Es gibt noch Fantasie für Aktien

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo allerseits! Börse kann ganz schön kompliziert sein. Ich weiß, das klingt banal, ist es aber nicht. Denkt nur darüber nach, welche Informationen für Euch wichtig sind - und welche richtig sind. Was heißt aber „richtig“? Bei der Suche nach einer plausiblen Antwort kommt man früher oder später drauf, dass es nur die Kurse sind. Die börslichen Preise für Aktien, Anleihen oder andere Produkte sind objektiv richtig. Bloß gelten sie nur für den Augenblick, den Moment ihrer Feststellung. Wenn der Handel weitergeht, gibt’s neue Kurse. Davon leben die Trader. Andererseits braucht die wirklich langfristigen Investoren nicht zu jucken, was im Tagesgeschehen so abgeht. Nur: Der klassischen Anleger, der kurz- bis mittelfristig auf Gewinne aus ist, dem schmecken stärkere Kursschwankungen halt nicht.

Wie dicht Chancen und Risiken an Finanzmärkten nebeneinander liegen, wird uns seit vergangenem Jahr vor allem durch politische Ereignisse vor Augen geführt (Brexit-Entscheidung, Trump-Wahl). Die Experten und „Experten“ einschließlich der Meinungsforscher hatten sich geirrt, viele Investoren lagen daraufhin erst einmal daneben. Auch jetzt sind nicht gerade wenige Strategen zu ängstlich gewesen - seit Wochen zücken die Sentiment-Analysten auf beiden Seiten des Großen Teichs dunkelgelbe Karten: Es drohen mutmaßlich massive Kursrückschläge bei Aktien. Die können auch noch kommen, irgendwann. Aber bevor das Sell-in-May-Gelaber wieder losgeht, wächst seit vorgestern die Hoffnung auf Fortsetzung des Aufwärtstrends.

Frankreich hat die Börsenwelt erst einmal verändert. Aus Sicht der Investoren ist die Präsidentschaftswahl entschieden. Nur noch 8% der Anleger sehen eine realistische Chance für Le Pen zu gewinnen. Aus einem Wahlsieg Macrons leiten die Anleger deutliche Kurschancen für Aktien und den Euro ab. Dies ergab eine Sonderumfrage der Stimmungsforscher von sentix, an der sich fast 800 Investoren beteiligten. Befragt nach den Aussichten für diverse Assetklassen bei einem Sieg Macrons gelten französische und Euroland-Aktien gleichermaßen als Favoriten, gefolgt von Euro und französischen Staatsanleihen. Mit den Kurssprüngen am Montag dürfte ein Teil dieses Potentials ausgeschöpft worden sein, glauben die Verhaltensforscher. Sie beobachten aber auch, dass selbst die Bullen noch nicht voll im Futter stehen. Fachlich richtig heißt das: Die Investoren, selbst die Macron-Fans, sind nicht vollumfänglich gemäß ihrer Markterwartung positioniert.

Es besteht demnach noch weiteres „Anpassungspotenzial“, was sich spätestens nach dem am 7. Mai bestätigten Wahlsieg kurswirksam zeigen könnte. Aber es geht ja nicht nur um Frankreich, sondern jetzt erst mal um den Trumpeter und seine „historische“ Steuerreform. Außerdem stützen viele gute Unternehmensdaten die positive Erwartungshaltung: Nachdem ein Fünftel der aktuellen Berichtssaison in Ami-Land hinter uns liegt, haben 77 Prozent der Zahlen positiv überrascht, obwohl die Erwartungen im aktuellen Umfeld bereits ganz schön hoch waren. Inzwischen sind die Schätzungen sogar um einen Prozentpunkt gestiegen: Analysten rechnen nun für das erste Quartal mit einem Anstieg der US-Gewinne um 11 Prozent im Jahresvergleich. Dazu die Deutsche Bank: „Angesichts dieser Entwicklung verwundert es kaum, dass viele Investoren derzeit auf US-Aktien zu setzen scheinen.“

Es sieht gut aus, aber das kann sich von heute auf morgen wieder ändern. Deshalb bleibe ich dabei: Zwischendurch auch mal Gewinne mitnehmen! Die Zahl der ausländischen Fachleute, die Europa empfehlen, nimmt weiter zu. Das ist gut für Dax und EuroStoxx. Trotzdem vom Fuchs nur zwei vorsichtige Vorhersagen: Dax über 13.000 wäre keine Überraschung. Und: Er wird am Jahresende noch höher liegen als aktuell.

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