Dividendenrendite statt Guthabengebühr

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute! Auch wenn ich hier gerne flapsig formuliere, so meckere ich andererseits, wenn Sprache missbraucht wird - wenn Worthülsen und Gelaber nützliche Information ersetzen. Übers Fachchinesisch, mit dem ja in aller Regel Anglizismen gemeint sind, will ich nichts sagen („Mandarin“ bleibt für die meisten von uns unerlernbar). Lob deshalb der Börse Düsseldorf, dass sie jetzt schon zum vierzehnten Mal das „Börsen-Unwort des Jahres“ ermittelt hat. Gewählt wurde für 2014 „Guthabengebühr“. Eine voll clevere Wortschöpfung, denn: Mit „Guthabengebühr“ haben die Werbefuzzies einer großen Bank ein Unwort geschaffen, das naiven Kunden etwas Positives suggeriert, auch wenn der Wortteil „Gebühr“ grundsätzlich negativ behaftet ist. Tatsächlich bedeutet der Begriff ja nichts anderes als Strafzins, denn diese und andere Banken berechnen gewerblichen Kunden inzwischen eine Gebühr für größere Einlagen und geben damit die von der EZB eingeführten Negativzinsen an Kunden weiter. Für die meisten privaten Sparer gibt es den Strafzins - die „Guthabengebühr“ - einstweilen noch nicht. Offiziell noch nicht. Denn für unsere Schäuble-Bonds ergibt sich nach Inflation und sowieso nach Steuern doch ein Strafzins! Eine irre Situation, dass der Kreditgeber (= Anleger) einem Kreditnehmer (= Staat) netto sogar noch was zahlt, damit der Schulden machen kann.

Aber Ihr wisst ja längst was Sache ist, meine Freunde. Und Ihr kennt meinen wiederholten Appell, Euch als „Aktien-Missionare“ bei Verwandten und Kumpels für sinnvolles Investieren in Sachwerte einzusetzen, um dem Freundeskreis zu verklickern, was „Finanzrepression“ praktisch bedeutet. Da ich die Welt möglichst mit einem Pluszeichen zu sehen versuche, schlage ich vor, neben dem Unwort auch das Wort des Jahres zu wählen. Aus Börsensicht könnte es zum Beispiel „Dividendenrendite“ sein. Das ist doch wirklich Werbung für die Aktienanlage! Wahrscheinlich käme es auch für 2015 in die engere Wahl.

Heute ausnahmsweise noch ein paar konkrete Empfehlungen - nicht unbedingt meine, weil ich hier keine speziellen Tipps geben darf. Aber es kommt nicht jeden Tag vor, dass eine bekannte und ehrenwerte Bank ihre „Top-Ten deutscher Aktien für das erste Quartal 2015“ veröffentlicht: Die größten Kurschancen sehen die Strategen von Metzler Capital Markets bei den Aktien der folgenden zehn Unternehmen: Axel Springer, Bayer, Deutsche Börse, E.ON, Hochtief, Hugo Boss, K+S, MTU Aero Engines, Volkswagen und Wacker Chemie. Zurückhaltung wird dagegen bei Deutsche Telekom, Linde Group, Software AG, Symrise und Talanx empfohlen. Begründung: Die „Top Ten“ sind Unternehmen, die zumindest von einem der beiden Trends profitieren dürften, die im ersten Quartal eine wichtige Rolle spielen: die ungebrochene Konsumlaune bei uns in ihrem Heimatmarkt und die laufende Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar. Wer sich als Stock-Picker selbst nach vorsortierten Qualitätsaktien umgucken will, sollte sich mal für die Liste der 100 „Champions“-Aktien des TM Börsenverlags interessieren (www.boerse.de).

boersenfuchs@onvista.de

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