von der EU vorlegen, berichteten mehrere Medien übereinstimmend. “Wir streben nicht danach, an Häppchen der Mitgliedschaft festzuhalten, wenn wir gehen”, zitierte der Nachrichtensender Sky News aus Mays Redemanuskript, das ihm nach eigenen Angaben vorliegt. Eines der zentralen Themen vom Mays Brexit-Strategie werde sein, die Kontrolle über die britischen Grenzen zurückzugewinnen.

Britische Währung fängt sich

Die Rede von Premierministerin May ist auch am Devisenmarkt das beherrschende Thema. Bereits am Wochenende war durchgesickert, dass die Regierung in London einen harten Brexit anstrebt. Der Kurs des britischen Pfunds war nach entsprechenden Presseberichten stark gefallen, konnte sich zuletzt aber wieder ein Stück weit erholen.

Der Kurs des Euro ist am Dienstag gestiegen. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0652 US-Dollar gehandelt und damit etwa einen halben Cent höher als am Vorabend. Die jüngsten Interview-Aussagen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump, die abermals auf eine stärker protektionistische Wirtschaftspolitik hingedeutet hatten, konnten den Euro nicht nachhaltig belasten. Im weiteren Handelsverlauf könnte das Ergebnis einer Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu den Konjunkturerwartungen für die Eurozone für neue Impulse sorgen.

Sorgen in Fernost

Die zunehmende Verunsicherung über den Kurs der US-Politik unter Trump und auch die Brexit-Sorgen haben indes die Aktienmärkte in Japan weiter belastet. “Optimismus und Hoffnung schwinden, und die Realität sorgt für Ernüchterung”, sagte Stefan Worrall, Direktor für das japanische Aktiengeschäft bei Credit Suisse.

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index notierte am Vormittag 0,6 Prozent tiefer bei 18.980 Punkten und fiel zeitweise auf den tiefsten Stand seit Anfang Dezember. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 0,7 Prozent auf 1519 Zähler. Außerhalb Japans war die Stimmung etwas besser. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans notierte unverändert.

Umsatzzahlen im Blick

Unter den Einzelwerten stehen unter anderem die Aktien von Beiersdorf im Fokus. Der Konsumgüterproduzent hatte 2016 von gut laufenden Geschäften mit seinen Marken Nivea oder Eucerin profitiert. Die Erlöse seien im abgelaufenen Jahr organisch um 3,2 Prozent auf 6,75 Milliarden Euro geklettert, teilte der Dax-Konzern mit.Analysten hatten lediglich mit einem leichten Umsatzplus von 0,5 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro gerechnet.

Europas größter Online-Modehändler Zalando hat dank eines guten Weihnachtsgeschäfts erstmals in einem Quartal die Milliarden-Umsatzgrenze geknackt. Die Einnahmen seien von Oktober bis Dezember um rund ein Viertel zum Vorjahreszeitraum auf knapp 1,1 Milliarden Euro gestiegen, so das Berliner Unternehmen in einem Zwischenbericht. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wird zwischen 81 und 104 Millionen Euro erwartet. Analysten hatten mit etwas besseren Zahlen gerechnet. Für die Anteilsscheine von Zalando ging es bei Tradegate um mehr als 5 Prozent nach unten. Der Online-Modehändler hatte einen Zwischenbericht für das abgelaufene Jahr vorgelegt.

Der ebenfalls im MDax notierte Großküchenausrüster Rational hatte im abgelaufenen Jahr dank einer guten Entwicklung in allen Welt-Regionen mehr umgesetzt als 2015. Die Erlöse seien um 9 Prozent auf rund 613 Millionen gestiegen, teilte das Unternehmen mit. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) rechnet Rational mit 166 bis 167 Millionen Euro nach 160 Millionen Euro im Vorjahr. Sowohl beim Umsatz als auch beim Ebit hatten Experten etwas mehr erwartet.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Deutsche Börse

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