Gefallene Zinsen sollten ihre Wirkung zeigen

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Angstschweiß der Bären
Der heutige Tagesverlauf im DAX war interessant. Grundsätzlich hat man ja das Gefühl, es fehlt die letzte Kraft in Richtung Jahreshöchstkurse bei knapp 10.500 Punkten. So verwunderte es mich nicht, dass die Kurse heute Morgen zunächst nachgaben. Doch die Wende nach oben im Verlauf des Tages, wo der DAX in zehn Minuten 100 Punkte gewann, könnte ein Signal sein, dass die Bullen nun die Oberhand gewinnen und der Angstschweiß der Bären immer stärker zu riechen ist. Ich weiß aus dem Frühjahr 2015 nur zu gut, wie es sich anfühlt, wenn man hofft, dass nochmal ein größerer Rückschlag kommt, dieser ab ausbleibt. Womöglich ist der Markt jetzt in dieser Phase.

„Brexit = große Kaufchance“ war richtig°

Am Tag nach der Brexit-Entscheidung nannte ich die zu diesem Zeitpunkt aktuellen Kurse Kaufkurse. Das war richtig. Der DAX hat seitdem zehn Prozent zugelegt. Und es dürfte weiter gehen. Was wir aktuell sehen, dürfte nur der Anfang dessen sein, was noch an den Aktienmärkten kommen wird. Selbst wenn sich der DAX noch etwas länger an den aktuellen Widerständen wie der 200-Tage-Linie und den Jahreshöchstkursen abarbeiten sollte, der Weg müsste nach oben gehen.
Ich versuche nun seit 30 Jahren die Aktienmärkte zu prognostizieren. Dies anhand von Konjunkturprognosen oder politischen Einflüssen zu tun, erscheint mir unmöglich. Die üblicherweise in den Medien angeführten Gründe für Haussen und Baissen haben nach meiner Erfahrung mit der Börsentendenz nur wenig bis gar nichts zu tun. Ein grundsätzliches Konjunkturbild ist sicher wichtig, aber das Wachstum der kommende Quartale voraus zu sagen, ist genauso schwierig wie Börsenprognosen. Damit ist es eben auch unmöglich auf Basis einer Konjunktureinschätzung die Börse vorauszusagen. Denn wenn ein Indikator im Gleichtakt mit dem Markt für den er Indikatorwirkung hat, steigt und fällt, nützt das gar nichts. Denn dann müsste man den Indikator richtig prognostizieren, was wie am Beispiel von Konjunkturprognosen oben erwähnt, fast immer genauso schwer ist, wie den eigentlichen Markt voraus zu sagen.

Die Zinsen sind ein vorauslaufender Indikator

Fallen die Zinsen und vor allem die am langen Ende, dann steigen die Aktien irgendwann, und umgekehrt. Zugegeben in den 90er Jahren war die zeitliche Nähe noch enger, was Prognosen deutlich einfacher gemacht hat. Doch die Korrelation besteht immer noch. Darauf fußt mein aktueller Optimismus. Denn seit nun über einem Jahr fallen die Anleiherenditen. Dass ich so extrem optimistisch bin, liegt am Zinsniveau selbst, dass gegenüber der Rendite von Aktien dafür sorgt, dass Dividendentitel so günstig sind.
Insgesamt erinnert mich die Situation stark an das Jahresende 2011. Auch damals hatte es einen massiven Einbruch gegeben. Die Stimmungsindikatoren hatten Kaufsignale erreicht und die langfristigen Zinsen waren gefallen. Was folgte war ein jahrelanger Anstieg der Kurse.

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