Dax überspringt Marke von 12.600 Punkten

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Gleich zum Handelsstart toppt der Dax sein gestriges Rekordhoch. Vor dem entscheidenden Wahlgang in Frankreich herrscht Optimismus. Die Berichtssaison läuft zudem auf Hochtouren.

Die Jagd nach Rekorden hält an. Angesichts frisch erstarkter Hoffnungen auf einen europafreundlichen Wahlausgang in Frankreich eroberte der Dax gleich am Donnerstagmorgen neue Höhen. Zum Handelsstart kletterte der deutsche Leitindex zunächst um 0,2 Prozent auf rund 12.550 Punkte. Das Mini-Plus reichte bereits für eine Bestmarke. Im Verlauf der Vormittages jedoch baute der Index seine Gewinne immer weiter aus und übersprang knapp eine Stunde nach Handelsbeginn die Marke von 12.600 Punkten. 

Gestern hatte der Dax nach einem verhaltenen Start einen neuen Rekordstand von 12.532,25 Punkten erreicht. Zum Handelsschluss stand noch ein Plus von 0,2 Prozent auf 12.528 Punkte zu Buche. Nach Einschätzung von Marktbeobachtern herrscht überwiegend Optimismus vor der am Sonntag anstehenden Stichwahl des französischen Präsidenten. Der als europa- und wirtschaftsfreundlich geltende Kandidat Emmanuel Macron liegt in Umfragen immer noch vor der Rechtspopulistin Marine Le Pen.

Auch nach der hitzigen Fernsehdebatte zwischen Macron und der Le Pen am Vorabend bleibe der Vorsprung Macrons groß, kommentierten die Experten der Commerzbank. Macron gilt als Favorit nicht nur der Investoren an den Finanzmärkten, während Le Pen den Austritt aus der Eurozone will, was die Europäische Union in ihren Grundfesten gefährdet.

China-Daten und Fed-Aussagen ohne große Wirkung

Vor dem Hintergrund der Frankreich-Wahl konnten auch die aktuellen, eher trübe Stimmungsdaten aus dem chinesischen Dienstleistungssektor die Anleger nicht verstimmen. Der vom Wirtschaftsmagazin “Caixin” am Donnerstag veröffentlichte Einkaufsmanagerindex für die Dienstleistungsbranche war im April auf 51,2 Punkte gefallen. Der Indikator ging damit den vierten Monat in Folge zurück. Damit deutet der “Caixin”-Indikator zwar immer noch auf Wachstum hin. Allerdings fiel der Index fast auf das Niveau aus dem Mai 2016 zurück.

Keine Überraschung kam unterdessen von der US-Notenbank. Die Fed hat gestern den Leitzins konstant gehalten und die Tür für die zweite geldpolitische Straffung in diesem Jahr offen. Die Währungshüter machten deutlich, dass sie die Wachstumsschwäche zu Jahresbeginn für einen Ausrutscher halten. Zudem betonten sie die Stärke des Arbeitsmarkts. Manche Experten werteten diese optimistischen Töne als Signal, dass die Fed für eine Anhebung im Juni Gewehr bei Fuß steht.

Die Aussicht auf eine Zinserhöhung in den USA im Juni hat die asiatischen Aktienmärkte am Donnerstag gebremst. Der MSCI-Index für die asiatischen Aktienmärkte ohne Japan gab 0,4 Prozent nach. Die Tokioter Börse war wegen eines Feiertags geschlossen.

An der Wall Street sind die Fed-Aussagen hingegen ohne große Wirkung geblieben. Der Dow Jones Industrial schloss hauchdünn im Plus bei 20,958 Punkten. Für den breiter gefassten S&P 500-Index ging es jedoch um 0,1 Prozent auf 2388 Punkte abwärts. Die Technologiewerte zollten außerdem der jüngsten Rekordjagd und den nun bekannten Apple-Zahlen ihren Tribut. Ihr Auswahlindex Nasdaq 100 fiel um 0,3 Prozent auf 5625 Punkte.

Bilanzen aus der ersten Börsenreihe

Bevor neue Konjunkturdaten wie die Einzelhandelsumsätze in der EU oder die Auftragseingänge der US-Industrie dem Gesamtmarkt Impulse liefern dürften, sind es zunächst aktuelle Unternehmensbilanzen, die Bewegung in Einzelwerten bringen dürften. Im Dax rückten Siemens, Infineon, Adidas und BMW in den Blick.

Dank seines guten Abschneidens im zweiten Geschäftsquartal ist der Elektrokonzern Siemens erneut zuversichtlicher geworden. Trotz Belastungen durch die jüngst abgeschlossenen Übernahmen im Windkraft- und Softwaregeschäft bestätigte Siemens seine Wachstumsprognose für das Gesamtjahr. Das Ergebnis je Aktie werde sich zwischen 7,20 und 7,70 Euro bewegen.

Tempo legte auch Europas größter Sportartikelhersteller Adidas im ersten Quartal vor. Der Umsatz kletterte unter anderem wegen kräftiger Zuwächse in Nordamerika und China um 19 Prozent. Die Hausmarke Adidas, aber auch die Fitnesstochter Reebok wuchsen jeweils zweistellig. Das Betriebsergebnis verbesserte sich um 29 Prozent auf 632 Millionen Euro.

Brummende Geschäfte und starke Zahlen

Ein starkes Geschäft mit der Autoindustrie hat dem Halbleiterhersteller Infineon im zweiten Quartal einen kräftigen Ergebnisanstieg beschert. Das Segmentergebnis erhöhte sich um 20 Prozent auf 296 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt mit 299 Millionen Euro gerechnet. Der Umsatz legte um sieben Prozent auf 1,7 Milliarden Euro zu.

Der Auto- und Motorradbauer BMW verdiente im ersten Quartal auch unter dem Strich deutlich mehr als vor einem Jahr. Nachdem aber bereits im April ein zweistelliges Umsatzplus und ein starker Anstieg beim Vorsteuerergebnis vermeldet wurde, war dies keine große Überraschung mehr. BMW bestätigte zudem seine Jahresziele.

Die Aktien von Bayer dürften wegen einer in den USA abgewiesenen Klage zum Blutverdünner Xarelto Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Insgesamt sind mehr als 18.000 Klagen gegen den deutschen Chemie- und Pharmakonzern sowie den US-Konzern Johnson & Johnson anhängig, die Xarelto in Zusammenarbeit entwickelt haben. “Es ist zwar nur die erste von einer Reihe weiterer Klagen gegen das Blockbuster-Produkt Xarelto, sie könnte aber Signalwirkung haben”, sagte ein Händler.

onvista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Deutsche Börse

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