Ihre könnt darauf wetten, dass …

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Ich bin bekanntlich ein „Euro-Fuchs“ und deshalb gegen den Brexit. Der wird auch nicht kommen. Jetzt erst recht nicht. Und die Börsen drehen sich wieder mal. Als Fortsetzung zu meiner letzten Kolumne muss ich aber erst mal kurz was los werden, was mich (und natürlich viele von Euch) echt bedrückt: Ist es nicht zum kotzen, was weltweit so abgeht? Du kannst hingucken, wohin du willst - überall Gewalt, Töten, Terrorismus. Wir sollten vom Wort „Unmenschlichkeit“ besser  die beiden ersten Buchstaben streichen!

Das sollte man bedenken, wenn man (was ab und zu vorkommt) den Kopf schüttelt und den Börsen vorwirft, sie seien herzlos, gefühllos und unmoralisch. Das sind die Börsen-Profis, die handelnden Menschen, gewiss nicht. Aber auf ihrem Spielfeld, den Finanzmärkten, wird nun einmal berechnet und gerechnet. Deshalb muss man auch die aktuelle Nachricht richtig verstehen: Wieder wachsende Hoffnungen auf einen Verbleib Großbritanniens in der EU haben dem Pfund Sterling und den Aktien am Freitag Auftrieb gegeben. Ein Frankfurter Analyst kommentiert den Hintergrund dementsprechend total sachlich: „Die tragische Ermordung einer britischen Parlamentarierin gestern lässt den Devisenmarkt nicht innehalten, sondern führt dazu, dass die Folgen kühl und nüchtern eingepreist werden.  Sollte die Tat politisch motiviert gewesen sein, könnte dies knapp eine Woche vor dem Referendum die Zustimmung für einen Brexit verringern.“ Heute früh schon in Asien sind die Investoren davon ausgegangen, dass die Wahrscheinlichkeit eines EU-Austritts von Großbritannien gesunken ist. Auf den führenden Marktplätzen deshalb schon deutliche Erholungen der Aktienkurse.

Was ich die ganze Zeit sage - das wird eine Schicksalswahl. Schreibt das angesehene Handelsblatt: „Natürlich entscheiden die Briten am 23. Juni nicht nur über ihre eigene Zukunft, sondern auch über die der EU, deren Ansehen in anderen Mitgliedsstaaten ähnlich gelitten hat: Brüsseler Bürokratie, Griechenlands Fast-Pleite, Euro-Dramen und Flüchtlingskrise, alte Ressentiments und neue nationalistische Töne - natürlich fehlt es diesem Europa derzeit an Rückhalt, aber auch Überzeugungskraft.“ Und das begleiten die Journalisten mit einer wirklich ungewöhnlichen Aktion, dem Projekt London Live. Mit rund 50 (!) Kollegen reisen die Zeitungsleute am Wochenende in die britische Metropole, um in den nächsten Tagen über Land und Leute zu berichten - nicht nur aus der Hauptstadt, und nicht nur aus dem für London so lebenswichtigen Finanzdistrikt.

Heute in einer Woche wissen wir mehr. Ich bin auch gespannt, ob wir dann etwas erfahren über den außerbörslichen Handel mit Derivaten schon am Donnerstagabend, wenn Hedgefonds auf der Basis selbst finanzierter Meinungsumfragen (sind erlaubt, wenn sie nicht veröffentlicht werden) das Votum der Briten in den Kursen vorweg zu nehmen versuchen.

Ihr wisst ja, meine Freunde, dass ich sowieso der Meinung bin, deutsche Standardwerte sind unter Dax 10.000 unbedingt kaufenswert Jetzt könnten selbst Skeptiker mal darüber nachdenken, schon vorab jetzt auf den Verbleib unserer Nachbarn von der Insel in der EU zu setzen. Ganz einfach eine Wette. Wer da mitmachen will, kann nicht nur Kunde Londoner Buchmacher werden, sondern sollte auf weitere Erholung von Pfund Sterling und Aktien wetten. Also kaufen! In jedem Fall macht es Sinn, peu à peu den Goldbestand zu erhöhen, wobei ich weniger an die heiß gelaufenen Minenwerte denke, sondern an physisches Metall. Das hat aber nix mit Brexit zu tun, sondern sollte als wahrer Wert vor allem für den Fall betrachtet werden, dass einmal wirklich alles voll in die Hose geht (Rezession, neue Währungskrise, Währungsreform o. ä.).

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