Demut statt Übermut
Hallo allerseits! Die aufgeregten Headlines der Börsenjournalisten können einem ganz schön auf den Senkel gehen. Seit Tagen tauscht man die Ankündigung der „Magischen Marke 13.000“ und der Warnung vor einem „Rücksetzer“ aus - so als wäre das eine oder das andere für die Anleger lebenswichtig. Dazu kommt, dass man immer wieder auf „Dax auf neuem Rekordhoch“ zurückgreifen kann. Ist ja auch krass, was sich bei unseren Aktien tut. Und wer nicht dabei ist, darf sich ärgern.
Zugegeben, darüber freut sich auch ein alter Börsenfuchs, vor allem weil der Fuchs bekanntlich ein Bulle ist. Trotzdem warne ich vor Euphorie (was andere Strategen auch tun). Vor allem nicht überschnappen und ruhig weiteratmen! Und wer den Mut aufbrachte, sich von der Unsicherheit im zurückliegenden Jahr nicht abschrecken zu lassen, für den lohnt sich schon eine Zwischenbilanz.
Wer nicht im zweistelligen Plus gegenüber 2016 ist, hat was falsch gemacht. Die Dax-Erholung seit dem Indextief vor gut einem Jahr (im Bereich von 8.700 Punkten) ist schon sagenhaft, denn sie macht mittlerweile klar mehr als 40 Prozent aus! Und dass europäische Aktien, vor allem unsere, einigen Nachholbedarf gegenüber den trump-festen Werten in Ami-Land hatten (und immer noch haben!), war spätestens im letzten Herbst/Winter kein Geheimnis. Aber selbst wer zögerte und erst zum Jahreswechsel eingestiegen ist, hat mittlerweile mehr als 11 Prozent Wertsteigerung im Topf - mehr als 11 Prozent in gut vier Monaten. Hallo, das ist doch Grund zum Jubeln. Selbst wenn wir in normalen Zinszeiten leben würden, wäre das eine Superperformance, und zwar bezogen auf den Zeitraum und im Vergleich zu anderen gängigen Anlageformen.
Würde sich jetzt nix Besonderes mehr tun, gäbe es etwa eine längere Schaukelbörse um das aktuelle Niveau herum, dann dürfte sich eigentlicher keiner beschweren. Der Mutige (er wird ja oft, aber nicht immer belohnt) setzt auf noch mehr, glaubt an eine Fortsetzung der Dax-Rekordjagd - er kalkuliert dabei einen vielleicht sogar beträchtlichen Rücksetzer ein. Der Übermütige blickt nur nach oben (selbst wenn ihm der Nacken wehtut). Das kann sich rächen.
Nein, ich plädiere wieder mal für Demut, meine Freunde! Was ist das eigentlich? Es gibt eine geile Definition: „Demut ist die Bereitschaft, etwas als Gegebenheit hinzunehmen, nicht darüber zu klagen und sich selbst als eher unwichtig zu betrachten.“ Na ja, über den letzten Satzteil könnte man gut diskutieren. Also: Bleibt mutig, aber auch demütig!